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Dorothee Bär zur Corona-App: “Lieschen Müller ist die größere Bedrohung für den Datenschutz als eine App”

June 15
06:47 2020
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Emmanuele Contini/ NurPhoto/ Getty Images

SPIEGEL: Endlich soll die Anti-Corona-App des Bundes an den Start gehen. Wie kann die App bei der Eindämmung der Pandemie helfen?

Bär: Sie kann helfen, Infektionsketten früher zu erkennen und zu beenden. Wann immer sich zwei App-Nutzer begegnen, tauschen deren Smartphones über Bluetooth verschlüsselte, anonymisierte Zufallscodes aus. Wird jemand positiv auf Corona getestet, kann er dies freiwillig melden. Die verschlüsselten IDs des Infizierten werden dann allen Mobiltelefonen der App-Nutzer zur Verfügung gestellt. Diese können daraufhin überprüfen, ob sie mit den übermittelten IDs in Kontakt waren. Im Falle einer Übereinstimmung warnt mich mein Handy über den kritischen Kontakt.

SPIEGEL: Laut Umfragen ist der Zuspruch für die App verhalten.

Bär: Mich ärgert es, dass die App hierzulande schon heftig kritisiert wurde, bevor ihr Code überhaupt öffentlich gemacht wurde. Ich hoffe sehr, dass die typisch deutsche Mentalität, die immer zu Überperfektionismus und höchster Vorsicht neigt, nicht dazu führt, dass die theoretischen Bedenken den praktischen Nutzen der App überlagern. Die Gründe sind vielfältig, aber die Erfahrungen nicht zuletzt aus der DDR, eines Überwachungsstaats, führen dazu, dass die Deutschen beim Datenschutz und gegenüber ihrem Staat misstrauischer sind als Menschen in anderen Ländern.

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