Coronavirus: Neuinfektionen in den USA erreichen Tageshöchstwert seit April

Houston bekommt die zweite Welle der Corona-Pandemie zu spüren, 97 Prozent der Intensivbetten seien ausgelastet
Callaghan O'Hare/ REUTERS
Die USA haben einen weiteren Höchststand an Corona-Neuinfektionen gemeldet. Wie aus Daten der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore hervorgeht, wurden rund 34.700 neue Infektionen nachgewiesen – der höchste Stand seit Ende April und der dritthöchste Tageswert seit Beginn der Coronakrise.
Der Tageswert am 1. Juni lag im Vergleich bei rund 17.400 Neuinfektionen. Die bisher höchste Zahl (36.400) wurde am 24. April verzeichnet.
Nach anderen Bundesstaaten verzeichnete nun auch der bevölkerungsreichste US-Bundesstaat Kalifornien die höchste gemessene Zahl an Neuinfektionen. Am Dienstag seien 7149 neue Fälle hinzugekommen, sagte Gouverneur Gavin Newsom. Die Belegung der Krankenhäuser habe im Vergleich zu vor zwei Wochen um fast 30 Prozent zugenommen. Newsom rief die knapp 40 Millionen Einwohner auf, wenn möglich zu Hause zu bleiben, Abstand zu halten und Masken zu tragen.
Intensivbetten in Houston werden knapp
Die Intensivbetten der Krankenhäuser in der texanischen Metropole Houston seien inzwischen zu 97 Prozent gefüllt, sagte Bürgermeister Sylvester Turner laut "New York Times". Rund ein Viertel dieser Patienten sei mit dem Coronavirus infiziert. "Ich habe das starke Gefühl, dass wir uns in die falsche Richtung bewegen – und wir bewegen uns schnell", sagte er.
Die USA führen mittlerweile deutlich mehr Tests durch als noch vor wenigen Monaten, das führte US-Präsident Donald Trump zuletzt wiederholt als Erklärung für die hohen Fallzahlen an. Die steigende Zahl der Krankenhauseinweisungen gilt jedoch als Indikator dafür, dass sich die Lage wieder zuspitzt. Sorgen bereitet Experten wie dem führenden US-Immunologen Anthony Fauci insbesondere die Entwicklung in Florida, Texas und Arizona.
Angesichts der steigenden Infektionszahlen in vielen Teilen der USA verhängen die Bundesstaaten New York, New Jersey und Connecticut eine zweiwöchige Quarantäne für all diejenigen, die aus Bundesstaaten mit stärkerem Infektionsgeschehen einreisen. Die Regel werde ab Donnerstag in Kraft treten, teilte New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo mit. Eine Liste der betroffenen Bundesstaaten werde fortlaufend aktualisiert. Zunächst stünden unter anderem Florida und Arizona darauf.
Gesundheitsministerium soll Bundesmittel für Teststandorte streichen
Unterdessen berichtete der US-Sender NBC News, dass die Regierung in Washington plane, Bundesmittel für 13 Teststandorte bis Ende Juni einzustellen. Betroffen seien sieben Teststandorte in Texas. Dies bedeute kein Ende der Unterstützung der Regierung, Washington wolle aber auf andere Weise in Hinblick auf die Tests helfen, berichtete der Sender unter Berufung auf das US-Gesundheitsministerium. Die Pläne bedeuteten nicht, dass weniger getestet werden soll, hieß es.
Ungeachtet der Entwicklung in Arizona war Trump dort am Dienstag vor Publikum aufgetreten. In dem geschlossenen Raum trugen seine Anhänger größtenteils keine Masken und saßen dicht an dicht. Trump wird von seinen Gegnern immer wieder vorgeworfen, die Tragweite der Pandemie herunterzuspielen. Wenige Monate vor der US-Wahl im November liegt sein Augenmerk vielmehr darauf, die Wirtschaft des Landes wieder zum Laufen zu bringen.
Die USA haben mit mehr als 2,3 Millionen bekannten Corona-Infektionen mehr nachgewiesene Fälle als jedes andere Land der Welt. Mehr als 121.000 Menschen starben infolge einer Covid-19-Erkrankung.
Icon: Der Spiegel