Landwirte protestieren: Dänemark will Methanausstoß von Kühen besteuern
Wirtschaft

Mit bis zu 750 Kronen sollen die Ausstöße der Kühe besteuert werden.
Um die Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, plant Dänemark die umweltschädlichen Flatulenzen seiner Rinder zu besteuern. Die Landwirtschaft protestiert und fürchtet um Arbeitsplätze. Greenpeace lobt, kritisiert aber gleichzeitige Steuerentlastungen.
Dänemark will als erstes Land der Welt Methan-Ausstöße von Kühen besteuern. Die Abgabe auf das von Nutztieren ausgestoßene Treibhausgas Methan soll dazu beitragen, dass das skandinavische Land bis 2045 klimaneutral wird. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace spricht von einem "wichtigen Schritt" im Kampf gegen den Klimawandel. Der Verband für nachhaltige Landwirtschaft lehnt die Steuer hingegen ab.

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Ab 2030 sollen die Methan-Emissionen von Rindern und Schweinen mit 300 Kronen (40,20 Euro) pro Tonne CO2-Äquivalent besteuert werden. Dieser Betrag soll fünf Jahre später auf 750 Kronen steigen. Das sieht eine Vereinbarung vor, die die Regierung Ende Juni mit Teilen der Opposition, Vertretern der Viehzüchter, der Industrie und der Gewerkschaften geschlossen hat. Das Parlament muss dem Text noch zustimmen und will ihn nach der Sommerpause prüfen.
Methan ist um ein Vielfaches klimaschädlicher als Kohlendioxid. Es wird zum größten Teil in der Landwirtschaft ausgestoßen, vor allem durch die Viehhaltung. Christian Fromberg, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace, sieht in dem Abkommen ein Zeichen der "Hoffnung in einer Zeit, in der viele Länder bei ihren Klimaschutzmaßnahmen Rückzieher machen". "Obwohl die CO2-Steuer höher sein sollte und früher hätte eingeführt werden müssen, bleibt sie ein wichtiger Schritt", lobte Fromberg.

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Der Umweltschützer bedauert jedoch die "riesige verpasste Chance", gleichzeitig auch eine "neue Richtung für die dänische Landwirtschaft" einzuschlagen. Mehr als 60 Prozent der Fläche Dänemarks werden landwirtschaftlich genutzt, größtenteils sehr intensiv. Dadurch gelangen große Mengen Stickstoff in die Gewässer, was unter anderem der Meeresflora und -fauna schadet.
2000 Arbeitsplätze bis 2035 weniger
Der dänische Verband für nachhaltige Landwirtschaft hält die Vereinbarung zum Methan-Ausstoß für "nutzlos". Es sei "ein trauriger Tag für die Landwirtschaft", hieß es in einer Erklärung. "Als Landwirt fühle ich mich unwohl, weil wir an einem ungewissen Experiment teilnehmen, das die Sicherheit der Lebensmittelversorgung gefährden könnte", sagt der Verbandsvorsitzende Peter Kjaer und erinnert daran, dass Neuseeland ein ähnliches Vorhaben wegen des Protests der Viehzüchter aufgab.

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Um die finanzielle Belastung der dänischen Landwirte zu mildern, sieht der Plan eine Steuerentlastung von 60 Prozent vor. Dadurch reduzieren sich die tatsächlichen Kosten ab 2030 auf 120 Kronen (16 Euro) pro Tonne CO2-Äquivalent, ab 2035 auf 300 Kronen.
Das Wirtschaftsministerium schätzt, dass infolge des Abkommens bis 2035 bis zu 2000 Arbeitsplätze in der Branche verloren gehen könnten. Die Einnahmen aus der Steuer sollen in die ökologische Umstellung der Landwirtschaft investiert werden. Überdies soll die Stilllegung von 140.000 Hektar dazu beitragen, die Kohlenstoffspeicherung im Boden zu erhöhen und damit die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre zu verringern.
Dänemark ist größter Fleischproduzent
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"In Dänemark herrscht der Mythos, Vorreiter in Sachen Ökologie zu sein", erklärte Greenpeace-Experte Fromberg. Es sei schwer zu behaupten, dass dieses Abkommen historisch sei. Vielmehr sei es eine "Fortsetzung der Intensivierung der dänischen Landwirtschaft in den vergangenen 70 Jahren". Außerdem schaffe die Vereinbarung einen Anreiz, dass das Land der größte Fleischproduzent der Welt bleibe.
Weltweit ist Dänemark einer der größten Exporteure von Schweinefleisch – obwohl es nur knapp so groß ist wie Niedersachsen. Schweinefleisch macht laut dem dänischen Rat für Landwirtschaft und Ernährung fast die Hälfte der Agrarexporte aus.
Quelle: ntv.de, gri/AFP