Frust statt absoluter Mehrheit: Le-Pen-Partei schimpft auf Macrons “Bündnis der Schande”
Politik

Jordan Bardella und der Rassemblement National (RN) können die Zahl ihrer Sitze in der französischen Nationalversammlung trotz der Niederlage deutlich ausbauen.
Die Rechtsnationalen verfehlen die absolute Mehrheit bei der französischen Parlamentswahl überraschend deutlich. Der Parteichef macht dafür wahltaktische Spielchen von Präsident Macron verantwortlich. "Diese Absprachen werfen Frankreich in die Arme der Linksextremen", wütet er.
Der Chef der französischen Rechtsnationalen, Jordan Bardella, hat nach dem überraschenden Sieg des Linksbündnisses bei der Parlamentswahl heftig gegen seine politischen Gegner ausgeteilt. "Das Bündnis der Schande und die Wahlabsprachen, die (Präsident Emmanuel) Macron mit linksradikalen Gruppen getroffen hat, berauben die Franzosen heute Abend einer Politik des Aufschwungs, die sie mit großer Mehrheit befürwortet hatten", schimpfte Bardella in Vincennes bei Paris. "Diese Absprachen werfen Frankreich in die Arme der Linksextremen."
Seine Partei feiere dennoch "den größten Durchbruch in ihrer Geschichte", betonte Bardella unter dem Applaus seiner Anhänger. "Der RN ist mehr denn je die einzige Alternative gegenüber der Einheitspartei."
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Das Mitte-Lager von Staatschef Emmanuel Macron und das linke Lager hatten vor der zweiten Wahlrunde eine Zweckallianz gebildet und aus taktischen Gründen zahlreiche eigene Kandidaten zurückgezogen, um sich nicht gegenseitig Stimmen wegzunehmen. Ihre Anhänger riefen die Parteien auf, gegen das RN zu stimmen.
"Sieg nur aufgeschoben"
Nach der entscheidenden zweiten Runde der französischen Parlamentswahl liegt das links-grüne Bündnis ersten Prognosen vom Abend zufolge überraschend vorn. Die Neue Volksfront kommt demnach auf 172 bis 215 von 577 Sitzen. Der RN von Marine Le Pen, die auf eine absolute Mehrheit gehofft hatte, würde demnach mit 115 bis 155 Sitzen auf den dritten Platz abrutschen – noch hinter dem Regierungslager von Präsident Emmanuel Macron mit 150 bis 180 Sitzen.
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Der Rechtsruck in Frankreich fällt damit kleiner als erwartet aus. Die Rechtsnationalen können ihre Fraktion dennoch deutlich ausbauen: Bisher verfügen sie nur über 88 Abgeordnete in der französischen Nationalversammlung.
Angesichts der Prognosen sprach das Gesicht des RN, Marine Le Pen, von einem "aufgeschobenen" Sieg ihrer Partei. "Die Flut steigt. Sie ist dieses Mal nicht hoch genug gestiegen, aber sie steigt weiter und deshalb ist unser Sieg nur aufgeschoben", sagte Le Pen im Fernsehsender TF1. "Ich habe zu viel Erfahrung, um von einem Ergebnis enttäuscht zu sein, bei dem wir unsere Anzahl an Abgeordneten verdoppeln", sagte Le Pen weiter. Der RN sei "die stärkste" Partei in Frankreich.
Quelle: ntv.de, chr/AFP