Corona-Risikofaktor Armut: Das Sozialvirus

Corona-Patient am Beatmungsgerät
Peter Kneffel/ DPA
Die ersten Covid-19-Patienten in Deutschland hatten neben ihren Krankheitssymptomen mit der Last zu kämpfen, eine Sensation zu sein. Der behandelnde Chefarzt Clemens Wendtner beschrieb den Effekt der TV- und Internetnachrichten in der Isolierstation des Klinikums Schwabing so: "Da bekommt man mit, dass die Welt über einen spricht."
Die Mitarbeiter des Automobilzulieferers Webasto hatten sich bei einer Kollegin aus Shanghai angesteckt, die zu einer Fortbildung in Bayern war. Ihnen folgten die Skifahrer. Sie kehrten nach den Ferien von den Pisten Tirols, Südtirols und des Vorarlbergs zurück, wo sie mit Urlaubern aus ganz Europa in den Bars gefeiert hatten.
Inzwischen haben Covid-19-Stationen und Gesundheitsämter vermehrt mit einer ganz anderen Klientel zu tun: mit osteuropäischen Billiglöhnern aus den Schlachthöfen, mit Paketpackern aus Logistikzentren, mit Asylbewerbern, die sich in ihren Unterkünften gegenseitig anstecken.
Man kann es auch so verstehen: Zuerst traf die Pandemie die Reisenden und Wohlsituierten, nun erwischt sie die Ärmeren, vor allem die, die in beengten Verhältnissen wohnen oder arbeiten.