Deutschland: So erging es Covid-19-Patienten im Krankenhaus

Isoliertes Intensivbett-Zimmer in der Asklepios Klinik in Gauting, Bayern: Nur knapp die Hälfte der Patienten, die beatmet werden mussten, hat überlebt
Foto: Peter Kneffel/ dpa
Wie alt sind die Patientinnen und Patienten, die mit Covid im Krankenhaus behandelt werden? Welche Vorerkrankungen haben sie? Wie lange dauert ihre Therapie? Wie stehen ihre Chancen, die Krankheit zu überstehen?
Um diese Fragen zu beantworten, hat ein Forschungsteam Daten von mehr als 10.000 Erwachsenen ausgewertet, die zwischen Februar und April mit einer diagnostizierten Sars-CoV-2-Infektion in einem Krankenhaus in Deutschland behandelt wurden.
Das Team um Christian Karagiannidis von den Kliniken der Stadt Köln berichtet im Fachblatt "The Lancet Respiratory Medicine" von den Ergebnissen.
Die Informationen stammen von der AOK, bei der rund ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland versichert ist. Die Betroffenen wurden in insgesamt 920 verschiedenen Kliniken behandelt.
Weil die Forscherinnen und Forscher auf Abrechnungsdaten der Kasse zurückgriffen, konnten sie nicht unterscheiden, ob die Patienten wegen Covid-19 im Krankenhaus waren oder aus vornehmlich aus einem anderen Grund behandelt wurden.
So sehen die Ergebnisse aus:
Alter: Der Altersdurchschnitt (Median) lag bei 72 Jahren, was aber nicht bedeutet, dass nur Senioren mit Covid im Krankenhaus lagen. Rund 29 Prozent der Patientinnen und Patienten war in der Altersgruppe 18 bis 59 Jahre, weitere 16 Prozent zwischen 60 und 69 Jahre alt. Rund 22 Prozent waren zwischen 70 und 79 Jahre alt. Über 80 Jahre alt war gut ein Drittel der Betroffenen.
Vorerkrankungen: Die Mehrheit der Patientinnen und Patienten, die mit Covid-19 im Krankenhaus waren, hatten eine oder mehrere Vorerkrankungen. Am häufigsten, bei 56 Prozent, war dies Bluthochdruck. Darauf folgen Diabetes (28 Prozent), Herz-Rhythmus-Störungen (27 Prozent), Nierenversagen (23 Prozent), Herzschwäche (20 Prozent), die Lungenkrankheit COPD (14 Prozent) und Fettleibigkeit (6 Prozent).
Dauer des Klinikaufenthalts: Im Schnitt waren die Erkrankten zwei Wochen im Krankenhaus. Wer beatmet werden musste, verbrachte durchschnittlich sogar 25 Tage in der Klinik, an 13,5 davon war eine Beatmung nötig.
Beatmung: 17 Prozent benötigten eine künstliche Beatmung, Männer deutlich häufiger als Frauen: 12 Prozent der Patientinnen und 22 Prozent der Patienten. "Aus den Abrechnungsdaten heraus lässt sich dieser deutliche Unterschied nicht erklären, hier besteht weiterer Forschungsbedarf", sagt Studienleiter Karagiannidis laut einer Pressemitteilung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK, der Deutschen Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin und der TU Berlin.
Wer beatmet werden musste, hatte im Schnitt mehr Vorerkrankungen. So hatten etwa 43 Prozent dieser Betroffenen Herz-Rhythmus-Störungen.
Dialyse: Rund sechs Prozent der beatmeten Patientinnen und Patienten benötigten eine Dialyse. Nierenärzte haben bereits berichtet, dass das Organ bei einer Covid-Erkrankung in Mitleidenschaft gezogen werden kann.
Todesfälle: 2220 Patientinnen und Patienten starben im Krankenhaus, also 22 Prozent der Erkrankten, deren Daten ausgewertet wurden. Dabei gab es sehr deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Patientengruppen: Während 16 Prozent der Patienten starben, die nicht beatmet wurden, überlebte nur knapp die Hälfte jener, die eine Beatmung brauchten und erhielten.
Auch spielte das Alter eine Rolle: Während 28 Prozent der unter 60-Jährigen mit Beatmungspflicht starben, waren es in der Gruppe der über 80-Jährigen mit Beatmung 72 Prozent.
Betroffene, die beatmet werden mussten und zusätzlich eine Dialyse benötigten, hatten ein hohes Risiko, die Krankheit nicht zu überstehen: 73 Prozent von ihnen starben.
Von Menschen unter 60, die keine Beatmung brauchten, starb ein Prozent, also 18 von 2474 Betroffenen.
Insgesamt bestätigen die ermittelten Zahlen Erkenntnisse anderer Studien, die vor allem die Risiken von Vorerkrankungen belegt haben und die hohe Sterblichkeit von Patienten, die beatmet werden mussten. Die neue Studie zeigt auch noch einmal, dass Covid-19 auch für junge Menschen lebensbedrohlich sein kann.
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