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Abwanderung möglich: Stihl hat die Faxen dicke

January 27
16:16 2025

Wirtschaft

Viele Unternehmen haben schon geräuschlos den Exit aus Deutschland gewählt - und Produktion verlagert. Stihl macht vorher Krach.

Viele Unternehmen haben schon geräuschlos den Exit aus Deutschland gewählt – und Produktion verlagert. Stihl macht vorher Krach.

Der Kettensägen-Hersteller macht Krach. Wenn sich die Standortbedingungen in den nächsten fünf Jahren nicht deutlich verbessern, will das Traditionsunternehmen Stil Produktion ins Ausland verlagern. Die Bundseregierung sollte das nicht als Drohung verstehen, sondern als Realitätscheck. Es steht mehr auf dem Spiel als ein neues Stihl-Werk.

Seit Jahren übt sich die Bundesregierung in hohlen Mantras, wenn es um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland geht. Jetzt, wo die Wirtschaft in Deutschland das vierte Jahr vor sich hin schwächelt und Trumps neuer Protektionismus der deutschen Exportwirtschaft die letzten Genesungschancen nimmt, erst recht. "Wir brauchen", "wir müssen", "wir sollten", heißt es. Es ist immer das Gleiche.

Wenn es gar nicht mehr anders geht, schiebt man die Schuld nach Brüssel. Ein starkes Europa sei die Basis für Wachstum. Doch in der EU-Zentrale läuft es nicht besser. Auch dort verliert man sich zusehends in irre-langen Abstimmungsprozeduren. Der viel beschworene Bürokratieabbau? Raubt die Basis für Tausende Bürokraten. Mir fällt kein Beispiel ein, wo sich eine Berufsgruppe schon mal selbst geschwächt oder gar abgeschafft hat.

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Doch die Luft für unseren Industriestandort wird dünner. Als ich im Frühsommer Stihl-CEO Michael Traub traf, wollte der noch einen Silberstreif am Horizont erkennen: Die Politik kenne das Thema und werde hoffentlich handeln. Gerüchte, Stihl wolle einen Teil seiner Produktion in die Schweiz verlagern, hatte er da gerade abgeräumt. Jetzt, ein halbes Jahr später, hat sich nichts getan. Absoluter Stillstand. Jetzt hat der Kettensägen-Hersteller mit Weltruf die Faxen dicke. Entweder die Standortbedingungen in Deutschland werden schnell besser, oder Stihl stoppt seine Pläne für sein neues Werk in Ludwigsburg und zieht es im Ausland hoch.

Ein Blick in die Schweiz reicht

Stihl hat recht. Wenn sich die Rahmenbedingen in der Heimat – eine unheilvolle Kombination aus vergleichsweise hohen Kosten und bürokratischen Hürden – nicht schnell und deutlich verbessern, ist es unternehmerisch nicht vertretbar, lohnenswerte Standortalternativen im Ausland abzulehnen. Wer sich auf dem Weltmarkt behaupten will, muss die Kosten und Standortfaktoren eng im Blick behalten. Alles andere wäre substanzgefährdend.

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Um einen Vergleich zu ziehen, muss man nicht osteuropäische Billig-Standorte in Betracht ziehen. Ein Blick in die Schweiz reicht. Dort sind die Löhne zwar höher, aber die Arbeitszeiten länger und die Bürokratie weniger lähmend. "Swiss-Made" hat weltweit einen guten Klang.

Die Politik hat die Warnung hoffentlich verstanden. Spätestens nach der Bundestagswahl in knapp vier Wochen muss sie schnell handeln. Sonst beschleunigt sich das Drama um Deutschlands Deindustrialisierung. Viele Unternehmen haben schon geräuschlos den Exit gewählt – und Produktion verlagert. Stihl macht wenigstens Krach. In Berlin kann niemand behaupten, man habe das nicht gehört.

Quelle: ntv.de

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