Camp in der Dachkammer: Steinmeier kurierte Corona auf der Luftmatratze aus
Politik
Als sich Bundespräsident Steinmeier 2020 mit Covid infiziert, zieht er sich kurzerhand in die eigene Dachkammer zurück, um seine Frau zu schützen. Hinsichtlich der damaligen Pandemie-Maßnahmen drängt der Sozialdemokrat nun auf eine schnelle Aufarbeitung. Notfalls werde er selbst tätig werden.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich in der Anfangszeit der Corona-Pandemie zeitweilig in eine Dachkammer verzogen, um seine Frau nicht zu gefährden. Dem Magazin "Stern" erzählte das Staatsoberhaupt, dass sich einer seiner Sicherheitsbeamten, mit dem er im Auto von Zwickau nach Berlin fuhr, Anfang März 2020 infiziert hatte. Er habe sich nach den geltenden Regeln danach in Quarantäne begeben müssen.
2010 hatte Steinmeier seiner Frau Elke Büdenbender eine Niere gespendet, sie war in der Pandemie als Transplantationspatientin wegen einer abgesenkten Immunität besonders gefährdet. "In der Quarantäne habe ich mich mit ein paar Büchern und einem Laptop in die Dachkammer zurückgezogen und auf einer Luftmatratze campiert. Meine Frau und ich sind uns im Haus aus dem Weg gegangen, um mögliche Gefahren für ihre Gesundheit zu vermeiden", sagte Steinmeier.
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Fünf Jahre nach den ersten Corona-Fällen in Deutschland drängt der Bundespräsident auf eine zügige Aufarbeitung der Pandemie nach der Bundestagswahl. Ansonsten werde er eine eigene Kommission berufen. "Die Pandemie hat tiefe Spuren in der Gesellschaft hinterlassen, die unübersehbar sind", sagte Steinmeier dem "Stern". Der wichtigste Beitrag zur Rückschau auf die Pandemie sei ihre Aufarbeitung.
"Müssen uns selbst gegenüber Rechenschaft ablegen"
"Wir werden uns nach den Neuwahlen sehr schnell auf das 'Wie' der Aufarbeitung verständigen müssen. Es eilt", fuhr er fort. "Nach meinem Eindruck ist die Erwartung in der Öffentlichkeit groß." Steinmeier gab an, notfalls alleine tätig zu werden. "Wenn eine neue Regierung und ein neuer Bundestag sich dieser Aufgabe tatsächlich nicht widmen sollten, werde ich das tun", sagte er. Es gehe ihm nicht um eine "vordergründige Suche nach Schuldigen", fügte der Bundespräsident hinzu. "Wir müssen uns selbst gegenüber Rechenschaft ablegen, was gut lief, was weniger gut lief, was geschadet hat. In unser aller Interesse Transparenz herstellen. Darum geht es."
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Regierung und Opposition, aber auch die Ampel-Koalition untereinander hatten sich in den vergangenen Monaten laut "Stern" nicht auf eine institutionelle Aufarbeitung der Pandemie und ihrer Folgen einigen können. Diskutiert wurde demnach über einen Untersuchungsausschuss, eine Enquête-Kommission, aber auch über Bürgerräte.
Steinmeier zeigte Unverständnis, dass keine Verständigung zustande gekommen ist. "In der Aufarbeitung der Pandemie liegt eine riesige Chance", sagte er. "Es ist ein Vorteil für die Demokratie, Transparenz herzustellen." Aufarbeitung könne die Chance bieten, Menschen zurückzugewinnen, die ihr Vertrauen in die Demokratie verloren hätten oder zumindest daran zweifelten. "Wenn wir nicht aufarbeiten, dann bleibt das Verdrängte", fuhr Steinmeier fort. "Was aber viel gefährlicher ist: Das Verschwiegene kreiert Verdacht. Und das ist etwas, womit Populisten gerne hantieren."
Quelle: ntv.de, spl/dpa