USA im Wintersturm: Kälterekorde drohen an Heiligabend
Ein Wintersturm sorgt in den USA für Flugausfälle, Blackouts und zahlreiche Verkehrsunfälle. Der Wetterdienst warnt vor historisch niedrigen Temperaturen. Mindestens 17 Menschen sind bisher gestorben.
Weite Teile der USA erleben ein Weihnachten mit außergewöhnlicher Kälte. Ein Wintersturm brachte nicht nur heftige Schneefälle und Eiswinde, sondern auch Temperaturen von bis zu minus 40 Grad Celsius. Für mehrere Städte von Pennsylvania im Nordosten des Landes bis Georgia im Süden sagte der Wetterdienst den bislang kältesten Heiligabend überhaupt voraus.
Von der kanadischen bis zur mexikanischen Grenze und von Küste zu Küste waren nach Angaben des Wetterdienstes insgesamt rund 240 Millionen Menschen von Wetterwarnungen betroffen. Die Zahl der Toten stieg in der Nacht zum Samstag auf 17, wie der Sender NBC unter Berufung auf örtliche Behörden berichtete.
Zahlreiche wetterbedingte Verkehrsunfälle
Die Ursache seien in fast allen Fällen wetterbedingte Verkehrsunfälle. Auch andere Sender berichteten von einer zweistelligen Zahl an Todesopfern im Zusammenhang mit wetterbedingten Verkehrsunfällen. Besonders stark betroffen war nach Angaben des US-Wetterdienstes die Region um die fünf Großen Seen (»Great Lakes«) im Nordosten des Landes an der Grenze zu Kanada, am Samstag verlagerte sich der Sturm in den Osten des Landes.
Der Sturm führte auch zu zahlreichen Blackouts bei der Stromversorgung. Am Samstagvormittag waren zeitweise mehr als 1,6 Millionen Haushalte ohne Strom, wie die Website PowerOutag e zeigte. Vor allem an der Ostküste kam es demnach zu Stromausfällen. Die arktische Kältefront brachte auch die Weihnachtspläne vieler Reisender durcheinander: Am Freitag waren nach Angaben der Flugdaten-Webseite FlightAware insgesamt fast 6000 Flüge gestrichen worden, am Samstagvormittag waren es bereits knapp 2000.
Überlastung der Rettungsdienste
New York mit seinen etwa acht Millionen Einwohnern hatte am Freitag einen seltenen Temperatursturz erlebt: Innerhalb nur weniger Stunden fiel das Thermometer von plus 11 auf minus 12 Grad. In Erie County, südlich der Großen Seen im Bundesstaat New York, waren die Rettungsdienste zeitweise überlastet. Marc Poloncarz, der Verantwortliche aus dem Bezirk, rief auf Twitter dazu auf, nur in den »kritischsten, lebensbedrohlichsten Fällen« den Notruf zu wählen, um die Leitungen freizuhalten. Er forderte die Einwohner dazu auf, trotz Strom- und Heizungsausfällen in ihren Häusern zu bleiben. Der Transport in Notunterkünfte sei derzeit nahezu unmöglich.
Der Wetterdienst rief Reisende am Weihnachtswochenende zu äußerster Vorsicht auf und warnte vor sogenannten Whiteout-Bedingungen, also stark eingeschränkter Sicht und Orientierung durch den Schnee. Reisen unter diesen Bedingungen seien »extrem gefährlich und zeitweise unmöglich«. Bereits wenige Minuten in der Kälte könnten zu Erfrierungen führen.
Zu landesweitem Ruhm gelangte ein Sportreporter des Lokalsenders KWWL, der bereits am Donnerstag kurzerhand als Wetterreporter für die Berichterstattung aus der klirrenden Kälte Iowas im Mittleren Westen abgestellt wurde. Mit jeder Live-Schalte wurde Mark Woodley mürrischer . Auf die Frage des Moderators, wie er sich draußen fühle, antwortete Woodley: »Genauso wie vor acht Minuten, als Du mich das schon mal gefragt hast«.
Woodley nutzte seine Schalten den ganzen Morgen über, um seinem Unmut Ausdruck zu verleihen: »Welchen besseren Anlass gibt es, den Sportreporter zu bitten, fünf Stunden früher zu kommen, als er normalerweise aufwachen würde, sich in den Wind, den Schnee und die Kälte zu stellen und anderen Leuten zu sagen, dass sie nicht dasselbe tun sollen?« Er habe bis zu diesem Tag nicht einmal gewusst, dass es auch ein 3:30 Uhr am Morgen gebe.
Wetterexperten warnen vor »Bombenzyklon«
US-Medien warnten unter Berufung auf Wetterexperten vor der möglichen Entstehung eines besonderen und schweren Sturms, eines sogenannten »Bombenzyklons« – ein Wetterphänomen, bei dem der Luftdruck innerhalb kurzer Zeit extrem abfällt und die Wucht des Sturms verstärkt.
In den Bundesstaaten Montana, South Dakota und Wyoming waren bereits am Vorweihnachtstag Temperaturen um minus 45 Grad Celsius gemessen worden. In Denver im US-Bundesstaat Colorado fielen die Temperaturen laut Meteorologen beim Durchzug der arktischen Kaltfront innerhalb von 24 Stunden um rund 40 Grad.