WM 2022: Lionel Messi führt Argentinien ins Halbfinale
Hass, Leidenschaft, Angst, Glück, Hoffnung: Selten waren all diese Gefühle so sichtbar wie im WM-Viertelfinale zwischen Argentinien und den Niederlanden. Am Ende jubelte Lionel Messi – und träumt weiter vom Titel.
Der Fuß Gottes: 632 Pässe spielten die Niederländer an diesem Freitagabend im Lusail-Stadion, 602 die Argentinier. Kurze Pässe, lange Flugbälle, angekommene Zuspiele und groteske Fehlpässe. Zwei Pässe ragten dabei raus. Einer kam von Lionel Messi. Was der siebenfache Weltfußballer in der 35. Minute aufführte, war nicht weniger als Fußballkunst. Messi bekam den Ball weit weg vom Tor, halbrechts. In einem Raum, in dem keinerlei Torgefahr entstehen kann. Außer eben, Leo Messi ist am Ball. Messi zog nach innen, er dribbelte, wackelte, dribbelte, den Blick nach links gerichtet. Währenddessen startete Nahuel Molina in den Strafraum, weitestgehend unbeachtet. Messi spielte einen 30-Meter-Pass wie an der Schnur gezogen, übers Standbein und gegen seine Laufrichtung und die aller überrumpelten orangen Verteidiger. Und Molina hatte plötzlich den Ball am Fuß, wie von Zauberhand, und schoss Argentinien in Führung.
Der Fuß Weghorsts: Diese Aktion war sogar für einen wie Lionel Messi außergewöhnlich. Doch auch den Niederländern gelang ein Zuspiel, das alle Standardtrainer dieser Welt vor Neid erblassen lassen dürfte. In der elften Minute der Nachspielzeit hatten die Niederländer einen Freistoß. Cody Gakpo stand bereit, jeder rechnete mit einem direkten Versuch. Doch Louis van Gaal griff noch mal in die Trickkiste. Teun Koopmeiners spielte flach in den Strafraum, wo Ex-Bundesliga-Angreifer Wout Weghorst den Ball aufnahm, sich um die eigene Achse drehte und einschob. Ausgerechnet Weghorst, der in seiner Zeit in Deutschland nicht mit großer technischer Finesse aufgefallen ist. Dabei gelang ihm ein solcher Treffer schon mal, vor rund zwei Jahren im Trikot des VfL Wolfsburg gegen Arminia Bielefeld.
Ergebnis: Argentinien besiegte die Niederlande 4:3 im Elfmeterschießen und trifft im WM-Halbfinale auf Kroatien. Hier geht's zum Spielbericht.
Grüße an Pelé: Messis Pass war nicht nur wunderschön, er brachte dem Zauberfuß auch einen Rekord ein. Mal wieder einen, möchte man sagen. Fünf Tore hat Messi nun in WM-K.o.-Spielen aufgelegt. Mehr als jeder andere Spieler seit Beginn der Datenerfassung 1966. Damit zog der Argentinier am legendären Pelé vorbei, der sich derzeit im Krankenhaus befindet, bei Instagram aber schrieb: »Ich bin stark, habe viel Hoffnung«.