Coronavirus: Internet-Plattform der ESA zeigt die Krise aus dem All

Einfluss der Corona-Maßnahmen auf die Luftqualität: stark gesunkene Stickstoffdioxidwerte
Contains modified Copernicus Sentinel data (2019-20), processed by KNMI/ ESA
Die Corona-Pandemie brachte das öffentliche Leben ab Mitte März zum Stillstand: Viele Menschen pendelten nicht mehr zur Arbeit, die Industrieproduktion wurde runtergefahren, Flugzeuge blieben am Boden. Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen waren groß – und sie werden noch lange Auswirkungen haben.
Tatsächlich sind die Ausmaße der Coronakrise so gewaltig, dass sie sogar aus dem Weltall zu erkennen sind. Die Europäische Raumfahrtagentur Esa und die Europäische Kommission haben deshalb eine neue Internetplattform mit Daten aus der Erdbeobachtung eingerichtet. Das Projekt mit dem Namen "Rapid Action Coronavirus Earth Observation" (Race) nutzt unter anderem Satellitenbilder vom Erdbeobachtungsprogramm Copernicus und bietet Informationen zur Umweltverschmutzung, zur wirtschaftlichen Aktivität oder zum Verkehr.
Auch Spargelernte lässt sich analysieren
"Ich hoffe, dass das Programm auch nach Covid-19 weitergeht und wir neue Daten hinzufügen werden", sagte der Leiter des Erdbeobachtungsprogramms der Esa, Josef Aschbacher. Ziel sei es, das derzeit auf Europa beschränkte Programm weltweit auszubauen. Manche der gesammelten Daten würden mithilfe künstlicher Intelligenz analysiert.
Auf der Race-Plattform lässt sich zum Beispiel die Aktivität während der Spargelerntezeit in Brandenburg nachverfolgen. Dabei wurden die aktuellen Daten mit der Saison 2019 verglichen, um die Auswirkungen von Covid-19 auf die aktuelle Spargelproduktion zu beurteilen. Erdbeobachtung kann außerdem bei der Überwachung der Rohstoffmärkte helfen. So beobachten Sentinel-Satelliten die Aktivität von Schiffen, die das Haupttransportmittel von Rohstoffen sind, rund um den Hamburger Hafen.
Auch Umweltinformationen sind für jedermann abrufbar. Während der Hochzeit der Ausgangsbeschränkungen zeigten Satellitenbilder von Copernicus Sentinel-5 einen Rückgang der Luftverschmutzung in großen Städten wie Rom oder Paris. "Direkt nach dem Ende der Beschränkungen ist die Verschmutzung wieder angestiegen", sagte Aschbacher. In der zentralchinesischen Metropole Wuhan, wo das Virus im Dezember erstmals entdeckt wurde, sei die Verschmutzung nun sogar bald wieder auf dem Level von vor Corona.
Icon: Der Spiegel