Corona-Wut in Serbien: Randalierer wollten Parlament in Belgrad stürmen

Wütende Menschen drängten sich am Dienstagabend vor dem Parlament in Belgrad
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Marko Drobnjakovic/ dpa
Vor dem Parlamentsgebäude in Belgrad haben Tausende Menschen am Dienstagabend gegen neue Beschränkungen in der Corona-Pandemie protestiert. In der Nacht zum Mittwoch kam es dabei zu Ausschreitungen und Zusammenstößen mit der Polizei. Die Bereitschaftspolizei setzte Tränengas gegen die Demonstranten ein, nachdem eine größere Gruppe versucht hatte, das Parlamentsgebäude zu stürmen.
Präsident Aleksandar Vucic hatte nur wenige Stunden zuvor im Fernsehen angesichts des Infektionsgeschehens eine neue Ausgangssperre für das kommende Wochenende angekündigt.
"Alle Krankenhäuser in Belgrad sind fast voll"
Die Lage im Land sei ernst, sagte der Präsident in seiner Ansprache. Besonders die Hauptstadt sei stark betroffen. Daher werde von Freitag bis Montag ein Ausgehverbot verhängt. Ab Mittwoch seien zudem Treffen von mehr als fünf Menschen verboten – sowohl drinnen wie draußen. "Alle Krankenhäuser in Belgrad sind fast voll", sagte der Präsident.
Zuletzt hatte es in Serbien im Mai eine Ausgangssperre wegen der Coronakrise gegeben. Sie war im Wahlkampf aufgehoben worden, es fanden Großveranstaltungen und Sportereignisse vor Zuschauern statt. Die Partei Vucics gewann die Parlamentswahlen am 21. Juni klar.
Rund acht Wochen nach den ersten Lockerungen der Anti-Corona-Maßnahmen waren die Fälle in dem Balkanland deutlich angestiegen. Serbien hatte am Dienstag 13 neue Todesfälle infolge von Covid-19-Erkrankungen gemeldet – der höchste Tageswert seit Beginn der Pandemie. Zudem wurden 299 neue Infektionen mit dem Coronavirus registriert.
In der vergangenen Woche verzeichnete das Land täglich zwischen rund 250 und 350 neue Fälle. Bis zum Dienstag gab es in Serbien über 16.000 nachgewiesene Infektionen mit dem Coronavirus. Davon gelten knapp 3000 Fälle als aktiv. 330 Menschen starben bisher in Verbindung mit der Lungenkrankheit Covid-19.
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