Bremen: Lehrer winken 50 Abiklausuren ohne Gutachten durch
Klausuren, die nicht begutachtet, aber benotet wurden: Nach dem Abi-Chaos in Nordrhein-Westfalen fällt auch eine Bremer Schule auf. Dort sollen Lehrkräfte ein Auge zugedrückt – oder gleich gar nicht hingesehen haben.
An einer Bremer Oberschule sind Dutzende Abiturklausuren benotet worden, ohne dass sie zuvor korrigiert oder begutachtet wurden. Das berichten »Weser-Kurier« und »Bild«-Zeitung . Demnach habe eine Prüfung von mehr als 600 Abi-Klausuren seit 2016 ergeben, dass für 50 Klausuren das abschließende Gutachten fehlte. Drei seien nicht einmal bearbeitet worden – und dennoch habe es eine Note dafür gegeben.
Aufgefallen war das Ganze demnach nur zufällig. Eine ehemalige Schülerin soll im vergangenen Jahr um Einsicht in ihre alte Klausur gebeten haben. Einer Mitarbeiterin der Schule sei dann aufgefallen, dass mit den Unterlagen etwas nicht stimmte. Es habe zwar eine Note darunter gestanden, korrigiert worden sei sie allem Anschein nach aber nicht.
Nach einer schulinternen Aufklärung sei dann im Dezember die Schulaufsichtsbehörde über die Unregelmäßigkeiten informiert worden. Inzwischen sei der zuständige Oberstufenleiter suspendiert und einem Lehrer gekündigt worden, gegen zwei weitere Lehrkräfte liefen Disziplinarverfahren, sie hätten den Vorfall melden müssen, heißt es, eine davon sei ebenfalls suspendiert worden.
Keine Abis »verschenkt«
Was bedeutet das für die betroffenen Abiturientinnen und Abiturienten? Die Prüfungen sollen ihre Gültigkeit behalten. Korrekturen seien nur zum Vorteil der Schüler vorgenommen worden, erklärte Bildungssprecherin Maike Wiedwald der »Bild«. Es seien keine Nachteile entstanden, aber auch keine Abis »verschenkt« worden, zitiert der »Weser-Kurier« Bildungssenatorin Sascha Aulepp.
Erst am Dienstag hatte Nordrhein-Westfalen die schriftlichen Abiturprüfungen wegen technischer Probleme verschieben müssen. Das Herunterladen der ursprünglich für den Folgetag vorgesehenen Aufgaben hatte nach Angaben des Ministeriums nur bei etwa jeder dritten von 900 Schulen geklappt. Rund 30.000 Abiturienten konnten ihre Klausuren in den Fächern Biologie, Chemie, Ernährungslehre, Informatik, Physik und Technik infolgedessen erst am Freitag schreiben.

