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Der Milchbauer hat Zeit, und das ist ein Problem. Der Milchbauer heißt Fabrice Biscarat, er fährt gerade mit seinem Trecker, als er ans Telefon geht. In normalen Zeiten ist er an solchen Tagen im Mai damit beschäftigt, dass seine 80 Kühe gemolken werden. Aus der Milch wird dann Käse gemacht, in normalen Zeiten bekomme Biscarat für 1000 Liter Milch 400 Euro. Doch es sind keine normalen Zeiten.

Frankreich war von Mitte März an zwei Monate lang im Lockdown. Märkte, Restaurants und Frischetheken hatten geschlossen. Die Nachfrage nach dem Käse, der aus Biscarats Milch gemacht wird, brach ein. Das heißt für Biscarat: "Ich stehe morgens auf, melke die Kühe. Das kostet mich 400 Euro. Dann verkaufe ich die Milch für 200 Euro." Seine zehn Mitarbeiter habe er in Kurzarbeit geschickt. Bis Ende Juni könnte er noch durchhalten, sagt er. Danach werde es schwierig. Er schlafe schlecht. Ihm drohe die Pleite.

Mit seinem Betrieb droht ein Teil der französischen Kultur zu verschwinden.

Bauer Biscarat macht nicht irgendeinen Käse

Biscarat beliefert mit seiner Milch nicht irgendeine Molkerei. Er macht daraus Cantal. Cantal ist ein goldgelber Hartkäse mit einer grauen Kruste. Es ist eine der ältesten Käsesorten Frankreichs. Schon Plinius der Ältere, der vor 2000 Jahren das naturwissenschaftliche Wissen der Antike zusammentrug, schrieb mit Wohlwollen über den Käse aus der Gegend des heutigen Cantal. Ein Laib hat einen Durchmesser von 40 Zentimetern und wiegt 40 Kilogramm. Ein ganzer Cantal sieht aus wie ein kleines, dickes Bierfass. Der Cantal heißt wie das Departement im Herzen des Zentralmassivs, in dem Biscarat ihn herstellt. So, wie seine Eltern ihn hier auch schon hergestellt haben.