Analyse von 156 Fällen: USAID findet keine Belege für Hilfsgüter-Unterschlagung durch Hamas
Politik

Israel und die US-Regierung behaupten, ein Gutteil der Hilfslieferungen im Gazastreifen lande bei der Hamas.
Die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen erhält immer wieder humanitäre Hilfe der USA. Allerdings behaupten die Regierungen in Jerusalem und Washington, die Terrororganisation Hamas unterschlage einen Teil. Zu Unrecht, wie eine interne Untersuchung nun zeigt.
Eine interne Analyse der US-Behörde für Entwicklungshilfe hat keine Belege für eine systematische Unterschlagung von US-Hilfsgütern durch die radikal-islamische Palästinenser-Organisation Hamas im Gazastreifen gefunden. Die Untersuchung der Behörde USAID stellt damit die Hauptbegründung der Regierungen in Washington und Jerusalem für die Unterstützung des neuen, bewaffneten Hilfseinsatzes der Privatorganisation GHF infrage. Das US-Außenministerium wies die Ergebnisse jedoch zurück. Ein Sprecher erklärte, es gebe Videobeweise für Plünderungen durch die Hamas, legte diese allerdings nicht vor.
Die Analyse des Büros für Humanitäre Hilfe (BHA) von USAID untersuchte 156 Fälle von Diebstahl oder Verlust von US-finanzierten Hilfsgütern zwischen Oktober 2023 und Mai 2025 in dem Palästinensergebiet. In keinem der Berichte werde behauptet, dass die Hamas von den Lieferungen profitiert habe, heißt es in den Unterlagen. Die Untersuchung kam zu dem Schluss, dass mindestens 44 der Vorfälle direkt oder indirekt auf Handlungen des israelischen Militärs zurückzuführen seien. Die Autoren räumten jedoch eine Einschränkung ein: Da die palästinensischen Empfänger der Hilfen nicht überprüft werden könnten, sei es möglich, dass Lieferungen an Verwaltungsfunktionäre der Hamas gegangen seien.

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Die israelische Regierung, die den Zugang zum Gazastreifen kontrolliert, hält dagegen an ihrer Darstellung fest. Geheimdienstberichten zufolge zweige die Hamas bis zu einem Viertel der Hilfslieferungen für ihre Kämpfer ab oder verkaufe sie an die Zivilbevölkerung. Die Hamas bestreitet die Vorwürfe.
Trump macht USAID handlungsunfähig
US-Präsident Donald Trump hatte unmittelbar nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus im Januar per Dekret die US-Auslandshilfen eingefroren und anschließend mehr als 80 Prozent der Programme von USAID gestrichen. Am 1. Juli stellte USAID ihre Arbeit offiziell ein. Nach Angaben eines hochrangigen US-Beamten wurden in der Folge fast 500 Tonnen Notfallnahrung vernichtet, die ursprünglich für hungernde Kinder vorgesehen war.

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Der Krieg im Gazastreifen begann nach einem Angriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023, bei dem nach israelischen Angaben 1200 Menschen getötet und 251 Geiseln verschleppt wurden. Seither wurden bei den israelischen Angriffen im Gazastreifen nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden fast 60.000 Palästinenser getötet.
Nach Angaben des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) leidet fast ein Viertel der 2,1 Millionen Einwohner in dem dicht besiedelten und von Israel abgeriegelten Küstengebiet unter hungerähnlichen Bedingungen, Tausende leiden an akuter Unterernährung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Ärzte berichten von Todesfällen wegen Hunger unter anderem bei Kindern.
Quelle: ntv.de, als/rts