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Verkaufsstart in Deutschland: Neuer Öko-Diesel HVO100 – das sollten Autofahrer wissen

May 29
10:09 2024

Auto

Der ADAC begrüßt die Freigabe des synthetischen Diesel-Kraftstoffs HVO100 an den Tankstellen in Deutschland als wichtigen Beitrag zur CO2-Senkung.

Der ADAC begrüßt die Freigabe des synthetischen Diesel-Kraftstoffs HVO100 an den Tankstellen in Deutschland als wichtigen Beitrag zur CO2-Senkung.

Autofahrer können ab sofort einen neuen Bio-Diesel an deutschen Tankstellen zapfen: den HVO100. Doch was verbirgt sich hinter dem Öko-Kraftstoff? Für welche Autos kann er verwendet werden? Und was kostet er? Antworten gibt es hier.

In Deutschland sind laut Kraftfahrt-Bundesamt aktuell gut 14 Millionen Autos, Lastwagen und andere Fahrzeuge mit Dieselmotoren unterwegs. Für sie gibt es ab sofort den neuen Biokraftstoff HVO100 an der Tankstelle. HVO steht für Hydrotreated Vegetable Oil – hydriertes Pflanzenöl. Der neue Diesel-Kraftstoff kann etwa aus Pflanzenölen, pflanzlichen und tierischen Fetten oder daraus bestehenden Abfallstoffen hergestellt werden. Der Ausstoß von Feinstaub, Partikeln und Stickoxid ist dadurch bedeutend geringer.

Notwendige Gesetzesänderung ist in Kraft: Der synthetische Diesel-Kraftstoff HVO100 kann ab dem 29. Mai an deutschen Tankstellen frei verkauft werden.

Notwendige Gesetzesänderung ist in Kraft: Der synthetische Diesel-Kraftstoff HVO100 kann ab dem 29. Mai an deutschen Tankstellen frei verkauft werden.

(Foto: picture alliance / ABB)

Der Bundesverband Energie-Mittelstand (Uniti), bei dem 40 Prozent der Straßentankstellen organisiert sind, erwartet, dass HVO100 in der Anlaufphase für Flottenbetreiber besonders interessant ist: Damit können sie CO2-Vorgaben mit bestehenden Fahrzeugen leichter erreichen. Auch der Bundesverband freier Tankstellen (BfT) sieht großes Potenzial in der Speditions- und Logistikbranche: "Wir schätzen, dass 80 Prozent der HVO-Nutzung gewerblich sein wird."

Autofahrer erkennen die Freigabe meist am "XTL"-Symbol im Tankdeckel. Sonst hilft ein Blick in die Bedienungsanleitung oder die Rückfrage beim Händler. Doch worum handelt es sich bei HVO100 genau, wie klimafreundlich ist der Biokraftstoff wirklich und was müssen Dieselfahrer dafür zahlen? Antworten rund um das Thema gibt es hier:

Was ist HVO100?

HVO100 ist eine synthetische Diesel-Alternative und zählt zu den XtL-Kraftstoffen, also Flüssigkraftstoffen, die aus verschiedenen Ausgangsstoffen ("X") gewonnen werden. In diesem Fall handelt es sich um hydrierte Pflanzenöle, was sich wiederum in dem Kürzel "HVO – "Hydrotreated Vegetable Oils" wiederfindet. Die nachgestellte Zahl gibt an, dass es sich um 100 Prozent reinen HVO-Kraftstoff handelt.

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Alternativ wird HVO-Diesel auch unter der Bezeichnung C.A.R.E. vertrieben, ein Kunstwort, bei dem das englische Wort "care" (sich kümmern) mitschwingt. Weitere Namensvarianten heißen NExBTL, NesteMy oder Renewable Diesel. Fachsprachlich kann man auch von paraffinischen Dieselkraftstoffen reden.

Wie wird HVO100 hergestellt?

Ausgangsstoff bei der Herstellung sind beliebige Pflanzenöle, etwa das auch in der Küche eingesetzte Rapsöl, aber auch Rest- und Abfallstoffe wie altes Frittenfett. Die deutschen Anbieter nehmen für sich in der Regel in Anspruch, ausschließlich letzteres zu verwenden. Eine Konkurrenz mit der Nahrungsmittelproduktion soll so ausgeschlossen sein.

Zunächst werden die Öle gereinigt, anschließend werden sie bei hohen Temperaturen und unter hohem Druck in einer Reaktion mit Wasserstoff in Kohlenwasserstoffe umgewandelt, die denen von konventionellem Diesel ähneln. Der Wasserstoff wiederum wird idealerweise mithilfe erneuerbarer Energien durch Elektrolyse hergestellt.

Ist HVO100 klimafreundlich?

