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Corona: Bekommen wir Deutschland virusfrei?

June 16
14:18 2020
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Ausflügler am Havel-Strand in Berlin: "Es ist ein Marathon, kein Sprint"

Kay Nietfeld/ dpa

Neuseeland hat vor drei Wochen erklärt, Coronavirus-frei zu sein. Inzwischen gibt es zwar wieder zwei Infizierte, dennoch wurden fast alle Einschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus aufgehoben. In dem Inselstaat mit fünf Millionen Einwohnern herrschten für sieben Wochen strikte Ausgangsbeschränkungen, die im Mai endeten.

Während es Neuseeland anscheinend geschafft hat, das Virus innerhalb seiner Grenzen nahezu zu eliminieren, meldet Deutschland Tag für Tag weiter einige Fälle von Neuinfektionen. Deutlich weniger als noch vor einigen Wochen – aber auch klar entfernt von der Elimination des Erregers. Das ist auch nicht verwunderlich, weil die Maßnahmen in Deutschland bisher gar nicht das Ziel hatten, das Kursieren von Sars-CoV-2 vollständig zu stoppen. Hierzulande sollten die inzwischen weiter gelockerten Einschränkungen nur dazu führen, dass es wenige Neuansteckungen gibt, damit unter anderem die Gesundheitsämter in der Lage sind, sämtliche Kontakte eines Coronavirus-Infizierten zu finden und zu informieren, damit sich diese isolieren und den Erreger nicht weitergeben.

Eindämmung statt Ausrottung

Hätte Deutschland eine Eliminierung des Erregers angestrebt, hätte man einige der inzwischen gelockerten Maßnahmen länger durchhalten müssen – mit all den negativen Folgen, die das mit sich gebracht hätte. Die Entscheidung wurde anders getroffen: Eindämmung statt Ausrottung.

In seinem Tagesbericht vom 11. Juni zählt das Robert Koch-Institut Coronavirus-Ausbrüche im Zusammenhang mit Familienfeiern und im Umfeld von Glaubensgemeinschaften auf – also Ansteckungen auf Veranstaltungen, die wieder erlaubt sind, aber eben ein gewisses Risiko mit sich bringen. Dazu kommen Ausbrüche in Pflegeheimen, in fleischverarbeitenden Betrieben, unter Erntehelfern, in Logistikzentren. Solange es keinen Plan gibt, diese Form von Ausbrüchen hundertprozentig zu verhindern, wird auch das Virus nicht ganz verschwinden.

Mit der anstehenden Reisesaison und vielen erneut offenen Grenzen innerhalb Europas ist zusätzlich damit zu rechnen, dass der Erreger sich wieder über Ländergrenzen hinweg verbreitet. Für eine Eliminierung des Virus bräuchte es also spätestens jetzt eine EU-weite Lösung, damit nicht ein Land die Fortschritte des Nachbarn zunichtemacht. Neuseeland lässt, um bisherige Erfolge nicht zu gefährden, weiterhin kaum Menschen ins Land einreisen und bittet seine Bürger, keine Reisen außerhalb Neuseelands zu unternehmen. Wer einreist, muss 14 Tage in einer Einrichtung in Isolation oder, falls er Covid-Symptome hat, in Quarantäne. Bei den beiden neuen Fällen, die positiv auf das Virus Sars-CoV-2 getestet wurden, handele es sich um miteinander verwandte Frauen, die Anfang Juni aus Großbritannien eingereist seien.

Warnende Worte angesichts der Lage in Europa finden sich in einem Dokument, das sonst eher trockene Lektüre ist: dem aktuellen Bericht der EU-Gesundheitsbehörde ECDC zur Risikoabschätzung hinsichtlich Covid-19. "Es ist ein Marathon, kein Sprint. Wir müssen nicht die Deckung fallen lassen. Wir müssen uns alle an die 'neue Normalität' anpassen", schreibt die ECDC. Die Menschen sollten sich darüber im Klaren sein, heißt es, dass die Maßnahmen, die die Virusverbreitung verhindern sollen, weiterhin beeinflussen, wie man arbeitet, sich bewegt, reist und seine Freizeit verbringt.

Icon: Der Spiegel

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