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“Dieser Scheiß war inszeniert”: Nach Trump-Attentat: Jetzt schwurbeln die Linken

July 16
13:06 2024

Politik

Das Foto von Trump kurz nach dem Attentat sei "zu perfekt", behaupten Anhänger der Inszenierungs-Behauptung.

Das Foto von Trump kurz nach dem Attentat sei "zu perfekt", behaupten Anhänger der Inszenierungs-Behauptung.

Theaterblut, False-Flag und eine gigantische Inszenierung: Schon wenige Minuten nach den Schüssen auf Ex-Präsident Trump in Butler fluten Verschwörungstheorien das Netz. Verfasst werden sie zum Großteil aus dem linken und liberalen Spektrum. Experten beobachten eine bedrohliche Entwicklung.

"Das ist alles inszeniert!" Als die ersten Social-Media-Beiträge dieser Art getippt werden, steht Donald Trump noch auf der Bühne seiner Kundgebung in Butler, das Blut läuft ihm über die rechte Gesichtshälfte. In dem kleinen Ort in Pennsylvania herrscht Chaos – noch weiß keiner, was genau geschehen ist, geschweige denn, wer aus welchen Gründen geschossen hat. Trotzdem flutet bereits wenige Minuten später der Hashtag "staged" (gestellt) die sozialen Medien. Die Verfasser behaupten, das Attentat auf Donald Trump sei kaum mehr als eine gigantische Verschwörung – für die sie verschiedene Indizien gefunden haben wollen.

Verschwörungstheorien rund um politische Ereignisse sind kaum etwas Neues. Gerade in den USA sorgt die rechtsextreme QAnon-Bewegung, die an eine elitäre Gruppe aus pädophilen Satanisten unter den Demokraten glaubt, immer wieder für Schlagzeilen. Auffällig ist jedoch, dass die Mythen rund um das Attentat auf Trump zu einem Großteil gerade nicht aus dem rechten Spektrum stammen. Die aktuelle Welle an Verschwörungserzählungen stamme von "linken und liberalen 'Widerstands'-Mitgliedern, die glauben, dass Trump so verschlagen ist, dass er seinen eigenen Mordanschlag vortäuschen würde, um seine Kampagne zu unterstützen", fasst es der QAnon-Experte Mike Rothschild in der "Washington Post" zusammen.

"Vertraut euren Instinkten. Es gibt keine Grenzen für das, was Trump tun wird, um die Wahl im November zu sichern", schreibt etwa ein Nutzer auf X. In einem Video behauptet die US-amerikanische Schauspielerin Amanda Seales: "Dieser Scheiß war besser inszeniert als eine Tyler-Perry-Produktion von Madea Runs for President. Ich habe lange genug in Harlem gelebt, um zu wissen, dass Schüsse nicht so klingen, als würde man Popcorn auf dem Herd machen". Ein weiterer Nutzer rief dazu auf, "die Hand zu heben und zu posten, wenn du glaubst, dass das inszeniert war" – sein Beitrag hatte bereits kurz nach dem Anschlag Zehntausende Likes. Viele vermuten eine "False-Flag"-Aktion hinter den Schüssen auf Trump. Sie sei "vom Secret Service inszeniert" worden – möglicherweise "in Verbindung mit dem Trump-Team".

"Das Foto des Jahrzehnts"

Beweise oder Indizien für eine derartige Verschwörung gibt es nicht. Im Gegenteil: Der prominente Angriff auf Trump während seiner Rede auf einer Wahlkampfveranstaltung bedeutet auch, dass es zahlreiche Aufnahmen des Geschehenen gibt. Auf Videos ist zu sehen, wie sich Trump an sein rechtes Ohr fasst und anschließend, sichtlich verletzt, hinter dem Rednerpult duckt. Ein mittlerweile weltberühmtes Foto zeigt zudem, wie der Ex-Präsident kurz nach dem Angriff die Faust gen Himmel streckt – sein Ohr blutverschmiert. Mithilfe der Aufnahmen lässt sich der von den Behörden bestätigte Angriff beinahe minutiös rekonstruieren. Jene, die an eine Verschwörung glauben, suchen in den Aufnahmen hingegen Belege für eine großangelegte Inszenierung.

