Nachrichten in der Welt


Nachrichten der Welt

Erdoğan sieht sich »mit Abstand vorn« – ist aber bereit für Stichwahl

May 15
03:37 2023

Es bleibt extrem knapp in der Türkei: In der Nacht trat Recep Tayyip Erdoğan vor seine jubelnden Anhänger. Auch er geht von einer Stichwahl aus – gab sich jedoch siegesgewiss.

Wer übernimmt (oder behält) die Macht in der Türkei? Diese Frage wird vermutlich erst in zwei Wochen zu beantworten sein. Denn inzwischen geht auch der amtierende türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan von einer Stichwahl am 28. Mai aus.

»Wir wissen noch nicht, ob die Wahl in der ersten Runde zu Ende sein wird, aber wenn die Menschen uns in eine zweite Runde schicken, werden wir das auch respektieren«, sagte Erdoğan in der Nacht zu Montag vor jubelnden Anhängern in Ankara nach Bekanntwerden vorläufiger Ergebnisse bei der Präsidentschaftswahl.

»Den Willen des Volkes muss jeder respektieren«, sagte er weiter. Im Parlament zeichne sich eine Mehrheit seiner Regierungsallianz ab. Er sei sich daher sicher, dass die Wähler in einer Stichwahl »Sicherheit und Stabilität« bevorzugen werden.

Stunden nach Schließung der Wahllokale ist noch kein klares Ergebnis zu erkennen. Während staatliche Medien den amtierenden Präsidenten vorne sahen, reklamierte die Opposition mit ihrem Spitzenkandidaten Kemal Kılıçdaroğlu die Führung für sich. Die Zählung der Stimmen dauerte am Montag noch an. Erdoğan erklärte, er habe eine »klare Führung« gegenüber seinem Herausforderer Kılıçdaroğlu.

Anadolu meldete am späten Sonntagabend mit Verweis auf mehr als 90 Prozent ausgezählte Stimmen einen Anteil von knapp unter 50 Prozent für Erdoğan – für den Staatspräsidenten lag der Anteil demnach bei 49,49 Prozent, für Kılıçdaroğlu bei 44,3 Prozent. Auch letzterer meldete sich in der Nacht zu Wort und erklärte, er werden den Wunsch des Volkes und damit auch eine Stichwahl respektieren.

Präsident wird, wer im ersten Wahlgang mehr als 50 Prozent der Stimmen bekommt. Schafft dies keiner der Kandidaten, treten die zwei Erstplatzierten in zwei Wochen in einer Stichwahl gegeneinander an. Und danach sieht es nun aus.

Die Auszählung der Stimmen aus dem Ausland verzögerte sich unterdessen, wie der Chef der Wahlbehörde, Ahmet Yener, mitteilte. Nach Auszählung von 40 Prozent der Auslandsstimmen lag Erdoğan auch hier vor seinem Herausforderer – mit 56 zu 40 Prozent.

Die Stimmen aus dem Ausland könnten das Ergebnis noch beeinflussen. Die etwa 3,4 Millionen Wahlberechtigten machen 5,3 Prozent aus. Die Wahlbeteiligung lag vorläufigen Zahlen von Anadolu zufolge bei rund 52 Prozent – und bei etwa 88 Prozent im Inland.

Ärger um angebliche Versuche der Wahlmanipulation

Allerdings zeichnete sich am Wahlabend Streit ab. Erdoğan hatte sich via Twitter zu Wort gemeldet. Die Wahlen hätten in »positiver und demokratischer Atmosphäre« stattgefunden, schrieb er. Auf Äußerungen der Opposition reagiert Erdoğan jedoch mit einer Verbalattacke.

Die größte Oppositionspartei CHP hatte seiner Regierungspartei vorgeworfen, die Stimmauszählung gezielt zu verzögern. In Hochburgen der Opposition lege die islamisch-konservative AKP bewusst Einspruch gegen die Ergebnisse ein, sagte der Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoğlu von der CHP in Ankara. Dadurch werde die Auszählung langsamer gemacht, und das Ergebnis falle zunächst zugunsten der Regierung aus.

Im Gegenzug beschuldigt Erdoğan die Opposition, die Ergebnisse der Wahl voreilig bekannt geben zu wollen. Er sprach in diesem Zusammenhang von einem »Raub des nationalen Willens«. Zudem rief der Präsident dazu auf, noch ungezählte Wahlurnen nicht aus den Augen zulassen. Ein ähnlicher Aufruf war zuvor auch von Herausforderer Kılıçdaroğlu gekommen.

Neueste Beiträge

18:46 Как смотреть любимые ТВ-каналы онлайн без регистрации и рекламы

0 comment Read Full Article