Bundeswehr im Corona-Einsatz: Wenn Panzersoldaten im Altenheim Mensch ärgere dich nicht spielen
Icon: vergrößernReservist Wenzel in seiner Kunsthandlung:Nicht depressiv auf dem Sofa gehockt
Sonja Och / DER SPIEGEL
Der Oberstleutnant der Fallschirmjägertruppe hat ein paar schöne Dinge im Angebot. Eine gotische Holzskulptur des heiligen Michael, der den Satan bezwingt. Den höfischen Aufsatzschreibsekretär à deux corps aus dem 18. Jahrhundert mit feinsten Elfenbein- und Perlmuttintarsien. Am liebsten ist Matthias Wenzel das seltene Gamsmännchen aus Eiche von 1520, dessen Füße in Hörner auslaufen, an die man wunderbar seinen Mantel hängen kann.
In wenigen Tagen wird Wenzel seinen Gefechtsstand im Bamberger Landratsamt verlassen, den Kampfanzug zurück in den grünen Seesack stopfen und am darauffolgenden Morgen nach gut zwei Monaten wieder in seiner Kunsthandlung in der Altstadt von Bamberg stehen. Als Zivilist.
Wenzel ist Corona-Opfer, und er ist Corona-Helfer. Am 24. März verkaufte er noch zwei Barockgemälde an ein Ehepaar aus Düsseldorf, einen Tag später musste er sein Geschäft dichtmachen, wie fast alle Ladenbesitzer in Bayern. Doch der Kunsthändler hockte nicht depressiv auf dem Sofa, sondern rückte noch am selben Tag als Reserveoffizier im Landratsamt ein.
