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Lieferung absichtlich beschränkt: Peking gräbt Kiews Drohnenproduktion das Wasser ab

October 29
09:16 2025

Politik

Auch bei der Herstellung von First-Person-View-Drohnen braucht die Ukraine chinesische Bauteile.

Auch bei der Herstellung von First-Person-View-Drohnen braucht die Ukraine chinesische Bauteile.

China liefert der Ukraine Bauteile für Drohnen – zum kleinen Preis. Doch Peking fährt allmählich den Verkauf der wichtigen Komponenten an Kiew und dessen Verbündete zurück. Ein ukrainischer Experte appelliert an die EU, in die Bresche zu springen.

China schränkt den Export von Drohnenkomponenten in die Ukraine zunehmend ein. Auch dem Versuch der ukrainischen Verteidigungsindustrie, die chinesischen Elektronikteile über verbündete Länder wie die baltischen Staaten und Polen zu importieren, schiebt Peking einen Riegel vor. "Mittlerweile verbietet die chinesische Regierung sogar die Lieferung der Komponenten in diese Länder, weil sie weiß, dass sie dann bei uns in der Ukraine landen", sagt Yurii Lomikovskyi im Gespräch mit ntv.de und weiteren europäischen Medien in Lwiw. Lomikovskyi ist Mitbegründer von Iron, einem Netzwerk ukrainischer und internationaler Rüstungsfirmen.

Die Regierung in Peking beschränkt die Lieferungen absichtlich, um der ukrainischen Drohnenproduktion das Wasser abzugraben. Denn Drohnen haben sich zu einer entscheidenden Waffe im Kampf gegen Moskaus Truppen entwickelt. Die ukrainische Armee zielt mit Drohnen nicht nur auf wichtige Kommando- und Logistikpunkte der Russen, sondern auch auf die kritische Energieinfrastruktur.

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Die Waffen, die inzwischen weit ins russische Hinterland reichen, setzten Moskau "nicht nur militärisch, sondern vor allem sozial, ökonomisch und politisch unter Druck", sagt Militäranalyst Hendrik Remmel vom Bundeswehr-Thinktank German Institute for Defence and Strategic Studies (GIDS) im ntv-Interview. Die Lage in Russland ist angespannt. Sowohl die Inflation als auch die Energiepreise steigen. Zudem hat der Kreml angekündigt, die Mehrwertsteuer zu erhöhen. "Es gibt Indikatoren dafür, dass die Strategie der weitreichenden Schläge mit Präzisionswaffen, vor allem mit Drohnen, nach und nach Erfolg hat", so Remmel.

China liefert billiger als westliche Partner

Die Exportbeschränkungen der Chinesen treffen die Ukrainer hart und gefährden ihren Erfolg an der Front. Insbesondere Motoren, Batterien und Flugsteuerungen für die Drohnen stammen überwiegend aus China. Lomikovskyi beziffert das Volumen für die ukrainische Verteidigungstechnologie auf schätzungsweise 35 bis 40 Milliarden US-Dollar, das sind umgerechnet 30 bis 34 Milliarden Euro. Mehr als 800 Unternehmen beteiligen sich mittlerweile am stetig wachsenden Markt. Allerdings ist die Drohnenindustrie stark abhängig vom Import chinesischer Bauteile, nur etwa 40 Prozent werden lokal gefertigt.

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"Warum beziehen wir so viel aus China? Weil China in großem Maßstab liefern kann – und zwar billiger als all das, was wir vor Ort herstellen oder was wir bei unseren westlichen Partnern kaufen können", sagt Lomikovskyi. Momentan versuche die Ukraine über Umwege an die nötigen Komponenten für die Drohnen zu kommen, etwa durch den Handel mit US-Unternehmen, die in Europa Produktionsstätten haben. "Aber das Wichtigste, woran wir arbeiten, ist, die Lokalisierung der Lieferketten in der Ukraine voranzutreiben", so Lomikovskyi weiter.

