Corona in Schweden: Was hat der Sonderweg gebracht?
Schweden ist die Kontrollgruppe für das Welt-Experiment Corona. Während andere Länder mit Lockdowns ihre Bevölkerungen wegsperrten, ging Schweden einen anderen Weg. Kein Lockdown, kaum Verbote, dafür Gelassenheit und Freiwilligkeit. Das Leben, so schien es, ging in Schweden einfach weiter und natürlich fragten und fragen sich viele: Hast das funktioniert? Was wäre passiert, wenn wir es wie die Schweden gemacht hätten? Gerade Kritiker der deutschen Ausgangssperren sahen im "schwedischen Modell" den Beweis dafür, dass viele Länder in der Pandemie überreagierten.
Juan Moreno spricht in dieser Folge von "Acht Milliarden", dem Auslandspodcast des SPIEGEL, mit SPIEGEL-Redakteur Dietmar Pieper, Experte für skandinavische Länder. Pieper beschäftigt sich bereits seit Anfang der Krise mit dem schwedischen Ansatz und kommt zu dem Schluss, dass Schweden so radikal wie kaum ein anderes Land auf seine Wissenschaftler gehört hat – und gerade das womöglich eine katastrophale Entscheidung war. Holger Dambeck, SPIEGEL-Datenjournalist, hat enorme Bewegungsprofile aus Stockholm mit anderen europäischen Städten verglichen und erklärt, warum es nicht ganz richtig ist, wenn man sagt, dass das Virus das Leben in Schweden kaum beeinträchtigt hat.
Außerdem erklärt die Medizinerin für Infektionskrankheiten am renommierten Karolinska Institut in Stockholm, Claudia Hanson, warum sie den Weg ihrer Regierung in der Pandemie für einen tödlichen Fehler hält. Schweden nähert sich den 5000 Corona-Toten und hat eine der weltweit höchsten Pro-Kopf-Todesraten, teilweise acht mal höher als seine unmittelbaren Nachbarn, die Ausgangssperren verhängt haben. Hanson ist überzeugt: "Wir hätten viele Leben retten können."
»Acht Milliarden« ist der Auslands-Podcast des SPIEGEL. Jeden Freitag spricht Moreno mit Korrespondentinnen und Korrespondenten über die großen Themen der Welt. Der Podcast erscheint auf Spotify, Apple Podcasts und überall, wo es sonst noch Podcasts gibt.
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