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Corona: Deutschland, China, Spanien – Wo sich das Virus ausbreitet

July 29
19:46 2020
Feriengäste am Strand von Mallorca Icon: vergrößern

Feriengäste am Strand von Mallorca

Foto: Clara Margais/ DPA

China meldet die höchsten Fallzahlen seit drei Monaten, das Auswärtige Amt rät erneut von Reisen in Teile Spaniens ab, Italien will den Ausnahmezustand verlängern, in Israel regt sich Widerstand gegen Ministerpräsident Benjamin Netanyahu, nachdem die Corona-Neuinfektionen einen neuen Rekordwert erreicht haben. Und in Australien gilt nach Melbourne nun auch Sydney als neuer Hotspot, der benachbarte Bundesstaat Queensland schottet sich ab.

Nicht nur in Deutschland stieg die Zahl der Corona-Infektionen zuletzt wieder bedenklich, die Meldungen aus aller Welt dokumentieren: Das Coronavirus bleibt gefährlich, eine erneute Ausbreitung ist jederzeit möglich. Der globale Überblick zeigt, wie unterschiedlich die Länder auf die Krise reagieren.

Beispiel China

Die chinesischen Behörden meldeten am Mittwoch 100 neue Corona-Infektionen – so viele wie seit drei Monaten nicht mehr. Ursprung dafür war nach Behördenangaben eine Fischfabrik in Dalian. Reisende trugen den Erreger anschließend demnach von der nordostchinesischen Hafenstadt in neun weitere Städte, auch nach Peking, wo der erste Corona-Fall seit drei Wochen gemeldet wurde.

Gemessen an der Einwohnerzahl sind die Fallzahlen in China jedoch extrem niedrig. Trotzdem reagiert China nun mit aller Härte, denn anders als die meisten Länder verfolgt China eine "Null-Fälle-Politik". Hunderte Verbindungen per Flugzeug und Zug sind wegen des erneuten Ausbruchs gestrichen, in Dalian wurde bereits die Hälfte der sechs Millionen Einwohner getestet.

Auch bei vorherigen lokalen Ausbrüchen wie in Peking vor gut einem Monat waren drastische Maßnahmen verhängt worden. Behörden meldeten daraufhin keine Neuinfektionen mehr.

Schon seit Monaten sind die chinesischen Grenzen für Reisende dicht, China vergibt derzeit keine regulären Visa. Ausnahmeregelungen gibt es nur für acht Länder, darunter auch Deutschland. Bisher durften jedoch nur etwa tausend Menschen aus Deutschland mit Sonderflügen der Handelskammer einreisen. Auch für Einheimische gilt: Nur wessen Corona-App grünes Licht gibt, erhält in Supermärkte oder Restaurants Einlass. Wärmebildkameras an Wohnanlagen messen routinemäßig die Körpertemperatur der Bewohner.

Andere Länder versuchen derweil nicht, das Virus komplett zu stoppen, sondern tasten sich allmählich in einen neuen Pandemiealltag vor, der möglichst viele Freiheiten ermöglicht und gleichzeitig die Pandemie unter Kontrolle hält. Das Verhindern einer zweiten Welle gilt als Gradmesser für den Erfolg.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betonte allerdings jüngst, das Coronavirus verbreite sich derzeit in einem einzigen globalen Ausbruch, der sich immer weiter beschleunige. Die Welt steckt also in einer einzigen, riesigen Welle. Einen Nachweis, dass der Erreger ähnlichen saisonalen Schwankungen folgt wie Grippeviren, gibt es bislang nicht.

"Zweite Welle ist kein Begriff, den wir in der Epidemiologie derzeit nutzen würden, weil das Virus niemals weg war", sagte Linda Bauld von der University of Edinburgh dem "Guardian". Auch andere Forscher plädieren dafür, besser von Spitzen in den Infektionskurven zu sprechen. "Manche mögen das Wellen nennen, aber dann müssten wir von Dutzenden Wellen sprechen", sagt Keith Neal, emeritierter Professor für Infektionskrankheiten von der University of Nottingham.

Zweite Welle in Europa?

Tatsächlich schwanken die Fallzahlen in vielen Ländern. Ein Blick nach Europa zeigt jedoch, dass sich in einigen Ländern eine zweite Infektionsspitze deutlicher abzeichnet. Dass die Fallzahlen also erneut ansteigen, nachdem sie durch harte Beschränkungen zunächst gesunken waren.

Besonders betroffen ist Luxemburg. Kein Land meldet derzeit so viele Neuinfektionen gemessen an der Einwohnerzahl. Deutschland erklärte das Land vor gut zwei Wochen deshalb erneut zum Risikogebiet, nachdem die entscheidende Schwelle von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen deutlich überschritten wurde.

Steigende Fallzahlen müssen jedoch nicht unbedingt das tatsächliche Infektionsgeschehen abbilden. In mehreren Ländern führten mehr Tests zu einem Anstieg der gemeldeten Zahlen. In Schweden zeigte sich daraufhin ein deutlicher Knick nach oben in der Infektionskurve. Auch in Luxemburg waren die Tests deutlich ausgeweitet worden. Untersucht wurden dabei auch viele Pendler, die in der Statistik für Luxemburg mitgezählt werden, obwohl sie nicht dort wohnen.

Allerdings hat auch der Anteil positiver Tests in Luxemburg zugenommen, was für eine Ausbreitung des Virus spricht. Inzwischen haben sich die Infektionszahlen nach Behördenangaben auf einem hohen Niveau stabilisiert. "Wir sind ganz klar in der zweiten Welle", sagte der Direktor des Luxemburger Gesundheitsinstituts, Ulf Nehrbass, am Montag.

Belgien hat wegen der steigenden Fallzahlen das öffentliche Leben erneut eingeschränkt. Nun gelten wieder schärfere Kontaktbeschränkungen, die Zahl erlaubter Teilnehmer bei Veranstaltungen wurde halbiert, im Hotspot Antwerpen gilt eine Ausgangssperre. Damit ist Belgien etwa wieder auf dem Niveau der ersten Lockerungen vom Mai zurück.

In anderen Ländern Europas, darunter Deutschland, Österreich und Schweiz, deutet sich ein erneuter Anstieg der Infektionen zumindest an. (Was für und was gegen eine zweite Welle spricht, lesen Sie hier.) Dass die Fallzahlen nach den Lockerungen steigen würden, ist keine Überraschung. Nun muss sich zeigen, wie gut die Gesundheitssysteme damit zurechtkommen.

In Österreich gilt wegen der steigenden Infektionszahlen seit gut einer Woche wieder Maskenpflicht in Supermärkten, Banken und Postfilialen. Das Ganze habe auch einen psychologischen Effekt, sagte Kanzler Sebastian Kurz. Je mehr der Mund-Nasen-Schutz verschwinde, desto stärker werde die Sorglosigkeit.

Mit Material von Agenturen

Icon: Der Spiegel

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