Einflussnahme auf Entscheidung?: “Versehentlich” Aufnahmen von Menendez-Anhörung veröffentlicht
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Auch die Begnadigung von Lyle Menendez wurde schließlich abgelehnt.
In der vergangenen Woche lehnen die Behörden die Begnadigung der Brüder Erik und Lyle Menendez ab. Noch während über Lyles Fall verhandelt wurde, veröffentlichte ein TV-Sender Mitschnitte aus Eriks Anhörung. Das ist mehr als unüblich.
Die Entscheidung, die Menendez-Brüder nicht zu begnadigen, wird von einem möglichen Justizskandal überschattet. Während der laufenden Entscheidung über eine Begnadigung von Lyle Menendez veröffentlichte der Fernsehsender ABC Audioaufnahmen der Anhörung seines Bruders Erik.
Darin schildert Erik Menendez detailliert die Morde an den Eltern Jose und Kitty Menendez im Jahr 1989. Die damals 19 und 21 Jahre alten Brüder hatten ihre wohlhabenden Eltern im Wohnzimmer ihres Elternhauses erschossen. Bei der Verurteilung wurde angenommen, dass das Motiv für die Tat Habgier war. Später berichteten die Jungen von jahrelangem Missbrauch durch den Vater. Die Mutter hätten sie als Komplizin angesehen.

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Der Sender hatte die Aufnahmen nach eigenen Angaben auf eine Anfrage erhalten. Ein Sprecher der Justizvollzugsbehörde bestätigte, dass die Audioaufnahme "irrtümlicherweise" veröffentlicht worden sei, ging jedoch nicht näher auf die Umstände ein. Tonaufnahmen der Anhörung waren nur Beamten der staatlichen Gefängnisse gestattet. Medienorganisationen war es untersagt, Informationen zu verbreiten, bis der Bewährungsausschuss seine Entscheidung verkündet hatte.
Gezielte Veröffentlichung?
Die Veröffentlichung habe im Anhörungsraum von Lyle Menendez sofort zu heftigen Reaktionen geführt, berichtete die "Los Angeles Times". Die Anhörung kam vorübergehend zum Erliegen. "Das ist widerlich", habe Tiffani Lucero Pastor, eine Verwandte der Brüder, dem Bewährungsausschuss zugerufen. Sie äußerte den Vorwurf, die Gefängnisleitung hätte die Aufnahme absichtlich veröffentlicht, um ein "Spektakel" zu verursachen.

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Die Bewährungsanwältin von Erik und Lyle Menendez bat während der bereits neun Stunden dauernden Anhörung um eine Pause und forderte schließlich eine Vertagung der Sitzung. Sie begründete das damit, dass es sich aufgrund der Veröffentlichung der Audioaufnahme nicht mehr um eine faire Anhörung handele.
"Wir sitzen hier und fordern Herrn Menendez auf, sich an die Regeln zu halten", sagte sie. "Und mitten in dieser Anhörung stellen wir fest, dass sich das CDCR nicht an seine eigenen Regeln hält. Das ist empörend."

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Die Menendez-Brüder hatten erstmals eine Chance auf Bewährung, nachdem der Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles, George Gascón, bei einem Richter beantragt hatte, ihre Strafe auf 50 Jahre Gefängnis zu reduzieren. Durch diesen Schritt hatten sie Anspruch auf Bewährung. Der neue Bezirksstaatsanwalt Nathan Hochman legte jedoch Einspruch gegen den Antrag ein, nachdem er Gascón bei der Wahl im November besiegt hatte.
Der Bewährungsausschuss im US-Bundesstaat Kalifornien lehnte sowohl die Begnadigung von Erik als auch schließlich von Lyle Menendez ab.
Quelle: ntv.de, sba