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"Das ist ein so perfektes Foto, dass man kaum glauben kann, dass es nicht inszeniert ist. Das Foto des Jahrzehnts. Unglaublich", schreibt etwa ein Nutzer auf X. "Zu verdammt perfekt", heißt es auch auf Youtube. "Die Flagge perfekt positioniert und alles". Viele bezweifeln zudem, dass es sich um echtes Blut handelt. Einige behaupten, Theaterfarbe erkennen zu können.

Ebenfalls auf Video festgehalten wurde der Einsatz der Personenschützer: Innerhalb von Sekunden rennen sie auf die Bühne, halten Trump am Boden, bis die Schüsse aufhören. Dann richten sie ihn wieder auf, bringen ihn abgeschirmt zum Auto. "Schauen Sie sich an, wie schnell sie Trump da rausgeholt haben. Wenn Sie nicht glauben, dass dieser Scheiß inszeniert war?", schreibt dazu ein X-Nutzer. Einem anderen Nutzer ging es hingegen offenbar nicht schnell genug: "Seit wann lässt der Secret Service zu, dass der Präsident ihnen in einer Stresssituation befiehlt, zu 'warten' und dann aufsteht, damit ihn die Menge dabei beobachten kann, wie er die Faust ballt? Können Sie mir verübeln, dass ich es für eine Fälschung halte?"

"Trump opfert Kultanhänger"

Selbst die Tatsache, dass ein Mensch bei dem Attentat getötet und zwei verletzt wurden, halten einige für einen Teil der Inszenierung. "Ich kann mir gut vorstellen, dass Trump einen seiner Kultanhänger 'opfert', damit sein 'Attentatsversuch' realistischer und glaubwürdiger wirkt", schrieb der prodemokratische Influencer "LakotaMan1" in einem später gelöschten Beitrag an seine mehr als eine halbe Million X-Follower.

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Die Beiträge rund um den Hashtag "staged" verbreiteten sich rasend schnell auf den Plattformen. Schnell reihten sich auch bekannte Persönlichkeiten zu den Inszenierungs-Befürwortern. So schrieb Dmitri Mehlhorn, ein politischer Berater des demokratischen Spenders Reid Hoffman in einer E-Mail an seine Anhänger, man müsse "Möglichkeit in Betracht ziehen, dass diese 'Schießerei' gefördert und vielleicht sogar inszeniert wurde, damit Trump die Fotos bekommen und von der Gegenreaktion profitieren" könne. Niemand sei willens, so der Demokrat, "offen die Möglichkeit zu erwägen, dass Trump und Putin dieses Ziel gelegt haben". Wenige Stunden später ruderte Mehlhorn zurück, entschuldigte sich für sein Schreiben und pochte darauf, Gewalt zu verurteilen.

Ähnlich verhielt sich Shadi Bartsch, eine Professorin an der Universität Chicago. Sie sei "jetzt wohl eine Verschwörungstheoretikerin", schrieb sie zunächst auf X. "Der Anblick von Trumps blutleerer Hand, nachdem er sich sein 'erschossenes' Ohr gegriffen hat, hat mich überzeugt. Und es fehlt kein Ohrteil. Ich weiß nicht, was passiert ist, aber ich glaube nicht mehr an die Hauptgeschichte". Später wurde der Post gelöscht.

