Grüne und rote Flecken: Der Westen ist fast überall schwarz, der Osten fast überall blau
Politik

Auszählung in einem Wahlraum in Münster. Das Wahlergebnis in der Stadt fällt vor allem mit Blick auf das Abschneiden der AfD aus dem Rahmen.
Münster ist bei dieser Europawahl der klare Gegensatz zu Ostdeutschland: Die Grünen sind hier am stärksten und die AfD fuhr dort ihr schlechtestes Ergebnis ein. Insgesamt sieht die Wahlkarte aus wie zu Zeiten der deutschen Teilung.
Nach der Europawahl ist ganz Deutschland schwarz und blau. Ganz Deutschland? Nein. Ein paar Landkreise und kreisfreie Städte sind auch rot oder grün.
Die Ausnahmen sind schnell aufgezählt: In Münster liegen die Grünen gut zwei Punkte vor der CDU und färben die westfälische Stadt auf der Deutschlandkarte damit in ihrer Parteifarbe – denn bei den Wahlergebnissen auf Kreisebene geht es um die jeweils stärkste Partei. Eine absolute Mehrheit für den jeweiligen Kreiswahlsieger ist damit nur selten verbunden.
D: Ergebnisse auf Kreisebene 2024 D: Ergebnisse auf Kreisebene 2019 D: Ergebnisse auf Kreisebene 2014
Auch Berlin, das insgesamt als kreisfreie Stadt gezählt wird, ist grün. Schaut man sich das Ergebnis im Detail an, dann stellt man fest, dass die Hauptstadt dreigeteilt ist. Die drei großen Westbezirke Reinickendorf, Spandau und Steglitz-Zehlendorf sind schwarz, drei Ostbezirke – Treptow-Köpenick, Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg – sind blau, alles dazwischen ist grün. Auch Potsdam gleich nebenan ist grün, wenn auch nur knapp.
Bitter für die Linke: Mit den Ostbezirken verliert sie auch ihre letzten Hochburgen. 2021 hatten Treptow-Köpenick Gregor Gysi und Lichtenberg Gesine Lötzsch Direktmandate beschert. Zwei von insgesamt dreien, dank derer die Linke überhaupt erst in Fraktionsstärke in den Bundestag einziehen durfte. Bei der Europawahl war die Linke in beiden Bezirken nur noch sechststärkste Kraft, jeweils deutlich hinter dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW).
Berlin: Europawahl 2024 nach Bezirken Berlin: Europawahl 2024 nach Wahlbezirken
Zwölf Städte sind grün, vier sind rot
Auf der bundesweiten Karte rot eingefärbt sind nur vier Städte: Emden in Ostfriesland, Bremerhaven und Bremen sowie Herne im Ruhrgebiet. Grün sind neben Münster, Berlin und Potsdam noch Flensburg, Kiel und Hamburg, Oldenburg, Köln, Darmstadt, Heidelberg, Karlsruhe und Freiburg. Ansonsten ist Westdeutschland komplett schwarz. In Bayern, im Saarland und in Rheinland-Pfalz liegen CSU beziehungsweise CDU in allen Landkreisen und kreisfreien Städten vorn.

Politik 10.06.24 Votum im Schatten der Europawahl Alle Daten zu den Kommunalwahlen
Ganz anders das Ergebnis in Ostdeutschland. Neben dem grünen Potsdam fallen hier lediglich ein paar schwarze Flecken aus dem Rahmen: Potsdam-Mittelmark in Brandenburg, wo die CDU knapp vor der AfD liegt, sowie vier Wahlkreise in Thüringen: Erfurt, Weimar und Jena – und das Eichsfeld an der Grenze zu Niedersachsen und Hessen. Hier kommt die CDU auf sagenhafte 40,4 Prozent, ein weiterer Vorsprung vor die zweitplatzierte AfD, die in diesem katholisch geprägten Landkreis auf 26,9 Prozent kommt, während es in Thüringen insgesamt 30,7 Prozent sind.
Blaue Flecken in Westdeutschland gibt es nicht. Auf dem früheren Bundesgebiet sieht das Wahlergebnis so aus: CDU und CSU 32,1 Prozent, SPD 15 Prozent, Grüne 13,2 Prozent, AfD 13 Prozent, FDP 5,7 Prozent, BSW 4,4 Prozent, Freie Wähler 2,9 Prozent, Volt 2,7 Prozent, Linke 2,2 Prozent. Alle anderen Parteien liegen unter 2 Prozent. In den neuen Ländern (ohne Berlin) sind Reihenfolge und Ergebnis komplett anders: AfD 28,7 Prozent, CDU 20,7 Prozent, BSW 14 Prozent, SPD 9,3 Prozent, Grüne 6,3 Prozent, Linke 5,3 Prozent, FDP 2,6 Prozent, "Die Partei" 2,3 Prozent.
Auf der Ebene der Bundesländer holte die Union ihr bestes Ergebnis in Bayern: Die CSU erhielt dort 39,7 Prozent. Für die CDU war das erfolgreichste Bundesland Baden-Württemberg mit 32 Prozent. Die erfolgreichsten Bundesländer für die AfD sind die fünf ostdeutschen Flächenländer. In Sachsen fuhr die Partei 31,8 Prozent ein, ihr bestes Landes-Ergebnis bei dieser Europawahl.
*Datenschutz

Politik 10.06.24 FPÖ, RN und FdI vorne Rechte Parteien legen in vielen EU-Ländern zu
Auf der Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte schnitt die AfD am schlechtesten in Münster ab. Dort erhielt sie 4,8 Prozent der Stimmen. Ihr bestes Ergebnis erhielt sie im sächsischen Görlitz mit 40 Prozent – der Heimatregion von Parteichef Tino Chrupalla. Das BSW kam in Suhl in Thüringen auf 20 Prozent – Wagenknechts bestes Ergebnis bei der Europawahl. Der erfolgloseste Wahlkreis für die erst im Januar offiziell gegründete Partei ist Borken in Westfalen. Dort kam das BSW nur auf 2,9 Prozent. Schließlich noch die Grünen, der Verlierer des Wahlabends: In Freiburg holten sie mit 30 Prozent ihr bestes Ergebnis. Im Landkreis Mansfeld-Südharz waren es nur 1,6 Prozent.
Quelle: ntv.de