Demonstrationen in Washington nach Tod von George Floyd: “We march for hope, not for hate”

Demonstranten vor dem Weißen Haus in Washington – die Wut richtet sich auch gegen den US-Präsidenten
JONATHAN ERNST/ REUTERS
Tausende Menschen haben in Washington gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA demonstriert. Vor dem Weißen Haus und am nahegelegenen Lincoln-Denkmal versammelten sich die Menschen auch am zweiten Wochenende nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd.
Bei den heißen Temperaturen versorgten Anwohner die Demonstranten mit Wasser und Snacks, Autofahrer starteten Hupkonzerte. Die Menschen auf den Straßen skandierten "hands up, don't shoot", "we march for hope, not for hate" oder "I can't breathe".
Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge waren die Polizisten im Allgemeinen entspannter unterwegs, sie trugen Streifenuniform und nicht wie zuletzt Körperpanzer und Helme. Im Rahmen der vergangenen Demonstrationen war die Polizei stark kritisiert worden, weil sie vereinzelt Rauchbomben und Pfefferspray gegen die Demonstranten eingesetzt hatte.
Wie Reuters berichtet, sollen am Samstagmorgen jedoch Busse mit Hunderten Militärs auf dem Gelände des Weißen Hauses angekommen sein.
Ausschreitungen und Plünderungen haben deutlich nachgelassen
Der unbewaffnete Floyd war am 25. Mai in Minneapolis festgenommen worden, weil er mit Falschgeld Zigaretten gekauft haben soll. Ein weißer Polizist drückte in der Folge fast neun Minuten lang sein Knie auf den Nacken des am Boden liegenden Mannes, der mehrfach sagte, er bekomme keine Luft mehr. Im Krankenhaus konnte danach nur noch Floyds Tod festgestellt werden.
Im Zuge der landesweiten Proteste nach Floyds Tod hatte es auch Ausschreitungen und Plünderungen gegeben, die haben inzwischen jedoch deutlich nachgelassen. Stattdessen entwickelte sich Washington in der US- und weltweiten Bewegung zum Zentrum der Proteste. Ein Teil der Wut richtet sich gegen US-Präsident Donald Trump.
Trump hatte Floyds Tod mehrfach verurteilt und das Recht auf friedliche Proteste betont. Ihm wird jedoch vorgeworfen, sich nicht klar gegen Rassismus zu positionieren und nicht genug Verständnis für den Zorn über Diskriminierung und Ungerechtigkeit im Land zu zeigen.
Der US-Präsident hatte vergangenen Montag friedliche Demonstranten vor dem Weißen Haus mit Tränengas und Gummigeschossen vertreiben lassen, um anschließend zu Fuß zu einer nahegelegenen Kirche zu gehen. Vor dem Gotteshaus ließ er sich mit einer Bibel in der erhobenen Hand fotografieren.
Am Freitag verkündete Washingtons Bürgermeisterin Muriel Bowser, dass ein Straßenabschnitt nahe des Weißen Hauses nach dem Motto der Anti-Rassismus-Bewegung "Black Lives Matter" benannt werde. Die Bürgermeisterin ließ den Satz in riesigen gelben Buchstaben auf die 16. Straße im Zentrum der US-Hauptstadt schreiben.
Icon: Der Spiegel