Coronavirus-News am Donnerstag: Die wichtigsten Entwicklungen zu Sars-CoV-2 und Covid-19

Polizisten bei einer Razzia vor einer Shisha-Bar in Bochum: Haben kriminelle Clans staatliche Hilfen erhalten?
Bernd Thissen/ dpa
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630 Neuinfektionen in Deutschland
04.50 Uhr: Die lokalen Gesundheitsbehörden haben dem Robert Koch-Institut (RKI) 630 Corona-Infektionen binnen eines Tages gemeldet. Damit haben sich seit Beginn der Coronakrise 192.079 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt, wie das RKI mitteilte (Datenstand 25. Juni, 0 Uhr).
8927 mit dem Virus infizierte Menschen starben nach RKI-Angaben in Deutschland – das bedeutet ein Plus von 13 im Vergleich zum Vortag. Etwa 176.800 Menschen haben die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden. Das sind 500 mehr als noch einen Tag zuvor.
Die Reproduktionszahl lag nach RKI-Schätzungen bei 0,72 (Vortag: 2,02). Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab. Der Sieben-Tage-R auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen sank dieser Wert auf 1,17 (Vortag: 1,67). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen.
Clan-Mitglieder könnten Soforthilfen kassiert haben
03.55 Uhr: Das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt (LKA) geht dem Verdacht nach, dass kriminelle Clans staatliche Corona-Soforthilfegelder abgegriffen haben könnten. Es gebe in vereinzelten Fällen Hinweise darauf, dass Clan-Mitglieder solche Finanzhilfen der Bundesregierung erhalten hätten, sagte der leitende LKA-Kriminaldirektor Thomas Jungbluth der "Rheinischen Post". Er betonte aber, dass auch ein Clan-Mitglied etwa als Betreiber einer Shisha-Bar unter Umständen Anspruch auf die Soforthilfe habe.
"Ein Clan-Angehöriger bleibt grundsätzlich anspruchsberechtigt", sagte Jungbluth. Die Zugehörigkeit zu einem Familienclan lasse die Anspruchsberechtigung nicht erlöschen. Mit den Soforthilfen will die Bundesregierung durch die Coronakrise in Nöte geratenen Unternehmen und Selbstständigen zügig unter die Arme greifen. In mehreren Bundesländern gehen die Strafverfolgungsbehörden dem Verdacht auf Betrügereien bei Antragstellungen nach.
Todesfälle in Lateinamerika könnten bis Oktober auf fast 400.000 steigen
03.43 Uhr: Laut der jüngsten Hochrechnung des medizinischen Instituts IHME der Universität in Washington steigt die Zahl der Todesopfer in Lateinamerika bis Oktober auf 388.300 steigt. Demnach wird Brasilien voraussichtlich 166.000 und Mexiko 88.000 Tote verzeichnen. Ohne Maßnamen wie das Tragen von Gesichtsmasken könnte sich im schlimmsten Fall die Zahl der Todesopfer in Brasilien auf 340.476 und in Mexiko auf 151.433 erhöhen, heißt es in dem Bericht. Lateinamerika hat sich zu einem Hotspot der Pandemie entwickelt: Große Armut, dichte Siedlungen und mangelnde Gesundheitsversorgung haben zu einer Verdreifachung der Fälle auf nun zwei Millionen geführt.
Qantas Airways baut mindestens 6000 Stellen ab
03.20 Uhr: Die australische Fluggesellschaft Qantas Airways plant infolge der der Coronakrise mindestens 20 Prozent ihrer Belegschaft abzubauen und über Abschreibungen rund 1,3 Milliarden Dollar Liquidität aufzubringen. "Wir müssen uns für mehrere Jahre positionieren, wenn der Umsatz viel niedriger ausfällt", sagte Qantas-Chef Alan Joyce. "Und das bedeutet, kurzfristig eine viel kleinere Fluggesellschaft zu werden."
Qantas kündigte an, mindestens 6000 der 29.000 Stellen zu streichen, weitere 15.000 Mitarbeiter blieben vorübergehend freigestellt, bis vor allem der internationale Flugverkehr wieder zunehme. Joyce sagte, dass rund 100 Flugzeuge für bis zu 12 Monate oder länger am Boden bleiben müssten, die sechs in der Flotte verbliebenen Boeing 747 sollen sofort – und nicht wie geplant erst in sechs Monaten – in den Ruhestand geschickt werden. Zudem wolle die Fluggesellschaft über die Abschreibung ihrer derzeit stillgelegten Airbus A380-Flotte bis zu 1,3 Milliarden Dollar aufbringen, um die Liquidität des Unternehmens zu sichern.
