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Eine magische Erfahrung: “Die goldene Schreibmaschine” schreibt jedes Buch um

December 08
15:26 2024

Bücher

Emily nutzt die magische Schreibmaschine ganz naiv, Dr. Dresskau ist da ein ganz anderes Kaliber.

Emily nutzt die magische Schreibmaschine ganz naiv, Dr. Dresskau ist da ein ganz anderes Kaliber.

Emily wird in ihrer Schule gemobbt, auch von einem Lehrer. Sie entflieht der Realität an ihrem Lieblingsort: der Bibliothek. Als sie dort einen geheimnisvollen goldenen Schlüssel findet – und das passende Schloss dazu, lässt sie ihrer Fantasie freien Lauf. Das hat ungeahnte Folgen.

"In der Anna Amalia gibt es einen geheimen Raum mit einer goldenen Schreibmaschine, mit der man Bücher umschreiben kann. Was man dort ändert, ändert sich in jedem Buch der Welt – und alle denken, es wäre schon immer so gewesen." Was für eine wunderbare Idee! Man könnte sich ein Buch nehmen, und einfach ein passenderes Ende schreiben. Oder auch einfach eine Person herausnehmen, die man nicht leiden kann.

Man könnte "Moby Dick" so umschreiben, dass auf einen Schlag weltweit der Walfang zum Erliegen kommt. Oder man schreibt ein Buch um, und kein Mensch will mehr Schweinefleisch essen, weil es laut Buch nicht schmeckt und ungesund ist. Man könnte sich auch ganze Reihen vornehmen, etwa "James Bond", und aus dem rauchenden, Alkohol trinkenden, adrenalingeilen, dauerflirtenden Geheimagenten ihrer Majestät einen Frauen schätzenden, liebevollen Familienvater machen, der Lastenrad fährt und Teekränzchen veranstaltet. Es böten sich schier unbegrenzte Möglichkeiten in einer völlig verrückten Welt.

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Von kleinen und großen Träumereien

Emily hat diese Möglichkeiten. Das Mädchen, das in der Schule wegen ihres nerdigen Hangs zur Ordnung gemobbt wird und in Lasse, den blonden Schönling der Klasse, unglücklich verliebt ist, wohnt bei ihren Großeltern Martin und Rose. Während Martin die ersten Anzeichen von Demenz zeigt, ist Rose die Art verrückte Oma, die sich um keinerlei Regeln zu kehren scheint. Sie zieht sich an, als ob sie blind in den Kleiderschrank und wahllos Sachen herausgegriffen hätte. Sie fährt ihr Auto, das übrigens auf den Namen Getrude hört, wie ein Formel-1-Rennfahrer. Und sie arbeitet in der Anna-Amalia-Bibliothek.

Die Bibliothek ist Emilys absoluter Lieblingsort. Es gibt dort einen abgeranzten Ohrensessel, in dem sie bei jeder sich nur bietenden Möglichkeit sitzt und liest – und so aus der tristen Gegenwart in Fantasiewelten flüchtet. Beispielsweise in solche, in der ihre Eltern nicht für ein Jahr nach Dubai geflogen sind, um dort zu arbeiten.

Als Emily wieder einmal in der Amalia ist, beobachtet sie einen Mann, wie er in einem Saal jedes Buch, in jeder Reihe eines Regals herauszieht, dahinterschaut und dann wütend wieder das Weite sucht. Bei dem Mann handelt es sich um Dr. Dresskau, Emilys verhassten Mathe- und Geschichtslehrer. Er kann Kinder nicht leiden, allen voran Emily, und lässt sie das auch jederzeit spüren. Aber wonach sucht er? Emily findet es schnell heraus, denn sie hat mehr Glück: In einem jahrhundertealten Buchrücken steckt ein goldener Füllfederhalter. Graviert und mit drehbarer Spitze entpuppt er sich als Schlüssel. Nur, wo ist das passende Schloss dazu?

Auch das findet Emily. Sie benutzt den Schlüssel, dreht ihn – und verschwindet in einem Bild, hineingezogen und irgendwo anders wieder ausgespuckt. Sie schaut sich um: Bücherregale, wohin das Auge blickt. Jedes Buch, das jemals geschrieben worden ist, scheint hier zu sein. Dazu thront auf einem Tisch eine goldene Schreibmaschine. Emily ist baff. Aber es kommt noch besser: Mit ihr lässt sich jedes Buch – mit Ausnahme von Sachbüchern – umschreiben: Man nehme ein Blatt Papier, spanne es in die Maschine und tippe die Wörter und Sätze, die man verändern will, nehme das Blatt wieder heraus, trenne das auszutauschende Blatt aus dem jeweiligen Buch, klebe das eigene ein. Den Weg zurück ins Regal findet das Buch selbst. It's magic.

