1,4 Milliarden für Reinigung: Paris eröffnet Schwimmbäder an der Seine
Panorama

Paris bietet wenige Ort zum Abkühlen- die Schwimmbäder sollen das ändern.
Der Spottname "Toilette von Paris" trifft zwar auf die Seine längst nicht mehr zu, trotzdem ist das Baden im Fluss lange nicht erlaubt. Bei Olympia schwimmen die ersten Athleten in der Seine. Diesen Sommer wird das Baden auch für die Öffentlichkeit möglich.
Es gehört zu den bislang nicht eingelösten Versprechen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, dass er eines Tages in der Seine baden will. Die Pariser Bürgermeisterin, der deutsche Botschafter in Paris und Dutzende von Olympia-Teilnehmern haben es bereits getan. Und von Samstag an ist das Schwimmen in der Seine nach gut hundert Jahren auch wieder für das allgemeine Publikum erlaubt – allerdings nur im Sommer und an den drei vorgesehenen Badeplätzen.
Es ist damit zu rechnen, dass diese sich schnell füllen werden. Ein seit 2017 jeden Sommer eingerichtetes Schwimmbecken im Bassin de La Villette ist häufig überfüllt. Die französische Hauptstadt bietet außer den Parks, klimatisierten Geschäften, Museen und Kinos wenige Orte zum Abkühlen – das haben Einwohner und Touristen bei der jüngsten Hitzewelle mit Temperaturen um die 40 Grand eben erst zu spüren bekommen.

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Der scheidenden Bürgermeisterin Anne Hidalgo war die Säuberung der Seine ein Herzensanliegen – und die Olympischen Sommerspiele 2024 boten einen willkommenen Anlass. Ein Teil der Schwimmwettbewerbe sollte in der Seine stattfinden: Das war ein Prestigevorhaben, für das es viel staatliche Unterstützung gab.
Etwa 1,4 Milliarden wurden in den vergangenen Jahren investiert, um die Seine zu reinigen. Dazu mussten mehr als 20.000 Haushalte flussaufwärts an die Kanalisation angeschlossen werden, die bis dahin ihr Abwasser direkt in die Seine leiteten. Auch die Betreiber der zahlreichen Vergnügungs- und Hausboote auf der Seine mussten ermahnt werden, sich an die längst existierenden Regeln zu halten und ihre Abwässer nicht mehr in den Fluss zu leiten.
Wasserqualität mit Fahne angezeigt
Zudem wurde in Paris in der Nähe des Bahnhofs Austerlitz ein riesiges Überlaufbecken gebaut, damit bei starkem Regen die Kanalisation nicht mehr wie bislang in die Seine flutete. Es fasst 50.000 Kubikmeter Wasser, so viel wie 20 olympische Schwimmbecken. "Es ging nicht nur um die Olympischen Spiele. Die Seine so sauber zu bekommen, dass man daran schwimmen kann, ist auch eine Frage der Anpassung an den Klimawandel und der Lebensqualität", sagte Hidalgo.
Sie löste ein Versprechen ein, das einer ihrer Amtsvorgänger, der spätere Präsident Jacques Chirac bereits 1988 gegeben hatte. Seine Ankündigung, fünf Jahre später in der Seine baden zu wollen, kommentierte der damalige Umweltminister mit dem Angebot, Handtücher und Antibiotika bereitzustellen.

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So ganz ging der Plan nicht auf, mehrere Trainings und Wettbewerbe mussten abgesagt oder verschoben werden, weil das Wasser nicht sauber genug war. Vor allem bei Regen steigt noch immer die Gefahr, dass die Grenzwerte bei bestimmten Bakterien überschritten werden. Wasserqualität und Strömung sollen an den Pariser Badestätten ähnlich wie am Strand durch eine grüne, orange oder rote Fahne angezeigt werden. "Wir sind bei den Athleten kein Risiko eingegangen, und wir werden das bei der Öffentlichkeit sicher auch nicht tun", sagte der Sportbeauftragte der Stadt Pierre Rabadan.
Schon im 17. Jahrhunderte badeten Pariser in ihrem Fluss, Ende des 19. Jahrhunderts gab es etwa 20 schwimmende Badeanstalten, die mit Flusswasser gespeist wurden. 1923 wurde das Baden in der Seine wegen des zunehmenden Schiffsverkehrs grundsätzlich verboten. Anschließend wurde der Fluss durch das Abwasser der Stadt immer dreckiger, was ihm den Spottnamen Toilette von Paris einbrachte. Doch dies soll nun vergessen sein. Künftig wird es Badespaß vor prächtiger Kulisse geben: Eine Badestätte befindet sich ganz in der Nähe des Eiffelturms.
Quelle: ntv.de, raf/AFP