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Spenden sind eine “Giga-Wette”: Verprellt Musk mit seiner Trump-Nähe potenzielle Tesla-Käufer?

July 18
18:36 2024

Wirtschaft

"Ich unterstütze Präsident Trump voll und ganz", postet Elon Musk nach dem Anschlag auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Der Tech-Mogul investiert 45 Millionen Dollar - monatlich - in die Trump-Kampagne.

"Ich unterstütze Präsident Trump voll und ganz", postet Elon Musk nach dem Anschlag auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Der Tech-Mogul investiert 45 Millionen Dollar – monatlich – in die Trump-Kampagne.

Die potenzielle Tesla-Käuferschar schrumpft. Nicht ganz unschuldig daran ist laut Fachleuten das bröckelnde Image von Konzernchef Elon Musk. Hinter der "Rechtsaußen-Positionierung und Trumpifizierung" von Musk steckt allerdings eine langfristige Strategie.

Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert. Das umreißt ziemlich genau, was Elon Musk seit Jahren praktiziert. Er hat sogar ein Händchen dafür, wie man immer noch eine Schippe drauflegt. Sein Ruf schert ihn wenig; der Tesla-Chef tut und macht, was er will. Musk polarisiert damit: Die einen halten ihn für einen begnadeten Visionär und Geschäftsmann, die anderen schlicht für einen Spinner, mit Hang zur Sprunghaftigkeit und Provokation. Seine überraschende Wandlung vom passionierten Trump-Hasser zum besten Kumpel und Großspender des republikanischen Präsidentschaftskandidaten passt da perfekt ins Bild.

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45 Millionen US-Dollar will der Tech-Mogul über einen Fonds monatlich in Trumps Wiederwahl pumpen. Die offene Frage ist, wie sich diese politische Nähe zu Trump mit dem Geschäft des Autobauers verträgt. Die Käuferschaft schrumpft. Die Marke Tesla hatte lange von Musks erklärtem Kampf gegen den Klimawandel durch das Fördern von E-Mobilität profitiert. Dass sich eingefleischte Demokraten in den USA nun möglicherweise nicht mehr auf der Straße mit einem Tesla sehen lassen wollen oder mit einem Kauf zurückhalten, ist zumindest gut vorstellbar.

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US-Studien aus dem April sehen einen klaren Zusammenhang zwischen dem Ruf von Musk und den schrumpfenden Verkaufszahlen beim US-amerikanischen E-Auto-Pionier. Laut der US-Marktforschungsfirma Caliber fiel Teslas "Consideration Score" – eine Kennziffer, die das Interesse der Verbraucher an einer Marke misst- im Februar auf 31 Prozent. Der bisherige Höchststand lag bei 70 Prozent im November 2021. Caliber-Chef Shahar Silbershatz schlussfolgerte daraus, dass es "sehr wahrscheinlich" sei, dass Musks Ruf sich geschäftsschädigend auf das Unternehmen auswirke. Als imageschädigend galten Musks politisch rechts gefärbte Kommentare, sein brachiales Management und das Hauen und Stechen rund um die Social-Media-Plattform X.

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Die US-Verbraucherforscher von CivicScience bliesen ins selbe Horn. Im Februar hatten laut ihrer Umfrage 42 Prozent der Befragten ein ungünstiges Bild von Musk. Im April 2022 waren es noch 34 Prozent. Ed Kim, Präsident der kalifornischen Beratungsfirma AutoPacific kommt zu einem ähnlichen Schluss wie der Caliber-Chef: "Eine bescheidene, aber wachsende Zahl von E-Auto-Käufern ist zunehmend von Elon Musks Verhalten und seiner Politik abgeschreckt und sucht nun nach praktikablen Alternativen zu Tesla auf dem Markt".

Treten Demokraten in den Käuferstreik?

Musk sorgt regelmäßig für Negativschlagzeilen. Dass er sich mit seinem Engagement für Trumps Wahlkampf bei seiner potenziellen Käuferschaft gerade noch unbeliebter macht, als er es im Frühjahr schon war, ist zumindest nicht auszuschließen. Doch Musks Image allein erklärt nicht alles. Eine Galionsfigur schadet einer Marke nicht im gleichen Maße, wie ihr Ansehen bröckelt. Musks Verhalten folgt einer klaren Strategie.

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Für viele Experten kommt die Unterstützung für Trump nicht nur nicht überraschend, sie ist sogar eine sehr überlegte Investition in die Zukunft: "Joe Biden hat Tesla während seiner Amtszeit weitestgehend ignoriert", sagt Jochen Stanzl von CMC Markets ntv.de. Dass Musk Trump unterstütze, könnte sich zwar als geschäftsschädigend entpuppen, weil es tendenziell progressive Käufer, die sich für Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen starkmachen, abschrecke. Musk könnte andererseits dadurch aber auch Käufer aus dem anderen Lager gewinnen. Langfristig könnte sich seine Entscheidung pro Trump als vorteilhafter Schachzug für Tesla erweisen. Der seit Wochen ansteigende Aktienkurs spricht aus Stanzls Sicht zumindest nicht für eine große Skepsis der Anleger, was die zukünftige Entwicklung von Tesla angeht.