Schreibe dir die Welt, wie sie dir gefällt

Emily beginnt sich ihre perfekte Realität zu schreiben: Sie bandelt mit ihrem Schwarm Lasse an, indem sie in dessen Lieblingsbuch der Hauptprotagonistin ihr Aussehen verleiht. Sie wird "BFF" mit Zoe, die in der Schule alles kann und bei allen beliebt ist. Und: Sie schreibt ihre Eltern nach Hause zurück – und plötzlich wohnt Emily in einer Villa mit Pool. Ihr Zimmer ist riesig, hat einen begehbaren Kleiderschrank und ein Bad "en suite".

Aber da merkt das Mädchen auch, dass ihre Schreibwünsche Folgen anderer Natur haben: Ihre Oma arbeitet plötzlich nicht mehr in der Bibliothek, sie trägt völlig normale Klamotten – und auch Emiliys bisherige Freunde Frederick, ein "Star-Trek"-Nerd, und Charlie, ihre beste Freundin, die Gefühle schmecken kann, also auch eine "kleine Macke" wie sie selbst hat, haben sich verändert. Sie kennen Emily nicht oder haben in dieser "neuen" Realität einfach nichts mehr mit ihr zu tun.

Auftritt des Schurken

Und Dr. Dresskau? Der war offensichtlich auch auf der Suche nach dem geheimnisvollen Schlüssel und der goldenen Schreibmaschine. Er stellt schon seit Jahren Nachforschungen an, zur Anna-Amalia-Bibliothek, zu Eurich von Gutenberg, deren Erbauer. Dresskau mag zwar ein Arsch vor dem Herrn sein, aber doof ist er nicht: Er kommt Emiliy auf die Spur und kann ihr den Schlüssel abluchsen. Mit Drohungen und Erpressungen. Bösewicht halt. Als er den Zugang zur goldenen Schreibmaschine hat und sie benutzen kann, geht es ganz schnell: Erst ist er Direktor der Schule, dann Bürgermeister, dann Fürst. Er duldet keine Widerworte. Er ist der absolute Herrscher und lässt die Amalia und ihren magischen Inhalt von Braunhemden bewachen. Die Zeit wird knapp und Emily weiß das: Bevor Dr. Dresskau sie aus ihrer eigenen Lebensgeschichte schreiben kann, muss sie den Wahnsinnigen stoppen. Aber wer wird ihr glauben? Eine goldene Schreibmaschine? Magische Bücher? Sie muss es versuchen, mit Charlie und Frederick. Energie!

Pflichtlektüre, die der Fantasie Flügel verleiht

"Die goldene Schreibmaschine" von Carsten Sebastian Henn ist ein wahrer Genuss für Bücherwürmer und Bücherratten. Egal, ob groß oder klein. Man hat Emily schon nach den ersten Sätzen ins Herz geschlossen, mag Frederick und Charlie. Kann sich in das Mädchen hineinversetzen, wenn sie von Dr. Dresskau in der Schule terrorisiert wird. Dresskau ist im wahrsten Sinn des Wortes eine echte Drecksau! Ja, der Name scheint wohlgewählt worden zu sein vom schriftstellerischen Tausendsassa Henn, der auch für seine kulinarischen Krimis bekannt ist.

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Henns Stärke ist die Charakterzeichnung, sind die Figuren – und die Liebe zum Detail und zur Komik. Emilys Oma beispielsweise mit ihrem Klamottentick und ihrem Auto "Gertrude". Da wären die Essensgewohnheiten ihrer Großeltern, die zu allem noch Apfelmus hinzufügen, egal ob Bratkartoffeln oder Spaghetti Bolognese. Da wären die Haustiere: Mops Churchill, Kater Campino, Kop Kaiser Wilhelm und Emilys sprechender indischer Ingelhals Wolke – um nur einige Beispiele zu nennen. Na vielleicht noch Fredericks Liebe zu "Star Trek" und Picard. Welcher Junge geht da nicht steil?

Mit "Die goldene Schreibmaschine", erschienen in der Verlagsgruppe Oetinger, liefert er ein brandaktuelles Buch für Kinder und Erwachsene. Die Story geht ans Herz, fesselt und verleiht der eigenen Fantasie Flügel. Die Feder ist halt wirklich mächtiger als das Schwert – und ein Besuch in der Anna-Amalia-Bibliothek Pflicht!

Quelle: ntv.de

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