Coronavirus: Alle obduzierten Todesopfer hatten Vorerkrankungen
Bislang ist wenig darüber bekannt, woran Corona-Patienten genau sterben und welche Faktoren das Todesrisiko erhöhen. Forensiker und Pathologen aus Hamburg und Basel liefern nun Anhaltspunkte.
Zum ersten Mal sind detaillierte Ergebnisse der Obduktionen von gestorbenen Corona-Patienten in Deutschland an die Öffentlichkeit gelangt. So hätten Rechtsmediziner am Hamburger Universitätsklinikum (UKE) bei allen 65 untersuchten Leichen Vorerkrankungen festgestellt, berichten NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf einen Bericht des Institutsleiters Klaus Püschel. 61 der Toten sind demnach an dem neuartigen Coronavirus gestorben. Bei den übrigen vier habe man das Virus zwar nachgewiesen, die Todesursache sei jedoch eine andere gewesen.
Dem Medienbericht zufolge litten die Patienten vor ihrem Tod insbesondere an Bluthochdruck, Herzinfarkten, Arteriosklerose oder Herzschwäche. In 46 Fällen seien außerdem Vorerkrankungen der Lunge festgestellt worden, bei 28 Patienten habe man andere Organschäden oder transplantierte Organe gefunden.
Das Robert Koch-Institut (RKI) hatte anfangs dazu geraten, wegen der hohen Ansteckungsgefahr auf Obduktionen zu verzichten. Mittlerweile wurde die Empfehlung jedoch geändert. RKI-Präsident Lothar Wieler sagte Anfang April, angesichts von Wissenslücken über die neue Erkrankung seien Leichenschauen sehr wichtig.
Sauerstoff in der Lunge wird nicht mehr transportiert
Auch in der Schweiz sind bereits erste Obduktionsergebnisse öffentlich geworden. Laut dem Leiter des Fachbereichs Autopsie am Uni-Spital in Basel, Alexandar Tzankov, wurden in seinem Krankenhaus bisher 20 gestorbene Corona-Patienten obduziert. "Alle Untersuchten hatten Bluthochdruck, ein Großteil der Patienten war auch schwer adipös, also deutlich übergewichtig", berichtete Tzankov gegenüber NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung". Außerdem habe es sich vorwiegend um Männer gehandelt. Mehr als zwei Drittel der Obduzierten hätten vorgeschädigte Herzkranzgefäße aufgewiesen, ein Drittel sei an Diabetes erkrankt.