Attacken auf Rettungskräfte in der Silvesternacht: Löschen unter Polizeischutz
In der Silvesternacht sollen unter anderem in Berlin Feuerwehrleute mehrfach attackiert worden sein – unter anderem mit Knallern und Bierkästen. Jetzt fordert die erste Polizeigewerkschaft ein Böllerverbot.
Die Berliner Feuerwehr hat zum Jahreswechsel mehr als 1700 Einsätze gefahren, fast 700 mehr als vor einem Jahr während der Corona-Beschränkungen. Das geht aus einer vorläufigen Bilanz vom Neujahrsmorgen hervor. Demnach wurden 22 Menschen von Knallern und Raketen verletzt. In 38 Fällen seien Einsatzkräfte angegriffen und 15 von ihnen verletzt worden, einer der verletzten Retter musste ins Krankenhaus. »Dieses Verhalten ist durch nichts zu rechtfertigen und ich kann es nur auf das Schärfste verurteilen«, sagte Landesbranddirektor Karsten Homrighausen.
Die Feuerwehr hatte wie üblich vorsorglich den »Ausnahmezustand Silvester« ausgerufen, um Führungsdienste und Personal für die »arbeitsreichste Nacht des Jahres« aufzustocken. Insgesamt waren 1471 Kräfte mit 395 Fahrzeugen im Dienst, wie es hieß. Sie wurden den Angaben zufolge zwischen 19.00 Uhr am Silvesterabend und 06.00 Uhr am Neujahrsmorgen 1717 Mal gerufen. Zum Vergleich: In der Silvesternacht vor einem Jahr, für die offiziell kein Feuerwerk verkauft werden durfte, waren es in der gleichen Zeit insgesamt 1026 Einsätze.
»Überrascht von der Intensität der Angriffe«
Die Feuerwehr selbst zog als Fazit, man sei gut vorbereitet gewesen, aber überrascht »von der Masse und der Intensität der Angriffe auf unsere Einsatzkräfte«. So seien unter anderem Bierkisten und Feuerlöscher auf Fahrzeuge geworfen worden, Retter seien beim Löschen mit Pyrotechnik beschossen oder Einsatzfahrzeuge geplündert worden. Alle Fälle würden angezeigt.
Als Reaktion auf die Angriffe fordert die Gewerkschaft der Polizei Berlin (GdP) ein weitgehendes Böllerverbot. »Wir haben deutschlandweit gesehen, dass Pyrotechnik ganz gezielt als Waffe gegen Menschen eingesetzt wird«, kritisierte GdP-Landeschef Stephan Weh am Neujahrsmorgen. Das müsse ein Ende haben. Es brauche ein Verkaufsverbot für alle, die nicht beruflich und dementsprechend verantwortungsvoll mit Pyrotechnik hantierten. Dies sei allerdings nur realistisch, wenn nicht erst im Dezember wieder darüber diskutiert werde, fügte er hinzu.
Erste Berichte über Attacken auf Rettungskräfte gab es unter anderem auch aus Görlitz und Essen. In der Ruhrgebietsstadt mussten Feuerwehrleute die Löscharbeiten an mehreren brennenden Müllcontainern unterbrechen, da dabei mit Pyrotechnik beschossen wurden. »Erst nachdem Polizisten eine Kette um die Kollegen der Feuerwehr bildeten, konnten die Brände erfolgreich gelöscht werden«, heißt es in einer Bilanz der Polizei. Drei Feuerwehrleute seien leicht verletzt worden.

