Verhandlung über Atomprogramm: Iran soll gesprächsbereit gegenüber Israel sein
Politik

Das Satellitenbild zeigt die Nuklearanlage Natanz in Iran nach einem Luftangriff der israelischen Armee.
Mit seinen massiven Angriffen auf den Iran will Israel Teheran am Bau einer Atombombe hindern. Die Verhandlungen um das iranische Atomprogramm sind zu Trumps Missfallen abgebrochen. Nun signalisiert der Iran laut einem Bericht, die Gespräche wieder aufnehmen zu wollen – und stellt eine Bedingung.
Der Iran ist offenbar an einem Ende der Feindseligkeiten interessiert und zu einer Wiederaufnahme von Gesprächen über seine Atomprogramme bereit. Teheran hat entsprechende Botschaften über arabische Vermittler an Israel und die USA verschickt. Das berichtet das "Wall Street Journal" unter Verweis auf Offizielle aus dem Nahen Osten und Europa. Der Iran sei demnach grundsätzlich bereit, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, solange sich die USA nicht an den Angriffen beteiligen würden. Teheran habe auch Botschaften an Israel übermittelt, wonach es im Interesse beider Seiten sei, die Gewalt einzudämmen.
Auch US-Präsident Donald Trump hat den Iran zu Verhandlungen über die Zukunft seines Atomprogramms aufgefordert, um den Konflikt mit Israel zu beenden. "Sie sollten reden, und zwar sofort, bevor es zu spät ist", sagte Trump in Kanada, wo er an einem Treffen der Staats- und Regierungschefs der G7 teilnahm.

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Da allerdings israelische Kampfflugzeuge Irans Hauptstadt ungehindert überfliegen können und die iranischen Gegenangriffe nur geringe Schäden anrichten, dürften die israelischen Verantwortlichen wenig Anreiz haben, ihre Angriffe einzustellen. Israel hatte in der Nacht zum Freitag mehrere Ziele im Iran angegriffen, darunter die Atomanlage Natans, Verteidigungsstellungen, Ziele in der Hauptstadt Teheran und weiteren Städten sowie Öl- und Erdgasfelder. Nach eigener Darstellung will Israel mit den Angriffen verhindern, dass der Iran eine Atombombe bauen kann.
Die Führung in Teheran betont hingegen, das Atomprogramm diene nur zivilen Zwecken. Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, warnte, die militärische Eskalation verzögere "die unerlässliche Arbeit an einer diplomatischen Lösung, um langfristig sicherzustellen, dass der Iran keine Atomwaffen erwirbt".
Schlag gegen Irans Kommandostruktur
Israel hat bei seinen Angriffen zudem Atomwissenschaftler und wichtige militärische Führer getötet, darunter einen Großteil der Führungsspitze der iranischen Luftwaffe. Der Oberste Führer des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, werde dadurch zunehmend isoliert. Die Auswirkungen auf die Nuklearanlagen seien jedoch bescheiden, heißt es weiter in dem Bericht des "WSJ". Analysten zufolge könnte ein längerer Luftkrieg nötig sein, um die von Israel gewünschten Ergebnisse zu erzielen.
Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu hatte erklärt, die Angriffe würden fortgesetzt, bis das iranische Atomprogramm und die ballistischen Raketen zerstört seien, und er habe keine Anzeichen für eine Bereitschaft gezeigt, aufzuhören. Ein Regimewechsel ist den Worten Netanjahus zufolge nicht das Ziel, könnte aber angesichts der Schwäche der iranischen Führung ein Ergebnis sein. Die Armee hat israelischen Beamten zufolge Angriffe für mindestens zwei Wochen vorbereitet.

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Gespräche abgebrochen
Der Iran hat dem Bericht des "WSJ" zufolge gegenüber arabischen Beamten erklärt, er könne sein Atomprogramm beschleunigen und den Umfang des Krieges ausweiten, wenn es keine Aussicht auf eine Wiederaufnahme der Gespräche mit den USA gebe. Die diplomatischen Bemühungen unter der Leitung der Regierung von Trump waren wegen der Weigerung des Iran, die Anreicherung von Uran einzustellen, ins Stocken geraten, bevor die Gespräche durch die israelischen Angriffe in der vergangenen Woche abgebrochen wurden.
Israel und die Golfstaaten sind auch besorgt über Irans Unterstützung für regionale Milizen und sein Programm für ballistische Raketen, das theoretisch wieder zur Diskussion stehen könnte, wenn Iran in eine ausreichend tiefe Ecke gedrängt wird.
Arabische Beamte sollen zudem davor gewarnt haben, der Konflikt könne sich ausweiten, wenn Israel und der Iran nicht an den Verhandlungstisch zurückkehrten. Dies könne die nahegelegenen Energieressourcen in Gefahr bringen, was erhebliche Folgen für die Ölmärkte und die Weltwirtschaft haben könnte.
Quelle: ntv.de, gut/DJ/dpa