Die “letzte Lösung”: Italienische Insel will 800 Ziegen zum Abschuss freigeben
Panorama

Die wilden Ziegen finden sich auf dem unwegsamen Terrain gut zurecht.
Die wilden Ziegen auf der italienischen Insel Alicudi sind einst Touristenmagnet, doch ihre unkontrollierte Population verursacht nun massive Schäden. Nach einem gescheiterten Umsiedlungsplan greifen die Behörden jetzt zur Waffe.
Auf der italienischen Insel Alicudi in der Nähe von Sizilien leben nur rund 100 Menschen. Mittlerweile teilen sie sich die 5,2 Quadratkilometer große Insel mit über 800 wilden Ziegen, die sich auch auf die benachbarten Inseln ausgebreitet haben. Einst lockten die wilden Herden Touristen an, doch mittlerweile verschrecken die Ziegen sie. Zudem zerstören die Paarhufer historische Steinmauern der Insel, die zum UNESCO-Kulturerbe gehören.
"Leider verschlechtert sich die Situation auf der Insel. Die Einwohner sind besorgt", sagt Riccardo Gullo, Bürgermeister des Archipels Lipardi, laut Berliner Zeitung ein Jahr später. Die Tiere verwüsten die Gärten der Einwohner, fressen deren Olivenbäume kahl und zerstören die historischen Steinmauern. Rund ein Viertel der existierenden Mauern sei in Gefahr, so Gullo. Die Exkremente der Hunderten Ziegen werfen zudem Hygienefragen auf. "Wilde Ziegen sind wunderschön, aber für uns Einwohner auch beängstigend", sagen Einheimische laut BZ.
Weil sich keine andere Lösung findet, sollen die Tiere nun abgeschossen werden. Sobald die Touristen im Oktober die Insel verlassen haben, soll der Abschuss beginn. Noch hat das die Umweltbehörde nicht genehmigt. Der Abschuss ist laut Gullo die "letzte Lösung".

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Tiere sollten eigentlich umgesiedelt werden
Dabei sah der Plan vor einem Jahr noch ganz anders aus. Gullo wollte die Tiere zur Adoption freigeben. Laut "fanpage.it" sagte er 2024, dass er viele Anfragen für die Ziegen erhalten habe. Ein Geschäftsmann wollte sogar alle 600 Tiere übernehmen. Für Gullo stand fest, dass er die Tiere nur unter der Bedingung abgebe, dass sie nicht geschlachtet werden.
Eine Firma sollte die Tiere einfangen und aufs Festland bringen. 200.000 Euro wollte die Region Sizilien für den zweijährigen Auftrag bezahlen. Doch der Plan schlug fehl. In dem unwegsamen Gelände der steilen Inselhänge konnten die Tiere kaum eingefangen werden und selbst wenn das gelang, mussten die rund 120 Kilogramm schweren Tiere über Tausende Stufen zum Hafen getragen werden. Die Firma gab schließlich auf.

Aus der Luft wird deutlich, wie dünn besiedelt Alicudi ist.
(Foto: DPA)
Heimisch sind die Tiere auf der autofreien Insel Alicudi nicht. Vor rund zwanzig Jahren wurden sie eingeführt und einige büxten ihren Besitzern aus. Die wilden Tiere vor der spektakulären Kulisse der Vulkaninseln des Archipels und des tiefblauen Mittelmeeres lockten viele Touristen für Urlaubsfotos an.
Als sie 2024 eingefangen und verschenkt werden sollten, lebten etwa 600 Tiere auf Alicudi. Mittlerweile sollen es schon 800 sein. An den Hängen des erloschenen Vulkans wachsen verschiedene Gräser und Büsche, die den Tieren – neben den Gärten der Einheimischen – als Nahrung dienen.
Quelle: ntv.de, lra