Annalena Baerbock: Ex-Büroleiter Titus Rebhann wechselt laut “Welt” zu RWE
Ein enger Vertrauter von Außenministerin Annalena Baerbock wechselt laut einem Zeitungsbericht die Seiten. Ihr ehemaliger Büroleiter hat demnach beim Energiekonzern RWE angeheuert.
Ein Topmann der Grünen soll künftig für die Interessen eines Konzerns werben, der häufig als Zielscheibe von Umwelt- und Klimaprotesten dient. Titus Rebhann wechsle als Leiter der Hauptstadtrepräsentanz zum Energieriesen RWE, berichtet die »Welt« . Für eine Stellungnahme war der Konzern am Montagabend nicht zu erreichen.
Rebhann war früher Büroleiter von Annalena Baerbocks Bundestagsbüro. Als sie Ministerin wurde, wechselte er mit ihr ins Auswärtige Amt und gehörte dort weiterhin ihrem Team an. Zuvor hatte er mehrere Jahre in Diensten des heutigen nordrhein-westfälischen Umweltministers Oliver Krischer gestanden. Er habe sich selbst bei dem Konzern beworben und werde dort ab dem 1. März 2023 die »Transformation« unterstützen, erfuhr die Zeitung von RWE.
Zu seiner Aufgabenbeschreibung zählt demnach die »Begleitung der politischen Meinungsbildungsprozesse zu wesentlichen energiewirtschaftlichen Themen sowie die Positionierung von RWE als kompetenter Ansprechpartner im Bereich der Erneuerbaren Energien«. Gegenüber dem Auswärtigen Amt solle Rebhann aber bewusst nicht lobbyieren.
Grüner Deal mit RWE
Baerbocks Amt hat auch energiepolitisches Gewicht. Am Montag warb die Außenministerin in Kasachstan für eine Zusammenarbeit im Bereich von grünem Wasserstoff mithilfe von Wind- und Solarstrom. Ein Projekt am Kaspischen Meer stehe für eine gemeinsame und nachhaltige Zukunft, so Baerbock. Mit dem Besuch will sie die zentralasiatische Region zwischen Russland und China enger an Westeuropa binden und zugleich Alternativen für die Versorgung Europas ausloten.
Die Grünen im Bund und im Land NRW stehen wegen eines aktuellen Deals mit RWE in der Kritik: Im Gegenzug für das Versprechen, die Braunkohleförderung im Rheinischen Revier schon 2030 zu beenden, darf der Konzern kurzfristig mehr Kohle im Tagebau Garzweiler II abbaggern. Damit fällt auch das aufgegebene Dorf Lützerath, heute ein Protestcamp und symbolträchtiger Ort der Klimabewegung.
Anmerkung der Redaktion: Unter Berufung auf die »Welt« hatten wir zunächst berichtet, Rebhann sei Baerbocks Büroleiter im Auswärtigen Amt. Tatsächlich hatte er diese Funktion früher in ihrem Abgeordnetenbüro inne. Wir haben die Passage – ebenso wie die »Welt« – korrigiert.