Im Rahmen eines Drei-Jahres-Plans erklärte sich Joyce bereit, bis mindestens Juni 2023 an der Spitze des Konzerns zu bleiben. Die Regierung in Australien hatte vergangene Woche angekündigt, dass internationale Reisen wahrscheinlich erst wieder im kommenden Jahr möglich sein werden, allerdings werde eine Lockerung der Einreisebestimmungen für Studenten und andere Langzeitbesucher in Betracht gezogen.
Brasilien meldet mehr als 40.000 Neuinfektionen
01.08 Uhr: Das Coronavirus breitet sich in Brasilien weiter rasant aus. Das Gesundheitsministerium meldete 42.725 Neuinfektionen, damit steigt die Gesamtzahl der Ansteckungen auf knapp 1,2 Millionen. Die Zahl der Todesfälle stieg innerhalb von 24 Stunden um 1185 auf 53.830. Brasilien weist in der Coronavirus-Pandemie nach den USA weltweit die meisten Infektionen und Todesfälle auf.
Ganz Südamerika ist schwer von der Coronakrise betroffen, es wird angenommen, dass die Opferzahlen zumindest Brasilien noch höher als ohnehin angenommen sein könnten. Das legen Berichte von Bestattern und medizinischem Personal nahe, in einzelnen Regionen im brasilianischen Regenwald wurden bereits Massengräber ausgehoben.
Kritiker werfen Staatschef Jair Bolsonaro vor, die Gefahren des Coronavirus noch immer zu unterschätzen. Bolsonaro hatte die Pandemie zunächst mit einer "kleinen Grippe" verglichen. Noch Mitte Mai hatte er vor Anhängern gesagt, dass man das Coronavirus bald los sei. Seither hat sich das Land zum globalen Zentrum der Pandemie entwickelt.
Gütersloh laut Laschet nicht so schlimm wie Ischgl – Kritik an Österreich
00.45 Uhr: Nach dem massiven Corona-Ausbruch im Kreis Gütersloh wächst unmittelbar vor Beginn der Sommerreisesaison die Sorge vor einer Verbreitung in anderen Bundesländern. Wie zuvor schon Bayern und Schleswig-Holstein kündigte nun auch Niedersachsen ein Beherbergungsverbot für Touristen aus der Region an.
Nach einer Telefonkonferenz der Gesundheitsminister der Länder zeichnet sich jedoch keine bundesweite Regelung ab – anders als in Österreich. Das deutsche Nachbarland sprach eine Reisewarnung für ganz Nordrhein-Westfalen aus. Diese Entscheidung kritisierte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). "Als in Ischgl mal etwas passiert ist, haben wir nicht eine Reisewarnung für ganz Österreich ausgesprochen", sagte Laschet der "Bild"-Zeitung. "Ich glaube nicht, dass Gütersloh schlimmer ist als Ischgl."
Weiterer Höchststand an Neuinfektionen in den USA
00.15 Uhr: Die USA haben einen weiteren Höchststand an Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet. Am Dienstag wurden rund 34.700 neue Infektionen bestätigt – der höchste Stand seit Ende April und der dritthöchste Tageswert seit Beginn der Pandemie, wie aus Daten der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore hervorgeht. Im Vergleich: Am 1. Juni lag der Tageswert bei rund 17.400 Neuinfektionen. Die bisher höchste Zahl (36.400) wurde am 24. April verzeichnet.
Nach anderen Bundesstaaten verzeichnete auch der bevölkerungsreichste US-Bundesstaat Kalifornien die höchste je gemessene Zahl an Neuinfektionen. Am Dienstag seien 7149 neue Fälle hinzugekommen, sagte Gouverneur Gavin Newsom. Die Belegung der Krankenhäuser habe im Vergleich zu vor zwei Wochen um fast 30 Prozent zugenommen. Newsom rief die knapp 40 Millionen Einwohner auf, wenn möglich Zuhause zu bleiben, Abstand zu halten und Masken zu tragen.
Icon: Der Spiegel