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Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro könnte bei der Bekanntgabe seiner Infektion mit dem Coronavirus anwesende Journalisten womöglich angesteckt haben. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters haben mehrere brasilianische Medien ihre Angestellten nach dem Termin bei Bolsonaro vorerst unter Quarantäne gestellt.

Bolsonaro hatte seine Infektion mit dem Virus am Dienstag publik gemacht, mehrere Journalisten hatten dem Präsidenten dabei Mikrofone entgegengestreckt, teils ohne den von Experten empfohlenen Mindestabstand von ein bis zwei Metern. Schließlich war Bolsonaro sogar noch einige Schritte zurückgetreten und hatte ganz ohne Maske gesprochen. Damit wollte er beweisen, dass es ihm gut gehe. (Sehen Sie den Vorfall im folgenden Video.)

Laut Reuters teilten die Sender CNN Brasil, Record TV und die staatliche brasilianische Rundfunkanstalt EBC mit, Reporter nach dem Einsatz bei Bolsonaro vom Dienst abgezogen zu haben. Die betroffenen Journalisten bei EBC sollen sich demnach in Quarantäne befinden, bis ein negatives Testergebnis auf das Virus vorliegt.

Ein Journalistenverband aus dem Regierungsbezirk der Hauptstadt Brasilia forderte Medienvertreter laut Reuters auf, vorerst nicht mehr vor Ort mit Bolsonaro in Kontakt zu treten. Der Präsident hatte bereits angekündigt, zunächst nur noch in Videokonferenzen aufzutreten.

Brasilien ist nach den USA das am stärksten von der Pandemie betroffene Land der Welt. Bislang haben sich in dem lateinamerikanischen Land 1,6 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert, mehr als 66.000 Infizierte sind im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Experten gehen davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen noch deutlich höher liegen, da in Brasilien nur recht wenig getestet wird.

Bolsonaro regiert weiter – und blockiert Corona-Hilfspaket

Bolsonaro hatte zuletzt mitgeteilt, dass es ihm bereits besser gehe. Er nimmt nach eigener Aussage vermehrt das Medikament Hydroxychloroquin ein, von dessen Gebrauch bei Covid-19 die meisten Spezialisten und die WHO wegen der schweren Nebenwirkungen abraten. Bolsonaro sagte jedoch, er nehme das Mittel bereits seit einiger Zeit zur Prophylaxe und habe nach den ersten Symptomen ein paar Pillen mehr eingeworfen.

Die Geschäfte legte Bolsonaro trotz der Infektion indes nicht nieder. Als erste Amtshandlung nach dem positiven Testergebnis legte er sein Veto gegen ein Hilfspaket für Indigene und Afrobrasilianer während der Pandemie ein.

Mit der Unterschrift stoppte der rechte Staatschef vorläufig ein Gesetz, das die Behörden verpflichten würde, Ureinwohnern und Schwarzen Zugang zu Trinkwasser, Desinfektionsmitteln und ärztlicher Versorgung zu garantieren.

Icon: Der Spiegel