Donald Trump leugnet den Klimawandel – Brände an der US-Westküste immer dramatischer

US-Präsident Donald Trump
Foto:
ANDREW CABALLERO-REYNOLDS / AFP
Wochenlang schwieg Donald Trump zu den Waldbränden. Schließlich hatten die drei betroffenen US-Weststaaten (Kalifornien, Oregon, Washington) vor vier Jahren für Hillary Clinton gestimmt. Sie gehören zum Amerika der Demokraten, dessen Leid ihn kaltlässt, ob in der Corona- oder Klimakrise.
Jetzt wird die Lage aber so brenzlig, dass der US-Präsident zumindest so tun muss, als sorge er sich. Also verlängerte er am Montag einen Wahlkampftrip durch die Swing States Nevada und Arizona, bei dem er alle Corona-Vorschriften brach, um einen exakt zweistündigen Abstecher nach Kalifornien.
Dort ließ er sich von Gouverneur Gavin Newsom über die Brände informieren – wobei Trumps unbewegte Miene wenig Interesse offenbarte. Newson, ein Demokrat, der zuvor "keine Geduld mit Klimawandelleugnern" bekundet hatte, gab sich betont höflich. Doch als er und sein Umweltminister Wade Crowfoot die Erderwärmung als Hauptgrund des Desasters zitierten, widersprach Trump ungerührt.
"Es wird kühler werden", behauptete er. "Sie werden schon sehen." Crowfoot hielt dagegen: "Es wäre schön, wenn die Wissenschaft Ihnen zustimmen würde." Trump verzog das Gesicht: "Ich glaube nicht, dass die Wissenschaft Bescheid weiß."
Seit jeher leugnet Trump den Klimawandel – aus politischem Kalkül, weil ihn die Öl- und Gasbranche mitfinanziert und weil er selbst gedanklich oft noch in den Achtzigerjahren zu verharren scheint. Angesichts der immer dramatischeren Situation kommt das bald aber schon grober Amtsfahrlässigkeit gleich.
Denn die US-Waldbrände sind nur ein Symptom einer größeren Krise. Immer mehr Hurrikane fegen über die Golfküste. Der Südwesten schwitzt unter Rekordtemperaturen. Der Atlantik frisst sich mit jeder Sturmflut weiter ins Land. Und in New Mexico fallen Hunderttausende Vögel tot vom Himmel.
"Überall in den USA wird es Probleme geben"
Doch Trump leugnet und leugnet und leugnet. Obwohl Studien warnen, dass bald Millionen Amerikaner auf der Klimaflucht sind. "Überall in den USA wird es Probleme geben", prophezeit Kaliforniens Ex-Gouverneur Jerry Brown: "Das ist der neue Normalzustand." Doch was tut Trump? Er lästert über Öko-Technologie:
-
Windturbinen seien "ein Friedhof für Vögel" und verursachten Krebs.
-
Energiesparlampen seien zu teuer und ließen einen hässlich aussehen.
-
Papierstrohhalme "gehen innerhalb von Minuten kaputt und ruinieren deinen Drink".
Das wäre alles noch ganz amüsant – wenn es nicht in umweltschädlicher Politik resultieren würde. Trump bremste Windenergie aus, drehte die Einführung von Energiesparlampen zurück und verkauft auf seiner Wahlkampf-Website trotzig Plastikstrohhalme: "Linke Strohhalme funktionieren nicht."
Die Republikaner tragen Trumps Klimapolitik mit
Schon seit seinem Amtsantritt sabotiert Trump alle nationalen wie internationalen Bemühungen, der Klimakatastrophe entgegenzuwirken:
-
Er kündigte das Pariser Abkommen.
-
Er feuerte Wissenschaftler und ersetzte sie mit Loyalisten.
-
Er annullierte mehr als 100 US-Umweltschutzvorschriften.
Und es ist nicht nur Trump allein. Bei ihrem kürzlichen Wahlparteitag verzichteten die Republikaner – die dieses Jahr 37 Millionen Dollar von der Öl- und Gasindustrie zugesteckt bekamen – auf ein neues Programm und verwiesen einfach auf ihr altes von 2016, das Klimapolitik als "Triumph des Extremismus" ablehnt.
Der inoffizielle Trump-Berater Tucker Carlson, einer der einflussreichsten Kommentatoren beim konservativen Kabelkanal Fox News, bezeichnet Klimaschützer als politische "Aasgeier und Parasiten".
In die gleiche Kerbe schlagen auch neuerdings von rechten Verschwörungstheoretikern verbreitete Lügen, wonach die Waldbrände in Oregon von linken "Antifa"-Terroristen gelegt worden seien.
Trumps Wahlgegner Joe Biden ist mit seinem eher moderaten Klimaplan zwar auch nicht der grüne Wunschkandidat: Die Jugendbewegung Sunrise Movement, die einen Green New Deal propagiert, unterstützt ihn nur zähneknirschend. Doch Biden ist bei der Wahl die einzige Alternative.
Weshalb sich das US-Wissenschaftsmagazin "Scientific American" jetzt auch offiziell hinter Biden stellte. Es ist das erste Mal in seiner 175-jährigen Geschichte, dass sich das Magazin überhaupt in eine Präsidentschaftswahl einmischt: "Die Beweise und die Wissenschaft", heißt es dort in einem Artikel, "haben gezeigt, dass Donald Trump der USA und ihrer Bevölkerung schwer geschadet hat."
Icon: Der Spiegel