Anbieter und Hersteller von HVO-Diesel werben mit möglichen CO2-Einsparungen von 95 Prozent im Vergleich zu Mineralöl-Diesel. Diese resultieren vor allem aus der bilanziellen Klimaneutralität von Pflanzenöl – verbrannt wird nur so viel Kohlenstoff, wie vorher beim Wachstum eingelagert wurde.

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Positiv auf die Bilanz wirkt sich auch aus, wenn Designer-Diesel aus Reststoffen hergestellt wird. Dann stehen zum einen Tank und Teller nicht in Konkurrenz, zum anderen lassen sich die Umwelteinwirkungen des Rohstoffanbaus herausrechnen. Darüber hinaus spielen auch noch die Bedingungen von Transport, Wasserstoffsynthese und Kraftstoff-Raffinierung eine Rolle für die Ökobilanz – nur mit grünem Strom wären diese wirklich klimafreundlich. Welchen CO2-Fußabdruck genau das an der konkreten Zapfsäule erhältliche HVO100 hat, lässt sich für den Verbraucher nicht erkennen.

Wie sieht die übrige Umweltbilanz aus?

Bei der Verbrennung von HVO entstehen grundsätzlich die gleichen Abgase wie bei Mineralöldiesel, darunter Stickoxide, Kohlenmonoxid und Partikel. Die Hersteller nehmen für sich allerdings in Anspruch, dass die Menge der Schadstoffe geringer ausfällt. Erste unabhängige Messungen bestätigen das. HVO selbst ist ein wassergefährdender Stoff und darf genau wie Mineralölsprit nicht in die Umwelt gelangen.

Was kostet HVO100?

HVO-Diesel darf auch in Reinform verkauft werden.

HVO-Diesel darf auch in Reinform verkauft werden.

(Foto: Audi)

Wegen der besseren Klimabilanz wird auf HVO-Diesel keine CO2-Steuer fällig. Weil die Herstellung mehr kostet als bei herkömmlichem Diesel, dürfte die Öko-Alternative dennoch auf absehbare Zeit der teuerste Bio-Kraftstoff an der Tankstelle bleiben.
Bislang liegt der Preisunterschied bei 15 bis 20 Cent über dem von konventionellem Diesel, weshalb sich die Hersteller mit dem Hinweis auf die beworbenen Klimafreundlichkeit für Steuervergünstigungen einsetzen. Ohne diese bleibt HVO für den Nutzer sehr kostspielig – für die meisten Privatkunden dürfte die Kraftstoff-Alternative damit zunächst nicht attraktiv sein. Zielkundschaft sind vor allem gewerbliche Nutzer und die Speditions- und Logistikbranche, die bereit sind, für die Verkleinerung des eigenen CO2-Fußabdrucks zu zahlen.

Vertragen alle Diesel-PKW HVO100?

Kunden können den neuen Kraftstoff tanken, "wenn das Fahrzeug vom Hersteller dafür freigegeben ist", erklärt der Wirtschaftsverband Fuels und Energie (en2x). "Dies erkennen sie an einem Aufkleber im Tankdeckel oder in den Informationen in der Bedienungsanleitung des Fahrzeugs."

Chemisch gesehen ist der Designer-Sprit konventionellem Diesel sehr ähnlich, sodass keine Probleme mit der Verträglichkeit zu erwarten sind. Autofahrer sollten dennoch sicherheitshalber die Freigabe durch den Fahrzeughersteller abwarten. Einzelne Hersteller haben diese schon erteilt, vor allem der VW-Konzern war schon sehr aktiv. Informationen dazu gibt es auf den Internetseiten der Unternehmen oder bei der Deutschen Automobil-Treuhand.

Wo bekomme ich HVO100?

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Bislang ist die Zahl der HVO-Tankstellen in Deutschland klein. In anderen Ländern, wo der Einsatz gefördert wird, ist der neue Diesel häufiger in Reinform zu finden. Insgesamt gibt es in Europa aber nur rund 2300 Tankstellen. Ob und wie schnell die Zahl steigen wird, hängt vor allem von der Akzeptanz des Kraftstoffs ab. Generell ist allerdings die Menge an pflanzenölhaltigen Abfallstoffen für die HVO-Herstellung begrenzt. Altspeiseöle aus der deutschen Gastronomie werden beispielsweise schon heute komplett für die Spritproduktion verwendet.

Hinzu kommt: Eine Verpflichtung, die neuen Kraftstoffe anzubieten, gibt es nicht. Weil aber Super E5 und Diesel B7 überall verfügbar sein müssen und die Mineralölunternehmen ihre margenstarken Premium-Varianten wohl im Portfolio halten, dürfte es an vielen Tankstellen eng werden mit der Zahl der verfügbaren Zapfsäulen.

Quelle: ntv.de, Holger Holzer, sp-x/dpa

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