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Bayer-Star Wirtz ist fassungslos: So hat man den FC Bayern noch nicht erlebt

February 16
03:36 2025

Fußball

Florian Wirtz vergab unmittelbar vor Schluss die Riesenchance zum Sieg für Bayer Leverkusen.

Florian Wirtz vergab unmittelbar vor Schluss die Riesenchance zum Sieg für Bayer Leverkusen.

Der FC Bayern macht im Topspiel der Fußball-Bundesliga einen riesigen Schritt zum Titel. Bei Bayer Leverkusen reicht den Münchnern ein 0:0, um eine Vorentscheidung zu schaffen. Allerdings hat man den FC Bayern selten so harmlos gesehen.

Florian Wirtz hätte der Fußball-Bundesliga ein Geschenk machen können. Der Spielmacher von Bayer Leverkusen hätte das Feuer im Kampf um die Meisterschaft noch einmal richtig anblasen können. Doch in der Zeit zwischen Weihnachten und Ostern gibt es eher selten Geschenke. Sehnsüchtige Wünsche muss man sich selbst erfüllen. Spannung im Titelrennen war so einer. Aber das Fußballerleben ist kein Ponyhof, ähm …, kein Wunschkonzert.

Kurz nach der 90. Minute hatte Wirtz am Samstagabend die Führung gegen den FC Bayern auf dem Fuß. Auf dem rechten Fuß. Der linke wäre die bessere Idee gewesen. So schoss er den Ball aus kurzer Distanz hauchzart vorbei und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Fassungslos erstarrt blieb für einen Moment stehen. Wirtz war klar, was passiert war. Oder eben nicht. Weil er nicht das 1:0 machte und auch sonst kein Spieler ein Tor erzielt hatte, machte der FC Bayern mit dem 0:0 im Spitzenspiel einen riesigen Schritt zur Meisterschaft. Nach 22 Spieltagen haben die Münchner acht Punkte Vorsprung auf Bayer. Aber an diesem Abend bleibt die Frage: Warum nur?

Bayern strahlt Nullkommanichts an Gefahr aus

Die Bayern hatten im gesamten Spiel kein einziges Mal (!) aufs Tor geschossen. Der mysteriöse xG-Wert, der die Torgefahr bemisst, stand bis zur 70. Minute bei 0,00. Dann versuchte sich Harry Kane einmal. Sein Schuss wurde geblockt. Der xG-Wert schnellte prompt auf 0,02 nach oben. Das Gefahrenlevel für Bayer erhöhte sich damit von "überhaupt gar nicht vorhanden" auf "gar nicht vorhanden". Geplant war das nicht. Zu offensiv waren die Münchner von ihrem Trainer Vincent Kompany aufgestellt worden. Mit Kane, Kingsley Coman, Michael Olise und mit Jamal Musiala, dem neuen Goldjungen des FC Bayern, der sich am Freitag, rechtzeitig vor dem emotionalen Spitzenspiel, für sehr viel Geld bis 2030 an den Rekordmeister band, mit kleinen Hintertürchen.

Einen Topspiel-Boost verpasste die gigantische Wertschätzung des Klubs dem Spieler aber nicht. Musiala ackerte in Leverkusen zwar wie Lastenpferd, dabei ist der schlaksige Kerl doch eigentlich geschaffen für eine glänzende Kür. Doch seine fußballerische Klasse konnte er nicht mal in Ansätzen ausspielen. Bayers gallige Mittelfeldspinnen Granit Xhaka und Exequiel Palacios nahmen Musiala in ihrem Netz gefangen. Jeder Versuch der Befreiung wurde gnadenlos eingewoben. Mal mit robusten Zweikämpfen, mal mit tüchtigen Fouls. Bayern wurde in den Blaumann gezwungen, in Schwerstarbeit. "Es ist eigentlich nicht in der Bayern-DNA, auf 0:0 zu spielen", sagte Sportvorstand Max Eberl später in der BayArena. "Wir wollten schon unser Spiel durchbringen, hatten aber keinen richtigen Zugriff." Er hatte dabei erstaunlich gute Laune. Allerdings war der Grat zum langen Gesicht äußerst schmal.

Diese Leistung der Münchner war eigentlich angetan, um als Verlierer vom Platz zu gehen. Sie waren von den Leverkusenern auf dem falschen Fuß erwischt worden, wie Thomas Müller befand. Er selbst hatte nichts zum Spiel beisteuern können. Kompany verzichtete komplett auf ihn. Sportlich trabt der 35-Jährige dem Ende seiner Zeit in München entgegen, seine Zukunft ist weiter ungeklärt. "Sie haben sich das erste Mal getraut, gegen uns zu pressen und leider ist deren Konzept ein bisschen aufgegangen", analysierte er und betonte aber direkt das Positive für seine Bayern: "Wenn du merkst, das Momentum ist nicht auf deiner Seite, dann musst du auch einfach dagegenhalten. Das haben wir gut gemacht."

