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Coronavirus: Deutsche haben wenig Verständnis für Corona-Proteste

August 03
23:06 2020
Demonstration gegen Corona-Regeln in Berlin am 1. August Icon: vergrößern

Demonstration gegen Corona-Regeln in Berlin am 1. August

Foto: Frederic Kern/ imago images/Future Image

Es war eine ungewöhnliche Menschenansammlung bei der Großdemonstration der Corona-Kritiker am Wochenende in Berlin: Neben Regenbogen- und umgedrehten Deutschlandfahnen flatterte die schwarz-weiß-rote Flagge des Deutschen Reichs, beliebt bei Rechtsextremen. Esoteriker liefen mit, Impfgegner verteilten Geschenke. Und zumindest einer der laut Polizeiangaben etwa 20.000 Demonstranten vor dem Brandenburger Tor hatte ein Schild des Stuttgart-21-Protests dabei – bei dem sich vor allem Linke und Umweltschützer gegen den Bau eines neuen Hauptbahnhofs wehrten.

Die Forderungen der Demonstranten waren vielfältig: mehr "Freiheit", Schluss mit Maskenpflicht und Abstandsregeln, weil die einen Eingriff in die Grundrechte bedeuteten. Wegen Verstößen gegen Hygiene- und Abstandsregeln wurde die Demonstration schließlich aufgelöst, inzwischen läuft eine Debatte über mögliche Einschränkungen der Versammlungsfreiheit.

Eine aktuelle Umfrage des SPIEGEL durch das Meinungsforschungsinstitut Civey zeigt nun: Die Deutschen haben mehrheitlich wenig bis kein Verständnis für die Demonstranten und ihre Anliegen.

Insgesamt erklärten rund zwei Drittel der Befragten, sie hätten "auf keinen Fall" Verständnis. Weitere zwölf Prozent antworteten mit "eher nein". Etwa jeder fünfte Befragte gab hingegen an, er oder sie habe "auf jeden Fall" oder "eher" Verständnis für die Demonstrationen gegen staatliche Corona-Auflagen.

Aufgeschlüsselt nach Parteienpräferenz zeigt sich: Nur wenige Anhänger von Union, SPD und Grünen bringen Verständnis für den Protest auf. Bei Anhängern von FDP und Linken gibt es mehr Sympathien. Aber auch die Anhänger dieser beiden Parteien lehnen die Proteste mehrheitlich ab. Anders sieht es bei der AfD aus. Deren Unterstützer zeigen mehrheitlich Verständnis für die Proteste.

Unterschiede gibt es auch bei der Altersverteilung: Die 30- bis 49-Jährigen haben häufiger Verständnis für die Proteste als die Umfrageteilnehmer unter 29 oder über 50 Jahren.

Deutschland debattiert derzeit über eine zweite Welle von Corona-Infektionen. Davor warnen – nach Großausbrüchen von Covid-19 in einem Schlachthof in Nordrhein-Westfalen und in einem Gemüsebetrieb in Bayern sowie angesichts des Endes der Sommerferien in manchen Bundesländern – Gesundheitspolitiker, Landesregierungen, die Bundesregierung und Virologen eindringlich.

Die Infektionszahlen waren zuletzt mancherorts wieder stark gestiegen. Bislang haben sich 210.000 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Coronavirus infiziert, gut 190.000 gelten als genesen. Mehr als 9100 Menschen sind bislang an der Krankheit gestorben, gegen die es bislang keine Therapie und keinen Impfstoff gibt.

Anmerkung: In einer früheren Version stimmten aufgrund eines Übertragungsfehlers die Zahlen in der ersten Grafik nicht. Wir haben die Daten korrigiert und bitten den Fehler zu entschuldigen.

Icon: Der Spiegel

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