Barack Obamas Wahlkampfberater: “Wähler haben sich entschieden, Donald Trump zu feuern”

Jim Messina bei einer Sitzung mit Barack Obama 2010: "Wechselwähler interessieren sich nicht für Sozialismus"
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Charles Dharapak/ AP
SPIEGEL: Herr Messina, wenn Sie sich den aktuellen Wahlkampf anschauen, wie würden Sie die Strategie des demokratischen Kandidaten, Joe Biden, beschreiben?
Jim Messina: Es gibt eine alte Weisheit in der amerikanischen Politik: Wenn dein Gegner ertrinkt, lass es geschehen. Trump schadet sich jeden Tag selbst am meisten. Sein Handeln schreckt vor allem Wechselwähler ab. Je mehr sich Biden da heraushalten kann, desto besser. Ich glaube, damit lässt sich die eine Hälfte von Bidens Strategie ziemlich gut zusammenfassen.
SPIEGEL: Was ist die andere Hälfte?
Messina: Das Einzige, was Donald Trumps Kandidatur derzeit noch am Leben hält, sind seine relativ hohen Zustimmungswerte in der Wirtschaftspolitik. Bei allen anderen Themen – Gesundheitspolitik, Umgang mit Rassismus, Covid-19, Außenpolitik – führt Joe Biden. Biden muss also eine eigene Vision für die amerikanische Wirtschaft entwerfen. Damit hat er begonnen.
Dazu muss man wissen: Als ich 2012 für die Wiederwahlkampagne von Barack Obama arbeitete, rief mich der frühere Präsident Bill Clinton manchmal mitten in der Nacht an. Er sagte mir dann stets, dass alle Präsidentschaftswahlen mit einer wirtschaftspolitischen Vision gewonnen werden. Wir werden deshalb erleben, dass Joe Biden während des Sommers und dann bei seiner Parteitagsrede seine Pläne darlegen wird. Wenn er mit Trump beim Thema Wirtschaft auf Augenhöhe kommt, hat er die Wahl gewonnen. Er muss ihn nicht überholen.