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Dank neuer Operationstechnik: Unheilbare Krebspatientin strahlt nun wieder

June 28
10:06 2025

Wissen

Susanne Viehmeier und ihr Mann Holger vor der Medizinischen Hochschule Hannover. Viehmeier erhielt eine neuartige Krebsbehandlung, nachdem ihr Lebertumor eigentlich als inoperabel galt.

Susanne Viehmeier und ihr Mann Holger vor der Medizinischen Hochschule Hannover. Viehmeier erhielt eine neuartige Krebsbehandlung, nachdem ihr Lebertumor eigentlich als inoperabel galt.

Mit einer innovativen Operationstechnik rettet ein Ärzteteam der Medizinischen Hochschule Hannover das Leben einer Frau, die eigentlich unheilbar an Krebs erkrankt ist. Der Tumor wird vollständig entfernt. Die heute 62-Jährige ist nun krebsfrei und macht wieder Pläne für die Zukunft.

Intensivstation Zimmer 13, Susanne Viehmeier wacht aus der Narkose auf und bekommt die Nachricht "krebsfrei". Ein Wendepunkt im Leben der 62-Jährigen, die drei Jahre zuvor als unheilbar krank galt. Damals hatte sich die Wolfsburgerin schon um ihre Bestattung gekümmert. Jetzt kehrt sie zur Hochschule Hannover (MHH) zurück, um mit ihrer Geschichte anderen Mut zu machen.

Einem Ärzteteam um MHH-Chirurg Moritz Schmelzle ist es gelungen, die Krebspatientin zu retten. "Es hat geklappt und die Erholung schreitet voran", sagt Viehmeier rund drei Monate nach ihren Operationen. Im April war ihr ein Tumor entfernt worden, der zuvor als inoperabel eingestuft worden war.

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Erstmals neue OP-Technik angewandt

Die Mediziner der MHH sprechen von der weltweit ersten Operation mit einer neuen Technik. "Innerhalb von viereinhalb Stunden konnte der bösartige, von den Gallengängen ausgehende Tumor entfernt werden", erklärt die Hochschule dazu. "Die Behandlung von Frau Viehmeier zeigt, welche Fortschritte wir in der systemischen und operativen Tumortherapie gemacht haben", sagt Professor Schmelzle.

Für die Operation wurde nach Angaben der Ärzte eine jahrzehntealte Idee, ein krankes Organ außerhalb des Körpers zu operieren, im Körper umgesetzt, indem die Leber vom Blutkreislauf des restlichen Körpers getrennt wurde. Die Mediziner verwendeten dazu eine Technik, die üblicherweise als Herz-Lungen-Maschine genutzt werde.

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Zwei Operationen innerhalb weniger Tage

Mit dem bösartigen Tumor sollte ein Leberlappen entfernt werden. Der andere Leberlappen konnte laut Professor Schmelzle die Funktion allein übernehmen, weil die Patientin acht Tage vor der eigentlichen OP schon einmal operiert worden war. Dabei sei die Leber gesplittet und der Blutkreislauf umgelegt worden, sodass der Leberlappen habe wachsen können.

Die Eingriffe überhaupt erst ermöglicht gemacht habe die Anwendung eines neuen Medikaments, berichtet der MHH-Chirurg. Durch eine experimentelle Therapie außerhalb des Standards habe der Tumor an Größe verloren und damit bessere Voraussetzungen für die OP geschaffen.

MHH-Chefarzt: Die Leber kann regenerieren

Direkt nach der Operation hatte die Leber der Patientin nach den Berichten noch ein Viertel des ursprünglichen Volumens. "Aber das Gute an der Leber ist, dass sie regenerieren kann", erklärt Schmelzle. Nach einer Behandlung fange das Organ wieder an zu wachsen. Es erreiche irgendwann die Ausgangsgröße wieder. "Ich würde schätzen, dass sie schon etwa die Hälfte der ursprünglichen Größe wiedererlangt hat", sagt Schmelzle.

Patientin Susanne Viehmeier erinnert sich bei ihrem MHH-Besuch, dass sie kurz nach der Diagnose im Jahr 2022 in ein Loch gefallen sei. Sie habe Urlaubspläne zum 60. Geburtstag gestrichen und bange Richtung Weihnachten geschaut. Ihre Lebenserwartung sei damals auf wenige Monate geschätzt worden. "Heute fühle ich mich wohl, keine weiteren Beschwerden, keine Medikamente", sagt Viehmeier drei Monate nach der erfolgreichen OP.

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Chirurg: OP für andere Patienten schon geplant

Die Wolfsburgerin ist vor allem dankbar für die vielen Stützen. "Hätte mich mein Hausarzt nicht rechtzeitig weitergeschickt, hätte ich keine Chance gehabt", sagt Viehmeier. Ihr Mann Holger, mit dem sie seit 47 Jahren zusammen sei, habe immer an ihrer Seite gestanden, berichtet sie. Auch ihre beiden Töchter, deren Männer und die Enkel sowie ein sensationeller Freundeskreis hätten ihr durch die schwere Zeit geholfen.

Für den Chirurgen Schmelzle hat der Fall über Viehmeier hinaus Bedeutung. "Wir hoffen mit der Technik einer größeren Anzahl von Patienten helfen zu können", sagt er. Mit der Methode werde man sicher nicht alle Tumor-Patienten heilen können. Nach der Veröffentlichung hätten sich aber schon mehrere Erkrankte vorgestellt, von denen einige in den nächsten Tagen und Wochen in der MHH operiert werden, kündigt der Chefarzt an.

Auch Viehmeier weiß, dass die Prognose für viele Patienten mit ähnlicher Diagnose schlecht bleibt. "Man wird nicht jeden operieren können, man kann nicht jedem Patienten helfen", sagt sie. Aber wenn ein paar Menschen Hilfe bekommen könnten, sei schon eine Menge erreicht. Für sie selbst stehe als Nächstes die Taufe des zweiten Enkels an. Anstatt sich um das eigene Begräbnis zu sorgen, macht sie wieder Termine, auf die sie sich ganz ohne Sorge freuen kann, weil sie "krebsfrei" ist.

Quelle: ntv.de, Christian Brahmann, dpa

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