Für Todesurteile verantwortlich: Brutaler Gefängnis-General in Syrien festgenommen
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Im berüchtigten Saidnaja-Gefängnis wurden viele Häftlinge zu Tode gefoltert.
Er soll für "zahlreiche Todesurteile" im berüchtigten Saidnaja-Gefängnis verantwortlich gewesen sein. Jetzt nehmen ihn Sicherheitskräfte der neuen syrischen Führung fest. Zuvor war General Hassan noch blutig verteidigt worden.
Sicherheitskräfte der neuen Führung in Syrien haben Aktivisten zufolge einen General festgenommen, der für zahlreiche Todesurteile im berüchtigten Saidnaja-Gefängnis verantwortlich sein soll. General Mohammed Kanjo Hassan, der unter der Herrschaft des langjährigen Machthabers Baschar al-Assad Chef der Militärjustiz war, sei mit 20 Begleitern in der Ortschaft Chirbet al-Maasa gefasst worden, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.
Hassan sei "verantwortlich für zahlreiche Todesurteile", hieß es weiter. Chirbet al-Maasa liegt in der westlichen Küstenprovinz Tartus, einer Hochburg der Assad-Anhänger. Am Vortag war die Festnahme von Hassan laut Beobachtungsstelle zunächst gescheitert. Bei Kämpfen im Zuge der versuchten Ergreifung des Assad-Generals waren demnach drei Vertreter der ehemaligen Regierung sowie 14 Sicherheitskräfte der neuen Regierung getötet worden.

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Kämpfer unter Führung der HTS-Miliz hatten am 8. Dezember Damaskus erobert und die jahrzehntelange Herrschaft von Assad in Syrien beendet. Assad, dem Entführung, Folter und Ermordung von Andersdenkenden vorgeworfen werden, floh nach Russland. Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen von einem Netzwerk von Aktivisten in Syrien. Ihre Angaben lassen sich häufig nicht unabhängig überprüfen.
Neuer Geheimdienst-Chef ernannt
Die von Rebellen gebildete Übergangsregierung in Syrien ernannte offiziellen Angaben zufolge inzwischen einen Geheimdienst-Chef. Anas Chattab ist der neue Leiter des syrischen Nachrichtendienstes, wie die syrische Nachrichtenagentur Sana meldete. Weitere Details zu Chattab gab die neue Führung bislang nicht bekannt.
Chattab soll bereits vor dem Sturz Assads eine Schlüsselrolle in der Opposition gespielt haben. Während des Bürgerkriegs war das Land tief gespalten. Präsident Assad ging brutal gegen jegliche Oppositionskräfte vor und kontrollierte bis zu seinem Sturz etwa zwei Drittel des Landes. Im Nordwesten gründete die Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) im Jahr 2017 eine Parallelverwaltung.

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Chattab habe bereits in der Verwaltung in Idlib eng mit Syriens neuem De-Facto-Herrscher Ahmed al-Scharaa zusammengearbeitet, schrieb der HTS-Kenner Orwa Ajjoub auf der Plattform X. Ajjoub forscht seit Jahren zu islamistischen Gruppen in Syrien an der Universität Malmö in Schweden.
Nach Angaben Ajjoubs schloss sich Chattab 2012 der Al-Nusra-Front, einem Vorläufer von HTS, an. Zuvor soll er im Irak gegen US-Truppen gekämpft haben.
Quelle: ntv.de, fzö/AFP/dpa