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Zahnpasta bei Bänderriss?: Als Rekordspieler Körbel wundersame Heilungsratschläge bekam

December 01
10:46 2024

Redelings Nachspielzeit

Charly Körbel mit einem Trikot, das jeder Hipster kaufen würde.

Charly Körbel mit einem Trikot, das jeder Hipster kaufen würde.

Mit 602 Bundesligapartien ist Karl-Heinz "Charly" Körbel immer noch Rekordspieler der Liga. In seiner langen Karriere traf der Eintracht-Spieler dabei auch auf so manch sonderbaren Trainer mit äußerst speziellen Tipps bei Verletzungen. Heute feiert Charly Körbel seinen 70. Geburtstag!

"In dieser Flasche sind die Tränen des Präsidiums", sagte Frankfurts Präsident Matthias Ohms nach dem 600. Spiel seines Rekordspielers Charly Körbel für die Eintracht – und überreichte ihm strahlend, wie immer zu solch ganz speziellen Anlässen üblich, eine Magnum-Flasche Champagner. Das Ende der langen Karriere des Mannes aus Dossenheim im Regierungsbezirk Karlsruhe war nah. Denn nach der Saison 1990/91 und dem 602. Spiel sollte schließlich endgültig Schluss sein für Karl-Heinz, den alle nur Charly rufen, Körbel. Und zum Schluss hatte der Rekordspieler der Bundesliga auch noch Pech: die mögliche 603. Partie hatte ihm ein gewisser Michael Prengel "gestohlen".

Als der unerbittliche Schiedsrichter aus Düsseldorf am 8. Juni 1991 in seine Brusttasche griff und den gelben Karton zückte, lief Charly Körbel ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter. Die vierte Gelbe Karte der Saison durchkreuzte seinen Plan, die Laufbahn im heimischen Waldstadion gegen den VfB Stuttgart mit dem Einzug in den UEFA-Pokal stilvoll und verdient ausklingen zu lassen. Obwohl Körbel vor der Partie Prengel die besondere Situation extra erklärt hatte, konnte der Schiri die Aufregung um seine Person hinterher nicht verstehen. Für ihn trug ganz allein Körbel die Schuld. Mit regungsloser Miene diktierte er den staunenden Pressevertretern in ihre Notizblöcke: "Es hat mir nicht leid zu tun, er hätte sich anständig benehmen sollen."

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Eigenartig eigentlich, dass Körbel damals Stress mit dem Mann in Schwarz hatte. Zwar hat der Eintracht-Profi in knapp jeder zehnten Partie eine Gelbe Karte bekommen – doch eine Rote war in seiner langen Laufbahn nie dabei gewesen. Für einen Abwehrspieler eine bemerkenswerte Bilanz. Und das könnte auch an einer ganz bestimmten Art von Körbel gelegen haben, die den Schiedsrichtern zwar bewusst war, die sie aber dennoch genossen. So meinte der Unparteiische Dieter Pauly einmal: "Es gibt einige ganz Schlaue, die den Schiri dauernd loben, um ihn gewogen zu machen. Der Charly Körbel von Frankfurt ist so einer. Wir sind schließlich auch nur Menschen."

Acht Wochen mit Bänderriss

Für den Mann, der in seiner ganzen Karriere nur für zwei Vereine gespielt hat – den FC Dossenheim und Eintracht Frankfurt – war es am Ende natürlich schade um sein 603. Bundesligaspiel, aber Charly Körbel hat schließlich schnell Frieden mit dem abrupten Schluss seiner Laufbahn gemacht. Denn eine Sache war ihm auch damals schon bewusst: Solch einen Rekord wird vermutlich nie jemand knacken können. Vielleicht ein Torhüter, so vermutete Körbel selbst einmal, doch auch das wird aller Voraussicht nach niemandem mehr gelingen. Der aktuell am dichtesten stehende Keeper Manuel Neuer bräuchte mindestens noch zwei weitere Spielzeiten, um an Körbel heranzukommen. Das wird vermutlich eher nicht geschehen.

Um solch einen unglaublichen Rekord aufzustellen, bedarf es natürlich einiger Dinge. Eisernes Durchhaltevermögen und ein wenig Glück bei Verletzungen gehören in jedem Fall dazu. Es gibt da diese eine Geschichte von Charly Körbel, die zeigt, wie das Frankfurter Urgestein während seiner Karriere als Profi tickte. Acht lange Wochen spielte er einmal mit einem Bänderriss im rechten Knöchel, weil er sich nicht traute, seinem Trainer Gyula Lorant etwas zu sagen. Als der Mannschaftsarzt schließlich die Initiative ergriff, antwortete der ungarische Coach nur: "Boxer kämpfen auch mit Platzwunde, soll Charly Zahnpasta auf Fuß schmieren."