BlueAnon auf dem Vormarsch

Verschwörungstheorien entstehen bekanntlich in Situationen, in denen sich Menschen überfordert fühlen. Die Erzählungen bieten oft eine einfache Erklärung in einer komplexen, oft schwer zu durchdringenden Lage. Gleichzeitig können sie jedoch auch dann entstehen, "wenn Menschen nicht bereit sind, Entwicklungen zu akzeptieren, die ihr Weltbild infrage stellen", erklärt Verschwörungsexperte Rothschild in der "Washington Post". Schwindendes Vertrauen in die Medien und öffentliche Institutionen wirkt dabei wie ein Brandbeschleuniger.

Vor diesem Hintergrund überrascht es Expertinnen und Experten kaum, dass die meisten Inszenierungs-Behauptungen nun von Menschen stammen, die ihren Accounts zufolge eher dem linken und linksliberalen Spektrum zuzuordnen sind. Denn während Verschwörungsmythen aus Erfahrungen in der Vergangenheit oft eher mit rechten Gruppierugen wie der QAnon-Bewegung assoziiert werden, wird seit einiger Zeit ein Linksruck festgestellt. "Die verschwörerische Denkweise ist in den vergangenen acht Monaten in liberalen Kreisen immer ausgeprägter geworden", sagte etwa Karl Folk, der sich an der Universität in Minneapolis mit Autoritarismus und Radikalisierung befasst.

Dabei dürfte der Zeitpunkt des Anstiegs kein Zufall sein. Denn beobachtet werden laut dem Bericht vor allem deutlich mehr Verschwörungstheorien der sogenannten BlueAnon-Bewegung. Erstmals tauchte der Begriff 2021 auf – konservative Nutzer nutzen ihn in den sozialen Medien, um sich über Nachrichten lustig zu machen, die sie für übertrieben hielten. So wurden etwa Posts über die Untersuchung der Einmischung Russlands in die US-Wahlen 2016 mit dem Begriff BlueAnon versehen. Mittlerweile wird er, in Anlehnung an die QAnon-Bewegung, für liberale Verschwörungstheorien genutzt – vorwiegend für Mythen und Leugnungen, die von Biden-Anhängern verbreitet werden. "Das Gut-gegen-Böse-Paradigma von QAnon hat die Anti-Trump-Bewegung erfasst", fasst es Verschwörungsexperte Rothschild zusammen.

"Fühlt sich sehr nach russischer Desinformation an"

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Nach den Schüssen auf Trump erreichen die liberalen Verschwörungstheorien rund um Bidens Präsidentschaftskandidatur ihren bisherigen Höhepunkt. Kaum zu übersehen waren sie allerdings auch schon nach dem TV-Duell zwischen dem Demokraten und Trump vor wenigen Wochen. Nach Bidens schwachem und stark kritisiertem Auftritt kursieren Posts, der Präsident sei vor der Debatte heimlich unter Drogen gesetzt worden. Auch wurde behauptet, der Sender ABC News habe Bidens Tonspur manipuliert und absichtlich eine schlechte Kameraeinstellung gewählt, um ihn gebrechlich wirken zu lassen. Chris Strider, ein Emmy-nominierter Video-Produzent schrieb nach dem Duell, dass "sich das alles sehr nach russischer Desinformation anfühlt. Ich kann nichts beweisen, nur ein Bauchgefühl".

Mittlerweile wurden einige der Posts, die vor allem auf X und Threads geteilt werden, von der Plattform mit dem Hinweis versehen, dass der Inhalt nicht den Fakten entspricht. Zudem ist ein Großteil der Inszenierungs-Behauptungen wenig einleuchtend, kryptisch formuliert oder höchst widersprüchlich. Allerdings fluteten die Posts das Netz, als in Butler noch Chaos herrschte. Die vermeintlichen Erklärungen der BlueAnon-Bewegung traf auf ein Klima voller Fragezeichen. Das hat offenbar Wirkung gezeigt: In den Stunden nach dem Attentat auf Donald Trump war "inszeniert" der viertplatzierte Suchbegriff bei Google.

Quelle: ntv.de

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