Bayer wollte ein Statement im Titelkampf

Bayer Leverkusen war an diesem Abend angetreten, um sich im Titelkampf noch einmal richtig anzumelden. Xabi Alonso, der Supertrainer, wollte den FC Bayern mit Tempo, Tiefe und Technik überfallen, die Bayern über das Feld jagen und sie nicht mit Wucht erdrücken. Seine herausragenden Stürmer Patrik Schick und Victor Boniface ließ er auf der Bank sitzen. Schick kam erst in der Nachspielzeit, Boniface gar nicht. Bei Schick kam das überhaupt nicht gut an. Mürrisch machte er sich fertig, flüchte nach Abpfiff so schnell wie möglich in die Katakomben und verließ diese knapp 15 Minuten später frisch geduscht und mit mucksigem Gesichtsausdruck Richtung Tiefgarage. Er selbst war augenscheinlich der Meinung, dass mehr Minuten mit ihm Bayer gutgetan hätten.

So ein Mittelstürmer, der hätte an diesem Abend den Unterschied machen können. Aber Alonso wollte sich gar nicht erst auf Diskussionen einlassen, er hätte sich womöglich verzockt. Die Spieler, so lobte er, hätten es super gemacht. Die Intensität sei hoch gewesen. Daher hielt er an seinem Plan fest. Als der Sprinter Nathan Tella völlig ausgepumpt rausging, kam Amine Adli (85.). Ein nächster Topsprinter. Weiterhin kein Bulle im Zentrum. Tempo und Tiefe. Tempo und Tiefe. Alonso vertraute seiner Idee, ihr fehlte zur Krönung nur das Tor. Ob so ein richtiger Stürmer nicht doch geholfen hätte? In der Pressekonferenz war das direkt Thema. Wer weiß das schon, sagte er bloß. Man werde es nie erfahren.

Aber es war ja auch so: Die Idee von Alonso hatte die Bayern überfordert. Nach 21 Minuten brach der wieder einmal kaum aufzuhaltende Wirtz das erste Mal richtig gefährlich durch und scheiterte an Manuel Neuer. Dessen abgeprallte Parade knallte Jeremie Frimpong per Kopf an die Latte. Die BayArena war sportlich erwacht. Geknallt hatte es vorher schon. Die Münchner Fans hatten in ihrer Kurve ein riesiges Pyrofeuer gezündet. Auch auf dem Platz und an der Seitenlinie wurde es unangenehm hitzig. Fouls hier, Störereien dort. Und immer Geschimpfe. Jeder Pfiff von Daniel Siebert wurde fassungslos oder wütend zur Kenntnis genommen. Das Spitzenspiel droht phasenweise zu einer Rangelparty zu werden. Dann aber übernahm Bayer.

Tella lässt die dicksten Dinger liegen

Kaum war der Lattenknall verklungen, schepperte es wieder. Nathan Tella rammte den Ball aus kurzer Distanz ans obere Aluminium. Was für eine Chance (25.). Bayer drückte und drängelte auf das Tor. Bayern suchte nach einer Lösung und fand sie einzig im Verteidigen. Dayot Upamecano machte abermals ein starkes Spiel. Minjae Kim und Hiroki Ito, bei seinem Startelfdebüt, wackelten. Sonst war kein Zugriff. Wann hatte man so etwas von den Bayern zuletzt gesehen? Im vergangenen Jahrhundert wohl. Und Bayer schob Welle um Welle nach.

Wie eine Sturmflut brachen die Angriffsversuche auf die Bayern herein. Aber die Kaimauer um Upamecano hielt. Tella setzte einen Seitfallzieher neben das Tor (59.) und scheiterte per Kopf an Ito, der auf der Linie kläre (66.). Kompany wechselte dann vierfach, Leroy Sané und Serge Gnabry kamen, Leon Goretza und Josip Stanisic auch. Etwas Wesentliches verändern konnte er damit nicht. Goretzka köpfte einmal sehr deutlich daneben und warf sich spät in einen Leverkusener Schuss. Die anderen hatten keinen Szenen.

Perfekt GeMEISTERt?

Bayer drückte und drängte. Alonso coachte wie besessen. Er dirigierte hier und dirigierte dort. Und hätte er ein Paar Stollenschuhe gefunden, er hätte vermutlich mitgespielt. Was für ein Druck lastete auf dem Spanier. "Wir hatten in dieser Saison einige scheiß Unentschieden, über das von heute ärgere ich mich nicht", sagte Alonso. "Normal zerstört Bayern alle Gegner. Wir haben alles gemacht, um zu gewinnen. Nur ein Tor nicht."

Den Bayern war's fürchterlich egal. Die pfiffen direkt mal auf alle Anlauf nehmende Kritik an der Leistung, die wenig meisterlich war: "Das könnt ihr bezeichnen, wie ihr wollt und mit Adjektiven ummanteln, dass es kracht", sagte Müller. Die Bayern sind trotz massiver Unterlegenheit der große Gewinner. Und so bemühte sich Kompany, der sich als Trainer des FC Bayern nach einem großen Sieg in einem großen Spiel sehnt, um die Deutungshoheit zu dieser Partie. Er wollte die erschreckend harmlose Leistung unter keinen Umständen schlecht geredet wissen. Trotz erschütternden Zahlen: Zwei Torschüsse – so wenig wie seit Beginn der Datenaufzeichnung noch nie – und keinen einzigen Eckball gab es für den FC Bayern. Kompany lobte den Gegner und die eigene Mentalität. "Heute ging es ums Verteidigen – und das haben wir super gemeistert." GeMEISTERt. Ob er das meinte?

Quelle: ntv.de

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