Deal mit Remo-Anwälten – Diebesgut aus Grünem Gewölbe wieder aufgetaucht
Ein Teil der Beute aus dem Grünen Gewölbe ist wieder da. Nach SPIEGEL-TV-Informationen kam die Rückführung über Anwälte von Rabieh Remo zustande. Der nächste Prozesstag könnte eine überraschende Wendung nehmen.
Drei Jahre waren sie verschwunden, nun sind zahlreiche Schmuckstücke wieder aufgetaucht, die beim Einbruch ins Grüne Gewölbe in Dresden gestohlen worden waren. In der Nacht vom 16. auf den 17. Dezember konnten die Soko Epaulette und das LKA Sachsen einen erheblichen Teil des Diebesgutes sicherstellen, wie die Behörden am Samstag mitteilten . Demnach handelt es sich um 31 Einzelteile, darunter auch mehrere vollständig erscheinende Stücke, wie der Hutschmuck und der Bruststern des polnischen Weißen Adler-Ordens aus der Brillantgarnitur.
Nach Informationen von SPIEGEL TV lief der Deal über die Anwälte von Rabieh Remo. Der Clanspross, der vor drei Tagen 29 geworden war, hatte sich schon zu einem Teilaspekt der polizeilichen Ermittlungen an einem der Prozesstage im März eingelassen. Rabiehs Vater Whalid wird in der Szene als derjenige gehandelt, der den Deal vorantrieb.
Nach SPIEGEL-TV-Recherchen fand die Übergabe in einer Rechtsanwaltskanzlei im Westen Berlins statt. Die beteiligten Anwälte waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Am Dienstag wird der Prozess fortgeführt. Aus Anwaltskreisen ist zu hören, dass vier Angeklagte Erklärungen abgeben wollen.
Einbrecher hatten im November 2019 Juwelen im Millionenwert aus dem historischen Grünen Gewölbe in Dresden entwendet: 21 mit mehr als 4300 Diamanten und Brillanten besetzte Schmuckstücke, die einst den sächsischen Herrschern gehört haben. Von dem Schmuck fehlte bislang jede Spur. Wie die Staatsanwaltschaft Dresden mitteilte, ist die Kunstsammlung auch jetzt nicht vollständig wieder aufgetaucht. Es fehlten etwa die bei dem Diebstahl beschädigte Epaulette mit dem »Sächsischen Weißen« und die Große Brustschleife der Königin Amalie Auguste.
Rabieh Remo will beim eigentlichen Raubzug nicht dabei gewesen sein
Im Zuge der Ermittlungen waren sechs Tatverdächtige gefasst worden, der Prozess wegen schweren Bandendiebstahls, Brandstiftung und besonders schwerer Brandstiftung läuft seit Ende Januar am Landgericht Dresden. Angeklagt sind Mitglieder der einschlägig bekannten Berliner Clanfamilie Remmo.
Bei seinen Einlassungen im März hatte Rabieh Remo ausgesagt, nur an vorbereitenden Tätigkeiten des Coups beteiligt gewesen zu sein. Danach habe er sich kurzfristig dagegen entschieden, an dem eigentlichen Diebstahl teilzunehmen, bei dem er vor allem hätte Schmiere stehen sollen.
Die sichergestellten Gegenstände seien nun von Berlin nach Dresden überführt worden und würden dort zunächst kriminaltechnisch und im Anschluss durch Spezialisten der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden auf ihre Echtheit und Vollständigkeit hin geprüft.
Zu den näheren Umständen des Fundes wurde bislang nichts offizielles bekannt. In der Mitteilung hieß es: »Vorausgegangen waren Sondierungsgespräche zwischen Verteidigung und Staatsanwaltschaft unter Einbeziehung des Gerichts über eine mögliche Verfahrensverständigung und Rückführung noch vorhandener Beutestücke.« Alles Weitere müsse dem weiteren Gang der Hauptverhandlung vorbehalten bleiben, daher seien zunächst keine zusätzlichen Auskünfte möglich.
»Ich freue mich sehr, dass es den Ermittlungsbehörden offenbar gelungen ist, einen erheblichen Teil der beim Einbruch ins Historische Grüne Gewölbe geraubten Schätze sicherzustellen«, sagte die sächsische Kulturministerin Barbara Klepsch zu dem Coup . »Das zeigt, dass es sich auch drei Jahre nach diesem schmerzhaften Einbruch lohnt, die Hoffnung nicht aufzugeben und alle sich bietenden Spuren zu verfolgen.« Nun bleibe abzuwarten, was die Gutachter bei der Sichtung der Stücke feststellen und in welchem Zustand diese sich befinden. Sie sei weiter hoffnungsvoll, dass sich die beim Einbruch 2019 entstandene Wunde bald schließen werde.