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Coronavirus: Pressestimmen zur Maskendebatte – “Corona ist nicht in die USA ausgereist”

July 07
09:27 2020
Auch Ludwig I. trägt Maske: Denkmal des Bayern-Königs in Bad Brückenau Icon: vergrößern

Auch Ludwig I. trägt Maske: Denkmal des Bayern-Königs in Bad Brückenau

Medien Service Mueller I Oliver Mueller/ imago images/MedienServiceMüller

Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) würde die Maskenpflicht für sein Bundesland am liebsten sofort abschaffen: "Wenn das Infektionsgeschehen so gering bleibt, sehe ich keinen Grund, länger an der Maskenpflicht im Handel festzuhalten", begründet er seinen Vorstoß. Er erhielt dafür fast ausnahmslos negative Reaktionen. Die 16 Gesundheitsminister der Länder einigten sich am Montag darauf, die Maskenpflicht nicht aufzuheben. Zur Begründung hieß es, es dürfe nicht der falsche Eindruck entstehen, die Pandemie wäre vorbei.

So sehen es auch die Kommentatoren in den deutschen Medien – mit einer Ausnahme:

"Süddeutsche Zeitung"

(Die Maskenpflicht) ist keine Strafe, sondern ein Zeichen dafür, dass mir als Kunden oder Händler die Gesundheit des anderen am Herzen liegt. Bislang nämlich schützen die meisten Masken nicht ihren Träger, sondern alle anderen. Wichtig ist weniger, was durch meine Maske bei mir passiert. Wichtig ist, die anderen vor Ansteckung zu schützen, sollte ich das Virus in mir tragen.

"Frankfurter Allgemeine Zeitung"

Die Bundeskanzlerin, der Bundesgesundheitsminister und der bayerische Ministerpräsident und etwa die beiden SPD-Vorsitzenden bestehen weiter auf dem Maskentragen und haben die wissenschaftlichen Erkenntnisse auf ihrer Seite: Masken können die Ausbreitung der Aerosole einschränken, wenn sie als echter "Schnutenpulli" und nicht auf halb acht getragen werden. In der Kombination mit Testen und Abstandhalten gehören die Masken zu den Erfolgsfaktoren für anhaltend niedrige Infektionszahlen.

Maskentragen mag unbequem sein, es ist aber keine Glaubensfrage – sondern notwendig, rücksichtsvoll und vernünftig.

Tagesschau.de

Schöner Shoppen ohne Maske – wer das denkt, hat den Schuss noch immer nicht gehört. Oder verschließt seine Augen vor einer ganz einfachen Wahrheit: Corona hat uns weiter im Griff. Es gibt derzeit weder eine Impfung noch Medikamente, die uns immun machen oder heilen könnten. (…)

Das Argument "Wir haben wenig Fälle und können deswegen lockerlassen" zieht nicht. Mit der gleichen Logik könnte man sagen: "Ich lass das jetzt mal mit der Verhütung sein, ist ja nichts passiert bisher." Die Infektionsgefahr hat sich nicht verzogen, sie ist weiter eine Realität, mit der wir umgehen müssen – und zwar verantwortungsvoll.

"Bild"-Zeitung:

Wo es so gut wie kein Infektionsgeschehen mehr gibt, dort fehlt die Berechtigung für Eingriffe des Staates in unseren Alltag und wird zur Schikane.

Die Debatte hat auch nichts mit Einknicken vor Kommerz zu tun. Wo Corona auf dem Rückzug ist, gibt es keinen Grund, Gewerbetreibende weiter mit Strafen für den Verstoß gegen die Maskenpflicht zu belegen.

Niemand wird gehindert, weiter Masken zu tragen, Abstand zu halten, die Warn-App zu benutzen. Im Gegenteil. Aber anlasslose Vorschriften braucht kein Mensch.

"Neue Osnabrücker Zeitung"

Die Annahme, Corona sei besiegt, ist ziemlich trügerisch. Lassen wir alle Vorsicht fahren, kann es auch bei uns wieder losgehen. Das Virus ist noch genauso ansteckend wie zuvor. Wer das nicht glauben will, möge sich die globale Kurve der Covid-19-Fälle anschauen. Sie steigt und steigt. Dort, wo die Gefahr ignoriert wurde (und teils noch wird), sind übrigens auch die wirtschaftlichen Verwerfungen am größten. Deutschland ist dank warnender Virologen, kluger Politik und einsichtiger Bürger so gut durch die Pandemie gekommen wie kaum ein anderes Land. Jetzt gilt es, das Erreichte nicht zu verspielen. Und dazu kann das Tragen von Masken dort beitragen. Sinnvoll sind die Masken nicht nur, weil sie das Virus bremsen. Sinnvoll sind sie auch als Signal: Corona ist nicht in die USA und nach Indien ausgereist.

"Frankfurter Neue Presse"

Nicht der Mund-Nasen-Schutz trübt die Kauflust der meisten Menschen. Sondern der Umstand, dass sie weniger verdienen, um ihren Job fürchten, die Zukunft ungewiss ist. Manche sind auf Kosten für ausgefallene Reisen sitzen geblieben. Wer zu Hause arbeitet und weniger ausgeht, braucht weniger neue Kleidung. Oder er hat beim Ausmisten in der Krise vielleicht erkannt, dass vieles überflüssig ist. Das alles würde ein Wegfall der Maskenpflicht nicht ändern. Er würde aber zudem noch diejenigen von den Geschäften fernhalten, die sich vor einer Ansteckung dort fürchten.

"Aachener Zeitung"

Die Maskenpflicht muss bleiben, noch ist dieses seltsame neue Virus auch für die Wissenschaft ein Buch mit vielen Rätseln. Und nur um maskenfrei shoppen gehen zu können, sollten wir nicht die von uns allen erkämpften Errungenschaften der jüngeren Vergangenheit über Bord werfen. Dass wir diese erfreulich niedrigen Infektionszahlen haben, ist der großen Disziplin (fast) aller in den Tagen und Monaten seit Aschermittwoch zu verdanken. Längst ist noch nicht alles vorbei, doch vielleicht müssen wir uns ein bisschen mehr Gelassenheit verordnen. Eine zweite Welle will niemand. Doch muss man nicht auch Verständnis haben für (meist junge) Menschen, die nach den Wochen der Entbehrung ihren Freiheitsdrang entfalten? Freiheit kann aber auch mit Masken und Abstand genossen werden.

Icon: Der Spiegel

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