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Fußball-Bundesliga: 1. FC Union Berlin will Zuschauer zum Saisonstart zurück ins Stadion lassen

July 13
01:28 2020
So soll es bald wieder aussehen im Stadion An der Alten Försterei - wenn es nach Union Berlin geht (Bild vom 1. März 2020) Icon: vergrößern

So soll es bald wieder aussehen im Stadion An der Alten Försterei – wenn es nach Union Berlin geht (Bild vom 1. März 2020)

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Eberhard Thonfeld/ imago images/Camera 4

Der 1. FC Union Berlin sorgt mit einem gewagten Vorstoß deutschlandweit für Diskussionen. Der Berliner Bundesligist will zu Beginn der neuen Fußballsaison wieder Zuschauer ins Stadion lassen – und zwar bei voller Kapazität, ohne Masken und Abstandsregeln. In Berlin sind Großveranstaltungen von den Behörden zwar noch bis Ende Oktober untersagt. Doch die Unioner haben sich trotzdem ein Konzept überlegt, mit dem sie 22.000 Fans zum Spiel ins Stadion An der Alten Försterei holen wollen.

"Was ich erlassen kann, kann ich auch wieder aufheben, ich kann auch eine Ausnahmeregelung gewähren", sagte Unions Geschäftsführer Kommunikation, Christian Arbeit, dem SPIEGEL mit Blick auf die aktuelle Berliner Verordnung. "In den letzten Wochen mussten wir auch jeden Spieltag beim Senat beantragen und haben jeden einzelnen Spieltag genehmigt bekommen."

Es gibt allerdings gravierende Unterschiede: Der Sonderspielbetrieb in den Profiligen war zuletzt nur ohne Zuschauer und mit einem besonderen Hygienekonzept gewährt worden. Darin waren unter anderem die mehrtägige Quarantäne sowie regelmäßige, negative Coronatests aller am Spieltag Beteiligten vorgesehen, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Wer nicht in Quarantäne konnte, aber auf die Tribüne wollte, musste wenigstens Maske tragen und Abstand halten. Insgesamt durften sich nur etwa 300 Leute im Stadion aufhalten.

Geht es nach "Eisern Union", sollen aber ab September wieder Anhänger in die Berliner Arena. Ohne Abstand, mit Gesang und Geschrei, wie es in der Stellungnahme auf der Website heißt. Zugang zum Stadion sollen demnach Personen erhalten, die neben einer Eintrittskarte auch einen negativen Corona-Test vorweisen können, der weniger als 24 Stunden alt ist.

Verein will die Testkosten selbst tragen

Das bringt jedoch aus wissenschaftlicher Perspektive einige Fallstricke mit sich. So enthalten etwa auch die Tests eine Fehlerquote, falsch durchgeführte Abstriche können trotz Virus zu negativen Befunden führen – oder aber das Virus ist schon vorhanden, aber noch nicht nachweisbar. Auch kann sich ein Zuschauer innerhalb der 24 Stunden nach der Testung noch anstecken.

"Da beziehen wir uns auf das Konzept zur Sonderspielregelung. Da wurde anerkannt, dass man in den ersten 24 Stunden nach einer Infektion noch nicht infektiös sei", sagte Christian Arbeit gegenüber dem SPIEGEL. "Wir können uns doch nicht dauerhaft damit abfinden, zukünftig alles mit 1,5 Meter Abstand stattfinden zu lassen."

Der Verein will die Kosten der Fan-Tests nach eigenen Angaben selbst tragen. "Was wir an Spieltagseinnahmen haben, werden wir einsetzen, um das Stadion vollzubekommen", sagt Arbeit.

Senat: "Weder Zu- noch Absage"

Ob sich das für die Berliner rechnet, ist fraglich: Für einen freiwilligen Coronatest, das heißt einen ohne medizinische Indikation durch entsprechende Krankheitssymptome oder besondere Gefährdung, werden für die Labordiagnostik zwischen 50 und 60 Euro fällig. Bei einem vollen Stadion an der Alten Försterei wäre das pro Spieltag mindestens eine Million Euro, die als Kosten anfallen. Über Spieltagseinnahmen dürfte das kaum aufzufangen sein. Union will sich dazu auf Anfrage jedoch nicht öffentlich äußern.

Die größte Hürde ist aber ohnehin die behördliche Beschränkung. Nach der aktuellen Verordnung sind Großveranstaltungen an der Luft mit mehr als 5000 Personen in Berlin noch bis 24. Oktober untersagt. Der in Berlin auch für den Sport zuständige Innensenator Andreas Geisel kündigte dennoch an, zumindest über das Konzept der Köpenicker diskutieren zu wollen. Es müsse aber die hygienischen Anforderungen erfüllen.

Auf die Frage, warum er es beim 1. FC Union für möglich halte, Anfang September 22.000 Zuschauer zuzulassen, wenn in Berlin noch bis Ende Oktober Großveranstaltungen untersagt sind, antwortete ein Senatssprecher dem SPIEGEL lediglich: "Es hat weder eine Zu- noch eine Absage an die Idee gegeben. Wir sehen es als Sportverwaltung auch grundsätzlich als unsere Pflicht an, dass wir uns Vorschläge, die an uns herangetragen werden, erst einmal im Detail anhören und erläutern lassen."

Auch Leipzig plant – aber mit Abstand und Maske

Für Ende September war wegen des Verbots von Großveranstaltungen unter anderem der Berlin Marathon vollständig abgesagt worden. Auch Veranstalter aus anderen Branchen wie der Kultur warten auf die Freigabe von Events durch die Politik.

Die neue Saison der Fußball-Bundesliga soll am 18. September angepfiffen werden. Eine Woche davor findet bereits der DFB-Pokal statt. Die vergangene Saison hatte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) mit einem strengen Hygiene- und Sicherheitskonzept als Sonderspielbetrieb zu Ende spielen können – allerdings ohne Zuschauer. Ein ähnliches, ligaübergreifendes Konzept soll es aber in der kommenden Saison nicht mehr geben.

Zuletzt hatte es bereits aus Leipzig einen Vorstoß gegeben, die neue Spielzeit wieder vor Zuschauern aufzunehmen. Die Landesregierung in Sachsen will ab September wieder Großveranstaltungen zulassen. Bundesligist RB Leipzig könnte so sein Stadion etwa zur halben Kapazität füllen, mit etwa 20.000 Zuschauern. Maskenpflicht und Abstandsgebot würden dort aber wohl – anders als beim Berliner Plan – wie gehabt Geltung haben.

Icon: Der Spiegel

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