Auch Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht eine langfristige Strategie hinter Musks Unterstützung für Trump. "Die Millionen für den Trump-Wahlkampf sind eine 'Giga'-Wette. Musk ist ein Spieler, er liebt das Risiko. Trump war nie ein Freund des E-Autos. Er hält Klimawandel für Propaganda. Also muss sich Musk überlegen, wie er in seinem wichtigen Markt USA auf die Beine kommt."

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Dabei gehe es nicht um "ein paar lumpige Dollar, sondern 'big money'", sagt der Autoexperte weiter. "Musk interessiert nicht, ob er sympathisch oder unsympathisch rüberkommt." Wichtig sei ihm nur, dass die Themen Elektromobilität und Tesla im Rennen gegen die riesige Verbrenner-Fraktion in den USA nach der Wahl am 5. November oben auf der Liste stünden. "Ich denke, er wird es schaffen, Trump auf seine Seite zu ziehen." Ein paar Idealisten weniger, die deshalb keinen Tesla kaufen wollten, seien kein Verlust.

"Niemand hat ein Auto gekauft oder nicht gekauft wegen Piech"

Unternehmenschefs und ihre Sympathiewerte oder politischen Ambitionen, da sind sich die Autoexperten einig, sind für die Käuferschaft sowieso nicht so wichtig. "Als Piech VW-Chef war, hat deshalb niemand einen VW gekauft oder nicht gekauft", sagt Autoexperte Dudenhöffer. Vor allem außerhalb der USA schreie kein Hahn nach Musks politischer Orientierung. Im wichtigen China-Markt zählten für die Käufer die nackten Fakten zum Auto. Frank Schwope, der Automobilwirtschaft an der Fachhochschule des Mittelstands in Köln und Hannover lehrt, pflichtet bei: "Qualität und der technologische Fortschritt sind wichtiger als die Meinung eines Unternehmenschefs." Entscheidend für den künftigen Erfolg sei, dass Tesla den Technologievorsprung beispielsweise durch ein Robo-Taxi weiter ausbaue und der US-Markt vor chinesischer E-Autokonkurrenz geschützt werde. Auch Schwope hält Musks neue Trump-Nähe – sollte seine Strategie aufgehen – für einen cleveren Schachzug: "Gewinnt Trump die Wahl, dürfte er Musk in den nächsten Jahren massiv unterstützen."

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Im US-Bundesstaat New York, einer traditionellen Demokraten-Hochburg, geht die Debatte um Musks großzügige Parteispenden derweil gänzlich an der Realität vorbei, wie USA-Expertin Sandra Navidi von BeyondGlobal ntv.de schildert. "In Manhattan ist die Zahl an Teslas überschaubar. Tendenziell werden sie von Demokraten und jüngeren Menschen gefahren. Vor ein paar Jahren gab es hier noch einen Hype, der hat aber spürbar nachgelassen." Die Wahl-New Yorkerin verweist auf den chronischen Parkplatzmangel und mangelnde Ladestationen. Wichtiger als die "Rechtsaußen-Positionierung und Trumpifizierung" von Musk sei für die potenzielle Käuferschaft die Qualität der Autos: "Von verwöhnten Manhattanern habe ich schon gehört, dass sie Tesla als billige Plastikautos mit geringem Komfort empfinden. Die, die sich für Elektroautos interessieren, wollen Luxus und sind deshalb eher den Elektroautos von Mercedes gegenüber aufgeschlossen." In der Wochenend-Enklave der New Yorker, den Hamptons auf Long Island sehe man deshalb eher Luxusmarken wie Mercedes, BMW und Land Rover.

Der Tesla-Chef hat nicht das erste Mal mit einer umstrittenen politischen Entscheidung Schlagzeilen geschrieben. Im Februar hagelte es Kritik für seine Russland-Nähe – auch dahinter wurde eine größere Strategie vermutet. Musk schadet damit der Marke einerseits, andererseits will er sie damit aber auch stärken. Am Ende ist das ramponierte Image von Musk nicht Teslas größtes Problem. Die Realität ist viel komplizierter, wie ein Blick auf das Marktumfeld zeigt: Hohe Zinsen, teure Autokredite, Lieferengpässe, Handelskrieg mit China, die aufholende Konkurrenz, vor allem die alternde Modellpalette des Autobauers – es gibt viele Gründe, warum die Tesla-Käuferschaft schrumpft. Um in der Gemengelage zu bestehen, könnte die Nähe zu einem möglichen neuen US-Präsidenten Trump vielleicht hilfreich sein. Musk hat es im November so auf den Punkt gebracht: "Ob Sie mich hassen, mögen oder gleichgültig sind, wollen Sie das beste Auto oder wollen Sie nicht das beste Auto?" Hat er dabei nicht die Politik auf seiner Seite, dürfte es schwierig werden.

Quelle: ntv.de

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