Inlandsflüge verlieren Bedeutung: Billigflug-Angebot nimmt ab, Preise steigen
Wirtschaft

Die Preise steigen bei Ryanair, Eurowings und Co.
Europaweit ist das Angebot an Low-Cost-Flügen wieder auf dem Niveau von 2019. Doch in Deutschland sieht die Lage ganz anders aus: Es werden deutlich weniger Verbindungen angeboten als vor der Corona-Pandemie. Für die Tickets müssen Reisende zudem deutlich mehr bezahlen.
Kunden in Deutschland müssen tiefer in die Tasche greifen, wenn sie mit einem Direktflug in den Urlaub aufbrechen wollen. In der regelmäßigen Preisanalyse des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) für sogenannte Low-Cost-Carrier reichen die Durchschnittspreise von 61 Euro (Wizz) bis 115 Euro (Eurowings) für das Einweg-Ticket ohne Gepäck. Vor einem Jahr betrug die Spanne bei den vier größten Billigflug-Anbietern noch 58 bis 102 Euro. Die Flüge von Netzwerk-Airlines wie der Lufthansa sind in der Analyse nicht enthalten.

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Das DLR untersuchte die Preise für Strecken mit Entfernungen zwischen 500 und 2000 Kilometern, Referenzdatum war der 17. September. Die Forschenden erhoben die Preise für Flüge mit verschiedenen Vorausbuchungsfristen. Grundsätzlich sind kurzfristige Tickets deutlich teurer als solche mit einer längeren Vorlaufzeit. So verlangt der deutsche Marktführer Eurowings zwischen knapp 73 Euro bei einem drei Monate entfernten Flug und durchschnittlich 152,40 Euro für Flüge am nächsten Tag.
Je länger die Vorausbuchungsfrist, desto günstiger, so die Faustformel – es gab allerdings auch Abweichungen. Zudem sind an Feiertagen und in Ferienzeiten die verfügbaren Kapazitäten oft frühzeitig ausgebucht, was zu höheren Preisen führt, wie das DLR erklärte.

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Ryanair mit dem höchsten Flugticketpreis
Das teuerste Einzelticket in der Auswertung hat die irische Fluggesellschaft Ryanair angeboten, die für einen sieben Tage entfernten Flug von Köln nach Porto 390 Euro aufgerufen hat. Die Iren gehören zu den schärfsten Kritikern der hohen Steuern und Gebühren, die bei Abflügen an deutschen Flughäfen fällig werden. Trotz eines starken europaweiten Wachstums hat Ryanair das Angebot in Deutschland deutlich reduziert und weitere Flugstreichungen angekündigt.
Laut DLR gab es in der untersuchten Juli-Woche von deutschen Flughäfen 4260 Billigflüge von 14 Airlines auf 760 Strecken. Das ist ein Rückgang um mehr als 30 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019. Europaweit haben die Billigflüge mit 68.000 Starts und 10.600 Strecken innerhalb einer Woche das Vorkrisenniveau allerdings um 2,0 Prozent überschritten. Der Ryanair-Flugplan umfasst mit 24.000 Starts in der Woche inzwischen 30 Prozent mehr Flüge als noch 2019. Es folgen die Gesellschaften Easyjet und Wizz.

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Die beliebtesten Direktziele von deutschen Flughäfen bleiben Spanien und Italien. Das größte Angebot gibt es in Berlin, Düsseldorf und Köln-Bonn. Inlandsflüge haben "deutlich an Bedeutung verloren", ergab die DLR-Untersuchung. Die Gründe lägen zum einen in einer geringeren Nachfrage, da beispielsweise Meetings zunehmend online abgehalten werden. "Zum anderen spielen wirtschaftliche Rahmenbedingungen und ein reduziertes Angebot eine Rolle", erklärte Studienleiter Peter Berster.
Geschäftsmodelle der Airlines vermischen sich
Die Low-Cost-Angebote der Airlines unterscheiden sich laut DLR zunehmend – das mache es schwierig, klare Abgrenzungskriterien zu definieren. Zu den typischen Merkmalen zählten ein niedriger Preis und dessen allgemeine Verfügbarkeit, ebenso wie der Direktvertrieb über das Internet. Low-Cost-Carrier setzen demnach vorwiegend auf den Punkt-zu-Punkt-Verkehr und nutzen häufig nur ein Flugzeugmodell sowie verschiedene Flughäfen als Basen.
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Sogenannte Netzwerk-Fluggesellschaften bieten dagegen ein umfassendes Streckennetz mit Kurz-, Mittel- und Langstreckenflügen über zentrale Drehkreuze an. Touristik-Fluggesellschaften arbeiten eng mit Reiseveranstaltern zusammen. Doch inzwischen vermischten sich diese Geschäftsmodelle zusehends.
Das Zentrum veröffentlicht zweimal im Jahr seinen sogenannten Low-Cost-Monitor zum Billigflug-Angebot in Deutschland. In einem Extrateil zu den Preisen ermittelten die Forschenden aktuell nicht nur die Nettoflugpreise, sondern auch die für die Kunden relevanten Endpreise, die oft "erheblich höher" sind. Grund sind die zusätzlichen Kosten und Gebühren.
Quelle: ntv.de, mpa/dpa/AFP