Um aber langfristig eine Produktion aufzubauen, die China in puncto Effizienz und Kosten Konkurrenz machen kann, seien mehr europäische Investitionen und Zusammenarbeit mit der Ukraine nötig. Geld solle in die Forschung und in den Aufbau von Startups fließen, damit Europas Verteidigungsindustrie wettbewerbsfähig bleibt, fordert Lomikovskyi. Das Oligopol weniger großer Rüstungskonzerne in Europa hemme Innovation.

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Chinesische Triebwerke in russischen Gleitbomben gefunden

Bereits Ende vergangenen Jahres häuften sich Medienberichte, wonach chinesische Hersteller von Drohnenkomponenten damit begonnen hatten, ihre Verkäufe in die USA und nach Europa herunterzufahren. Es handelte sich um eine weitere Eskalationsstufe im Handelsstreit zwischen Peking und Washington, der am Sonntag vorläufig sein Ende fand. Doch die Vermutung liegt nahe, dass Peking mit dem Schritt auch die westlichen Sanktionen im Ukraine-Krieg kontern wollte. Die EU und die USA nahmen dabei auch chinesische Unternehmen ins Visier, die im Verdacht stehen, Russland bei der Umgehung der Energie-Embargos zu helfen.

Peking hingegen geriert sich als neutraler Vermittler im Ukraine-Krieg und dementiert, Moskaus Rüstungsindustrie in großem Umfang zuzuliefern. Im Juli 2024 schränkte China sogar offiziell seine Lieferungen an Russland ein. Das betraf vor allem Dual-Use-Güter, die sowohl für zivile als auch für militärische Zwecke genutzt werden können. Die EU ist jedoch davon überzeugt, dass China Russlands Verteidigungsindustrie weiter massiv unterstützt. Immer wieder finden sich chinesische Komponenten in russischen Waffen – nicht nur in Drohnen.

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"Die neuen Gleitbomben der Russen haben chinesische Triebwerke und lassen sich sogar aus 200 Kilometern Distanz zum Ziel abwerfen.", sagt der österreichische Oberst Markus Reisner ntv.de. "Es handelt sich um ein Turbojet-Triebwerk des chinesischen Herstellers Telefly. Das kann zu unterschiedlichsten Zwecken verwendet werden, dient aus meiner Sicht aber vorrangig militärischen Zwecken." China setze Russland im globalen Schachspiel mal als Dame ein, mal als Springer oder als Turm. Solange es in Pekings Interesse sei, werde Russland mit dem beliefert, was es für eine Fortsetzung des Kriegs braucht, sagt Reisner.

"China lernt schnell und verdient viel Geld"

Auch Lomikovskyi ist überzeugt: Peking wird weiter an beide Kriegsparteien Rüstungsteile verkaufen. "China lernt schnell und verdient viel Geld mit diesem Krieg, weil es beide Länder mit Komponenten für alles versorgt", sagt der ukrainische Drohnen-Experte. Auf der geopolitischen Bühne könne China seine Machtstellung ausbauen, da sowohl Europa als auch Russland durch den Krieg Geld verlieren.

Die Regierung in Peking hat ihren Nutzen bei einer Fortführung des Krieges laut einem Medienbericht bereits eingeräumt. Details über ein vertrauliches Treffen in Brüssel wurden zur Hongkonger Zeitung "South China Morning Post" durchgestochen. Demnach hat der chinesische Außenminister Wang Yi der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas mitgeteilt, sein Land habe kein Interesse an Russlands Niederlage in der Ukraine – da die USA sich in diesem Falle noch stärker auf das konkurrierende China und den Taiwan-Konflikt konzentrieren würden.

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Angesichts dieser Entwicklungen fordert Lomikovskyi mehr Tempo von der EU, um die gemeinsame Drohnenproduktion mit der Ukraine anzukurbeln. Brüssel müsse sich dringend auf einen möglichen russischen Einmarsch in Nato-Gebiet vorbereiten. "Falls der Dritte Weltkrieg beginnt, wird China uns wahrscheinlich nicht mehr beliefern", so Lomikovskyi.

Die Reise nach Lwiw erfolgte auf Einladung der Nichtregierungsorganisation Your City Media Hub/Untold Stories from Ukraine mit Sitz in Lwiw.

Quelle: ntv.de

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