Ein anderes Mal sah selbst Körbel ein, dass es so nicht mehr weiterginge. Er erinnert sich: "Einmal war mein Knöchel so dick, die Schmerzen so groß, dass ich wirklich nicht spielen konnte. Lorant nahm mich zur Seite: 'Charly, kannst du essen mit Zahnschmerzen?' Als ich nickte, stand für ihn fest: 'Also kannst du auch spielen mit Schmerzen im Knöchel.' Ich habe tatsächlich gespielt."

"Ist nicht schlimm, ist nur ein Schienbeinbruch"

Wenn man sich fragt, wie dieser Mann, der am heutigen 01. Dezember vor 70 Jahren in Dossenheim geboren wurde, auf sage und schreibe 602 Bundesliga-Spiele gekommen ist, dann sind genau diese Geschichten ein Teil der Wahrheit. Als er in der Saison 1972/73 am 25. Spieltag mit dem Verdacht auf Nasenbeinbruch ins Krankenhaus eingeliefert wurde, stand für alle fest, dass Körbel für längere Zeit ausfällt. Doch am nächsten Spieltag beim SV Werder stand der ewige Charly wieder auf dem Platz. Der Mann war einfach tapfer. Wie sich auch am 31. Spieltag bei der Partie von Eintracht Frankfurt gegen den 1. FC Nürnberg in der Saison 1983/84 zeigte.

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Charly Körbel lag auf einer Trage und wurde über die Laufbahn hinaus transportiert. Es sah nicht gut aus für ihn. Seine Frau eilte herbei und weinte fürchterlich. Von der Trage herab sprach Körbel im ruhigen Ton zu seiner Gattin: "Mach dir keine Gedanken, es ist nicht so schlimm – nur ein Schienbeinbruch." Der Wahnsinn! Aber warum wusste Körbel eigentlich so genau, welche Verletzung er hatte? Ganz einfach: Als kleinem Jungen war ihm beim Spielen einmal ein Zementsack aufs Bein gefallen – und da hatte er sich an die Schmerzen mit einem Schienbeinbruch erinnert.

Während seiner langen Karriere hatte der Rekord-Bundesligaspieler Charly Körbel viel Zeit, sich einige Trainer ganz genau anzuschauen. Und er hat tatsächlich einige sehr spezielle Charaktere in seiner Laufbahn erlebt, die ihn unterschiedlich geprägt haben, wie er sich erinnert: "Dietrich Weise hatte uns bei großer Hitze vor einem Spiel gegen Karlsruhe verboten, ins Schwimmbad zu gehen. Er selbst wurde dort von drei Spielern 'erwischt'."

Ein anderer war der 'schöne Erich': "Erich Ribbeck achtete gewaltig auf Disziplin. Damals mussten wir abends früh zu Hause sein. Ich kam mit Raimund Krauth eine halbe Stunde zu spät aus dem Kino, da stand Ribbeck schon in der Telefonzelle vor meiner Wohnung, fing mich ab und verpasste mir eine saftige Geldstrafe." Und über Friedel Rausch berichtete Körbel: "Der las uns bei jeder Mannschaftsbesprechung aus einem dicken Buch vor. Einmal wurde er ans Telefon gerufen, da haben wir in das Buch reingeschaut: Die Aufzeichnungen über den Gegner bestanden nur aus weißen Blättern."

Der schönste Moment der Laufbahn

Über den Mann, der ihn auch mit schwersten Verletzungen spielen ließ, erzählte Körbel: "Gyula Lorant wurde jeden Morgen von seinem Co-Trainer Pal Csernai zum Training gefahren. Lorant behauptete, er habe morgens immer so schreckliche Kopfschmerzen, die ihm das Fahren unmöglich machten. Irgendwann bekamen wir aber dann doch noch den wahren Grund für Lorants Fahrunlust heraus: Der Trainer hatte seinen Führerschein verloren, als er das Kunststück vollbrachte, auf der Autobahn rückwärts zu fahren." Was für Zeiten, was für Geschichten!

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Karl-Heinz Körbel kann viele dieser Storys aus seinem reichen Fußballleben erzählen. Als er damals in Frankfurt nach seiner aktiven Profi-Laufbahn als Talentscout anfing, berichtete er hinterher einmal schmunzeln über das bisherige Scoutingsystem der Eintracht: "Ich hatte gedacht, dass die Eintracht sich schon etwas aufgebaut hat, ich war richtig erschrocken: Die hatten nur das 'Kicker'-Sonderheft." Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits seine Karriere als Trainer an den Nagel gehängt.

Was ein spezieller Mensch Charly Körbel ist, zeigt ein Spruch, den er einmal gemacht. Als er, der insgesamt weit über 700 Spiele für die Eintracht absolviert hat, nach dem schönsten Moment seiner sportlichen Laufbahn gefragt wurde, antwortete er ohne nachzudenken: "Als ich meine Frau Margarete kennengelernt habe." Alles Gute und Glück auf, lieber Karl-Heinz Körbel, zum 70. Geburtstag!

Quelle: ntv.de

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