Coronakrise und Sommerferien in Deutschland: Die bisher schwierigste Stauprognose

Stau in Mecklenburg-Vorpommern: Dieses Jahr dürften mehr Menschen als sonst mit dem Auto in den Urlaub fahren – eng könnte es in beliebten Naherholungsgebieten werden
Stefan Sauer / DPA
Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey hat Anfang der Woche ein eindeutiges Bild ergeben: Knapp 70 Prozent der Urlauber wollen mit dem Auto verreisen. Bei Familien mit Kindern lag der Anteil sogar bei 75 Prozent.
Damit dürfte das Auto in den Ferien an Bedeutung gewinnen. Zwar gibt es von Civey keine Vergleichswerte aus dem Vorjahr. Doch laut dem Deutschen Reiseverband lag der Autoanteil 2019 bei Reisen ab fünf Tagen bei 43 Prozent. Auf 42 Prozent kam das Flugzeug, auf das ein großer Teil der Urlauber dieses Jahr wohl verzichten dürfte.
Droht also ein Staufiasko am Wochenende? In dieser Woche beginnen in Berlin, Brandenburg, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein die Ferien.
Viel Verkehr in alle Richtungen möglich
Ob die Straßen stärker belastet sein werden, ist nach Angaben des ADAC dennoch fraglich. Der Autoclub geht davon aus, dass in diesem Sommer mehr Menschen im Inland sowie in Nachbarländern Urlaub machen und einige ganz auf den Urlaub verzichten. Im Gegenzug könnten Fahrten in Naherholungsgebiete dem ADAC zufolge zunehmen.
"Statt der klassischen Nord-Süd-Strecken werden Autobahnen innerhalb des gesamten Landes und in alle Richtungen belastet werden", prognostiziert eine ADAC-Sprecherin und fügt an: "Voraussichtlich sind nicht nur die Autobahnen gut gefüllt, sondern auch Nebenstrecken."
Kalkuliert man Kurzurlaube mit ein, ist das Auto schon ohne Corona unangefochten Verkehrsmittel Nummer eins. Bei Urlauben im Inland mit mindestens einer Übernachtung lag der Anteil des Autos an den gewählten Verkehrsmitteln laut einer Untersuchung des Deutschen Tourismusverbandes bei 72 Prozent.
Ferienbeginn in Mecklenburg-Vorpommern führte zu wenig Stau
Trotz derartiger Erkenntnisse gestalte sich eine Stauprognose schwierig, erklärt die ADAC-Sprecherin. Derzeit seien viele Reisende verunsichert, das zeige die große Zahl der Beratungsgespräche rund um Reiseeinschränkungen und mögliche Urlaubsziele, die der Automobilclub derzeit mit Mitgliedern führe.
Auch der Ferienbeginn in Mecklenburg-Vorpommern am vergangenen Wochenende lässt offenbar kaum Schlüsse auf Staus durch den Urlaubsstart in anderen Bundesländern zu. In dem nordostdeutschen Bundesland war das Stauaufkommen zum Ferienbeginn der Sprecherin zufolge sogar geringer als am Wochenende zuvor.
In ganz Deutschland nahmen Staus in der vergangenen Woche dagegen leicht zu. Für das kommende Wochenende geht der Automobilclub deshalb von folgenden Staustrecken aus:
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Fernstraßen zur Nord- und Ostsee
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Großräume Berlin, Hamburg und Köln
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A 1 Bremen – Hamburg – Puttgarden
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A 2 Dortmund – Hannover – Berlin
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A 3 Köln – Frankfurt – Nürnberg
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A 5 Hattenbacher Dreieck – Frankfurt – Karlsruhe – Basel
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A 6 Metz/Saarbrücken – Kaiserslautern – Mannheim
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A 7 Hamburg – Flensburg
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A 7 Hamburg – Hannover und Würzburg – Ulm – Füssen/Reutte
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A 8 Karlsruhe – Stuttgart – München – Salzburg
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A 9 Berlin – Nürnberg – München
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A 10 Berliner Ring
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A 11 Berlin – Dreieck Uckermark
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A 24 Berlin – Hamburg
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A 61 Mönchengladbach – Koblenz – Ludwigshafen
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A 93 Inntaldreieck – Kufstein
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A 95/B 2 München – Garmisch-Partenkirchen
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A 99 Umfahrung München
Wer ein Urlaubsziel im Ausland ansteuert, benötigt dem Autoclub zufolge in diesem Jahr vor allem an den Grenzen zu Dänemark sowie bei der Einreise von Slowenien nach Kroatien viel Geduld. Dort sei mit Wartezeiten durch intensive Personenkontrollen zu rechnen.
Icon: Der Spiegel