Corona in Ischgl: Wer versagte, wer wegschaute – und wer dafür bezahlen muss

Après-Ski in Ischgl: "Ground Zero"
Lois Hechenblaikner/ ISCHGL/ STEIDL
"Reykjavík 2671 km", "Helsinki 1734 km", "Soltau 861 km": Die ausrangierten Skier am Pardatschgrat hoch über Ischgl stammen von Urlaubern aus aller Welt. Mit den Heimatorten beschriftet und an einen Pfosten geschraubt, weisen sie in vier Himmelsrichtungen; zumeist nach Norden.
Vorwiegend Deutsche, Niederländer und Skandinavier waren es, die im Tiroler Pisten-und-Party-Paradies Ischgl, im "Ibiza der Alpen", Ski liefen und feierten – bis zum 13. März. Bis zu dem Freitag, an dem die tumultartige Flucht Tausender aus dem Corona-verseuchten Paznauntal einsetzte.
Seither ist das 1600-Seelen-Dorf Ischgl in Verruf: als "Ground Zero", als Brutstätte bei der Weiterverbreitung des Virus nach Deutschland und darüber hinaus. Mehr als 11.000 Bürger allein aus der EU haben sich laut ORF-Recherchen in Österreich mit dem Virus angesteckt, großteils in Ischgl und umliegenden Tiroler Skigebieten. Die durch Ischgl-Rückkehrer indirekt Infizierten nicht eingerechnet. Virologen der Medizinischen Universität Innsbruck stellten später fest, dass mehr als 42 Prozent der Bewohner von Ischgl Corona-Antikörper in sich tragen – einige Bewohner hätten bereits Ende Februar erste Symptome bemerkt.