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Coronavirus: Blutwerte warnen vor schwerem Krankheitsverlauf

June 12
01:17 2020
Abwehrzellen im Blut entscheiden darüber, wie gut der Körper das Coronavirus bekämpft Icon: vergrößern

Abwehrzellen im Blut entscheiden darüber, wie gut der Körper das Coronavirus bekämpft

photo2000/ imago images

Während sich bei manchen Corona-Kranken das Virus kaum bemerkbar macht, sterben andere an den Folgen der Infektion. Laut einer aktuellen Studie könnten zwei Typen von Abwehrzellen im Blut als eine Art Frühwarnsystem für einen schweren Krankheitsverlauf dienen.

Durchgeführt wurde die Untersuchung mit 40 Covid-19-Patienten in Wuhan. Die Befunde seien jedoch auch in Deutschland bei mehreren Patienten bestätigt worden, sagt Co-Autor Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie der Uniklinik Essen und Vizepräsident der Gesellschaft für Virologie. Mehrere Medien hatten zuvor über die im Fachblatt "EBioMedicine" veröffentlichte Studie berichtet.

Bei einem der beiden Immunzell-Typen handelt es sich Dittmer zufolge um sogenannte Killer-T-Zellen mit einem bestimmten Oberflächenmarker (CD8). Sie töten Körperzellen ab, die mit dem Virus infiziert sind und auf die der Erreger angewiesen ist, um sich zu vermehren. "Wenn die Patienten nur wenige von diesen Zellen haben, haben sie ein hohes Risiko, schwere Symptome wie etwa eine Lungenentzündung oder Gerinnungsstörungen zu entwickeln", erklärt Dittmer.

Der andere Zelltyp umfasst sogenannte Neutrophile. "Die sind eigentlich dafür da, Bakterien abzuwehren. Sie können aber auch T-Zellen in ihrer Funktion unterdrücken", so Dittmer. Demnach wurden in Blutproben mit vielen Neutrophilen nur wenige T-Zellen gefunden, was wiederum mit einem schwereren Krankheitsverlauf verbunden war.

Bestimmte Gruppen besonders betroffen

Besonders betroffen waren Dittmer zufolge Patienten mit Vorerkrankungen, die die Anzahl der T-Zellen reduzieren – etwa Patienten nach Transplantationen, bei denen Medikamente verhindern, dass der Körper das neue Organ abstößt. Daneben zählten jedoch auch Krebspatienten unter einer Chemotherapie, ältere Menschen – die Zahl der T-Zellen sinkt altersbedingt – oder fettleibige Patienten zu den Risikogruppen.

"Man weiß, dass übergewichtige Personen schwächere und weniger T-Zellen haben", sagt Dittmer. An der Uniklinik Essen waren bei mehr als 70 Prozent der schweren Covid-19-Verläufe übergewichtige Männer betroffen.

Für eine mögliche Covid-19-Therapie folge aus den Beobachtungen, dass man zu Anfang einer Infektion versuchen könnte, die Killer-T-Zellen zu stimulieren – etwa durch bestimmte Impfstoffe, sagt Dittmer. Auch die Vitamine A und C könnten die Funktion der T-Zellen möglicherweise verbessern. Noch handelt es sich dabei jedoch nur um Thesen, die in Studien mit Patienten überprüft werden müssen.

Aktuell seien eingehendere Studien in Deutschland allerdings schwierig, da es – zum Glück – nicht mehr genügend Patienten gebe, erklärte Dittmer. So wurde etwa in der letzten Maiwoche an der Uniklinik Essen kein einziger neuer Covid-19-Patient aufgenommen, in der ersten Juniwoche nur einer.

"Ein sicherer Test wäre sehr hilfreich"

Der Immunologe Michael Lohoff, der nicht an der Studie beteiligt war, bewertet die Ergebnisse positiv. "Ein sicherer Test, der eine prognostische Aussage über die zu erwartende Schwere einer Covid-19-Erkrankung zulässt, wäre sehr hilfreich", sagte der Direktor am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der Universität Marburg.

Durch den Test könnte man Risikopatienten frühzeitig stationär aufnehmen und bei Bedarf intensivmedizinisch therapieren. "Der in der Studie erarbeitete Befund ist hier durchaus attraktiv."

Allerdings sei die untersuchte Patientenzahl sehr gering, sagte Lohoff. "Man sollte diesen Befund unbedingt an weiteren Patienten, bevorzugt in einem anderen Erdteil, bestätigen." Dies sei unter anderem wichtig, um auszuschließen, dass die Gene hier eine wichtige Rolle spielten und die Ergebnisse somit nicht generell übertragbar seien.

Icon: Der Spiegel

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